Donnerstag, 31. Dezember 2009
Wie Rentner Geld ausgeben
Letzt ist der Satelitten-Receiver meiner Eltern kaputt gegangen. Da dieser Receiver ein billiges No-Name-Produkt war, der zusammen mit dem Pay-TV-Abo mitgeliefert wurde, hat mich dieser Defekt nicht gewundert.

Ich habe meine Eltern gefragt, wie alt dieser Receiver ist. Schließlich hat man zwei Jahre Garantie auf dieses Produkt. Meine Eltern hätten also vermutlich kostenlos einen Ersatz anfordern können. Sie haben aber weder gewußt, wie alt der Receiver ist, noch irgendwelche Unterlagen aufgehoben.

Der defekte Receiver war eigentlich kein Problem, schließlich kam der ja kostenlos mit und meine Eltern haben noch einen zweiten Receiver. Den Receiver hat aber ein guter Bekannter meines Vaters namens Walter, der ein Fernsehgeschäft betreibt, gleich mitgenommen, um die Programme einzustellen. Das Einstellen der Programme hätte auch ich machen können, nur war Walter einfach schneller. Zwei Wochen später hat Walter einen anderen Receiver zu meinen Eltern gebracht und gesagt "der andere Receiver hat nichts getaugt, man konnte keine Programme einstellen. Der neue Receiver kostet 95 Euro". Meine Eltern haben großzügig fünf Euro für Fahrtkosten und Telefongebühren addiert und ihm bar 100 Euro gegeben. Die Arbeitszeit wurde nicht berechnet, da man ja so gut bekannt ist.

Zu meiner Frage, ob der Receiver gebraucht ist, haben meine Eltern unterschiedliche Angaben gemacht: meine Mutter meinte, der gelieferte Receiver wäre neu, mein Vater dagegen sagte, er wäre gebraucht. Die Fernbedienung des jetzigen (neuen?) Receivers hat schon einige Kratzer, und in den seitlichen Rillen der Fernbedienung hat sich schon Staub abgelagert. Also ist der Receiver zweifelsfrei gebraucht. Eine Internet-Recherche hat ergeben, dass dieses Modell nicht mehr verkauft wird, und das ähnlich ausgestatte Nachfolgemodell einen Neupreis von 40 Euro hat.

Mein Vater erzählt immer wieder davon, dass Walter sein guter Bekannter ist und er kostenlos kommt, wenn er ihn anruft.

Dass Walter aber einen gebrauchten funktionstüchtigen Receiver mitgenommen und gegen einen anderen gebrauchten No-Name-Receiver getauscht hat und für diesen Tausch knapp 100 Euro verlangt hat, obwohl ein neuer Receiver nur 40 Euro kostet, kapieren meine Eltern nicht.

Ich habe dies meinem Vater gesagt, aber er hat einfach nicht zugehört und stur geantwortet "Nein, Nein Nein, der Receiver kostet 100 Euro!". Danach hat der die Nase in die Zeitung gesteckt und wollte nichts mehr hören.


Ähnlich war es mit dem Küchenfachgeschäft: Meine Mutter hat dem Händler gesagt, dass die Leiste an der Arbeitsplatte der Küche durch das häufige Putzen abgenutzt ist. Der Händler hat lapidar gemeint "Ich habe noch eine Leiste im Lager liegen, die bringe ich mal bei Gelegenheit vorbei." Nachdem der Händler diese Leiste, die bei ihm im Lager rumlag, bei Gelegenheit vorbeigebracht und mit Silikon festgeklebt hat, hat er 200 Euro verlangt. Normalerweise hätte man dem Händler sagen müssen: "Eine solche Leiste gibt es für 10 Euro in jedem Baumarkt. Nehmen Sie ihre Leiste wieder mit". Meine Eltern haben dagegen gleich bar und ohne Rechnung bezahlt.


Mein Vater sagt immer, dass er ganz gute Geldanlagen mit 5-6 Prozent Zinsen hat. Wenn ich ihm aber versuche zu erklären, dass man keine 5-6 Prozent auf sicheres Festgeld bekommt, antwortet er immer nur "ich bekomme 6 Prozent sicheren Zinssatz". Wahrscheinlich hat er sich ein Zertifikat verkaufen lassen, bei dem ein hoher Verlust möglich ist. Aber das versteht er nicht mehr und es ist aussichtslos, mit ihm darüber reden zu wollen. Er wiederholt zwei mal "6 Prozent sicherer Zinssatz" und schaut danach stur in die Zeitung oder in den Fernseher.