Vom Internet ins richtige Leben - Der Ostermarsch zum KKW Philippsburg
it-single, 21:12h
Gestern habe ich einen einseitigen Zeitungsartikel über die Atomkraft gelesen. Dieser hat mich dazu gebracht, heute Morgen in einem Blog-Beitrag über die verschwiegenen Kosten der Atomkraft zu schreiben. Danach habe ich gedacht, dass es das ja nicht gewesen sein konnte. Draußen ist das schönste Wetter und ich sitze zu Hause vorm Internet.
Es gibt einige Blogger, die nur im Internet zu leben scheinen. Wenn diese im realen Leben einen Platz im Cafe weggenommen bekommen, entschuldigen die sich noch freundlich, halten den Mund und gehen. Zu hause wird dann das Internet angeschaltet und eine Hasstirade über die Person geschrieben, die einem den Platz weggenommen hat. So möchte ich nie werden.
War heute nicht irgendwas mit Ostermärschen zu Kernkraftwerken? Schnell gegoogled und dann auf zum nächsten Kernkraftwerk in Philippsburg! Und das natürlich umweltfreundlich mit dem Fahrrad.
Den Fahrradweg nach Philippsburg musste ich erst noch erkunden. Die ersten 15 Kilometer waren mir zwar bekannt, doch danach haben mich meine Ortskenntnisse verlassen. Als ich das folgende Schild gesehen habe, habe ich gedacht, dass die Obrigkeit einem den Weg nach Philippsburg wirklich nicht leicht machen will:
Dieser schmale Trampelpfad hatte einige tiefe Schlaglöcher, die mich gut durchgeschottert haben.
Ich habe noch nie so einen schlechten Fahrradweg erlebt. Ein Rennradfahrer hätte hier umkehren müssen. Aber ich fahre ja Treckingrad. Ich weiß schon, warum ich ein Treckingrad und kein Rennrad fahre.
Während der Weg mich durchgeschüttelt hat, habe ich noch gedacht, dass der Weg nicht noch schlimmer werden kann. Aber er wurde schlimmer. Seit wann sieht denn ein Fahrradweg so aus? :
Was kommt als Nächstes? Hat die Polizei vielleicht auch noch die Schilder verdreht, damit Niemand den Weg nach Philippsburg findet? Mein aufkeimendes Misstrauen wurde erst wieder beruhigt, als ich die beiden Kühltürme sah:
Dort angekommen habe ich mich gleich in den Demonstrationszug eingereiht:
Nach einer viertel Stunde Gehzeit konnte ich mir eine Vorstellung davon machen, wie viele Menschen heute überhaupt mitmarschieren. Der Blick auf die Tausenden von Menschen, die gerade zum Kernkraftwert marschieren, war beeindruckend:
(Die Menschenschlange geht noch weiter, als man auf dem Bild erkennen kann; aufgrund der Belichtung verschwindet leider der Anfang der Schlange im Hellen.)
Am Kernkraftwerk angekommen, bin ich nur noch ein paar Minuten geblieben. Nicht mehr lange, aber lange genug, damit ich vom Helikopter am Himmel mitgezählt werden konnte. 3.000 Teilnehmer sollen es laut offizieller Meldung gewesen sein.
Kurzzeitig habe ich den Geruch von frisch gemähtem Gras wahrgenommen. So als würde jemand gerade Rasen mähen. Aber ein Rasenmäher war nicht zu hören. Es hat auch nicht genau so wie frisch gemähtes Gras gerochen, der Geruch war eher etwas süßlicher und auch etwas erdig. Es ist etwas schwer zu beschreiben, etwa so wie es auf einem Hans-Söllner-Konzert riecht. Ich habe mich kurz umgeschaut, aber auf den ersten Blick keinen Raucher mit Rastalocken entdeckt. Schade, ich hätte gerne etwas mit geraucht. Ich war ja mit dem Fahrrad da, das wäre kein Problem gewesen.
Für den Rückweg habe ich keine Schilder mehr benötigt. Zuerst muss ich einfach nur den Rhein entlang radeln. Mal direkt neben dem Rhein:
Mal ist der Radweg vom Rhein durch einen Hochwasserdamm getrennt:
Und mal radelt man direkt auf dem Hochwasserdamm:
Vorbei an einem brütenden Schwan:
So viel Radelei hat durstig gemacht. Deshalb musste ich mich mit Apfelsaftschorle und hausgemachtem Frankfurter Kranz stärken:
Diese Gaststätte macht vor, wie es anders gehen kann. Sie macht ihren Strom selbst, indem sie das Mühlrad an einen Generator angeschlossen haben:
Frisch gestärkt geht es weiter auf dem Heimweg. Nachdem ich mich vom Rhein abgewendet habe, muss ich nur noch Ausschau nach einem Hügel halten, auf dem eine weiße Kapelle steht. Dann muss ich nur noch direkt in diese Richtung steuern. So finde ich immer wieder nach Hause.
Nach 60 Kilometern, kurz vorm Ziel, fühle ich mich überhaupt nicht müde. Ganz im Gegenteil, ich radele lustig vor mich hin. Die Vorstellung, dass man heute etwas Gutes für die Welt getan hat, hat einfach beschwingt.
Gegen Ende muss ich noch über eine Autobahnbrücke. Als ich von dort aus den üblichen Autobahnstau zu Ostern sehe, bin ich mir sicher, dass ich Ostern richtig verbracht habe.
Jemand, der an diesem Tag nur mit dem Fahrrad unterwegs war und nicht - wie eine Bekannte von mir