Samstag, 24. April 2010
Wer kam denn auf die dumme Idee mit dem Euro?
Nun haben wir den Salat: Griechenland steht vor der Staatspleite und möchte 30 Milliarden Euro von der EU, davon muss Deutschland 9 Milliarden Euro zahlen.

Um sich diese riesige Summe überhaupt vorstellen zu können, muss man diesen Betrag einmal auf den einzelnen Steuerzahler umrechnen. 9 Milliarden Euro geteilt durch 80 Millionen Deutsche gibt ungefähr 100 Euro pro Person. Wobei diese Rechnung nicht stimmt, weniger als die Hälfte aller Deutschen zahlt eine hohe Einkommensteuer. Der Anteil eines hart arbeitenden und gut verdienenden Singles wird eher 1000 Euro als 100 Euro betragen. Und wenn der Staat einfach mal so 1000 Euro meiner Steuer ausgibt, nachdem er die Jahre zuvor schon mehrere Milliarden Euro an Banken gegeben hat, die sich verzockt haben, stimmt mich das schon bedenklich. Ein Ende dieses Art des Geldausgebens ist ja nicht abzusehen, mehrere andere Staaten haben ähnliche Probleme.

Und was sagt den unser Wirtschaftsminister Gutenberg dazu? Vor kurzem hat er sich noch als aufrechter Kämpfer inszeniert, der sich strikt gegen Staatshilfen für Opel ausgesprochen hat. Bis jetzt habe ich aber keine Aussage von Gutenberg über die Geldzahlungen an Griechenland gehört. Es ist also in Ordnung, dass man Milliarden an die Bilanztrickser in Griechenland gibt, aber die deutschen Opel-Arbeiter leer ausgehen läßt? Dabei sind die Griechen doch selbst Schuld, während die Opelaner von der amerikanischen Muttergesellschaft GM heruntergewirtschaftet wurden.

Bei der Finanzkrise in den letzten Jahren hat man ja gelernt wie das läuft: Erst werden 30 Milliarden Euro gefordert. Und wenn das Geld dann da ist wird zwei Monate später gesagt, dass das Geld überraschenderweise nicht reicht und man nochmal 30 Milliarden Euro benötigt. Die Zahler stehen dann vor dem folgenden Dilema: entweder nochmal 30 Milliarden Euro hinterherwerfen oder zu sagen, dass Griechenland pleite gehen wird und die vor zwei Monaten gezahlten 30 Milliarden Euro jetzt unwiederbringlich weg sind. Welcher Politiker will den zwei Monate später als ein Depp dastehen? Da schießt man doch lieber nochmal 30 Milliarden Euro nach. Und danach können die Griechen ja noch ein drittes Mal kommen. Die Griechen sind ja als Bilanztrickser bekannt, in dieser Region wurde ja auch das Feilschen und Touristenneppen auf dem Basar erfunden; es würde mich wundern wenn die Griechen von Anfang an mit der ganzen Wahrheit rausrücken würden.

Dem Steuerzahler sollte klar sein, dass diese Milliarden nicht an die griechischen Bürger fließen werden, sondern an die Banken, die den Griechen Staatskredite gegeben haben. Das Staatsgeld wird nämlich direkt verwendet, um die von den Banken gegebenen Kredite zurückzuzahlen. Die Frage ist also: soll der deutsche Staat für die Finanzprobleme Griechenlands aufkommen oder die Banken, die die Kredite vergeben haben? Meine ganz eindeutige Meinung ist, dass die Banken und nicht der Staat die Zeche zahlen müssen. Die Banken haben sich schließlich dafür entschieden, Kredite an die Griechen zu vergeben, und nicht der deutsche Staat. Geld genug scheinen die Banken zu haben, um solche Verluste zu verkraften, sie zahlen ja schließlich wieder Milliarden an Boni. Die Banken haben auch jahrelang von den höheren Zinsen für ihre Kredite profitiert.

Haben die Rating-Agenturen, die die Zahlungsfähigkeit eines Staates einschätzen sollen, versagt? Nach der hehren Wirtschaftstheorie hätte es wie folgt laufen müssen: Die Finanzspezialisten der Ratingagenturen hätten schon vor Jahren die Finanzprobleme Griechenlands erkennen müssen. Dann hätte Griechenland ein Rating bekommen, so dass jeder Investor in griechische Staatsanleihen weiß, dass er für seine hohen Zinsen auf die griechischen Staatsanleihen ein gewisses Risiko eingeht. Der Investor wird also für sein eingegangenes Risiko durch einen höheren Zinssatz belohnt. Jeder Investor sollte sein Investment diversifizieren, das heißt er sollte nicht alles in griechische Staatsanleihen investieren, sondern z.B. nur 5 Prozent, so dass ein Ausfall von Griechenland verkraftbar ist.
Die Griechen wiederum hätten bei einer richtigen Einstufung durch die Ratingagenturen schon Jahre zuvor deutlich höhere Zinsen für ihre Staatsanleihen zahlen müssen, so dass die Griechen schon Jahre zuvor zu dem Schluss hätten kommen sollen, dass es besser wäre, die Finanzen in Ordnung zu bringen, als immer höhere Zinsen für die Staatsanleihen zahlen zu müssen.

Im Dezember 2009 hatten die griechischen Staatsanleihen noch das Rating A, was übersetzt bedeutet: "Die Anlage ist sicher, falls keine unvorhergesehenen Ereignisse die Gesamtwirtschaft oder die Branche beeinträchtigen". Wie kann eine Rating-Agentur eine sichere Anlage versprechen, wenn der Staat ein halbes Jahr später vor dem Staatsbankrot steht? Der Grund dafür ist, dass die Ratingagenturen nicht von den Anlegern bezahlt werden, die das faire Rating wissen möchten, sondern von den Schuldnern, die ein möglichst gutes Rating bekommen möchten.

Aktuell sind 30-jährige griechische Staatsanleihen mit einem Nennwert von 100 Euro zu einem Preis von 70 Euro zu kaufen. Wenn jetzt ein Investor diese Staatsanleihen kauft, und dann Deutschland die Rückzahlung garantiert, hat der Investor einen Gewinn von knapp 50 Prozent gemacht. Der Finanzmarkt hat also schon eingepreist, dass Griechenland 30 Prozent von dem Wert seiner Auslandsschulden streicht. Warum sollte der deutsche Steuerzahler nun solchen Investoren Geld schenken?

Ohne den Euro wäre das Finanzproblem in Griechenland überhaupt kein Problem. Denn dann könnten die Griechen selbst die Gelddruckpresse anwerfen und die Schulden wären über eine jahrliche Inflationsrate von 10 Prozent schnell abgebaut. Weiterhin würde diese Inflationsrate Griechenland attraktiv für Urlaubsreisende und Investoren machen. Und die durch die Inflationsrate bedingte reale Abnahme der Lohnstückkosten würde Griechenland wieder konkurrenzfähig machen; dies könnte man auf einem anderen Wege, wie z.B. über eine staatlich verordnete landesweite Gehaltskürzung, überhaupt nicht erreichen. Auf diese Weise würde die höhere Inflationsrate auch helfen, Griechenlands Wirtschaft anzukurbeln.
Der Euro hat aber diese Art der Geldpolitik unmöglich gemacht und zwingt nun Deutschland dazu, für die Schulden der Griechen aufzukommen.

Wer kam denn auf die dumme Idee mit dem Euro? Ich stelle mir diese Person als einen Politiker vor, der sehr gerne mit dem Flugzeug durch Europa fliegt, über rote Teppiche flaniert, Hände schüttelt und dabei fotogene Bilder produziert. Irgendwann vergisst dann so ein Politiker seine eigentliche Verantwortung für den deutschen Bürger und will nur noch Europa machen, sich in Europa als Euro-Politiker feiern lassen und als Mister Euro in die Geschichtsbücher verewigt werden.

Die Einführung des Euro war ein Fehler. Aber rückgängig machen kann man den Euro nicht mehr. Wie sollte das auch gehen? Sobald man sagen würde, dass alle Griechen jetzt ihre Euros wieder in ihre alten Drachmen umtauschen müssten, hätte jeder Grieche ein Euro-Konto im Ausland und kein Geld mehr in Griechenland.

Ich wäre gerne ein Schweizer. Die jetzige deutsche Regierung habe ich nicht gewählt.

Da hilft nur noch, das Beste daraus zu machen. Vielleicht werde ich demnächst mit etwas Spielgeld griechische Staatsanleihen zu einem Preis von 70 Prozent kaufen. Und wenn ich dann wieder in den Nachrichten lese, dass Deutschland für Griechenland zahlt, muss ich mich nicht mehr nur über die Verschwendung von deutschen Steuergeldern ärgern, sondern die ganze Sache hat noch einen positiven Anteil.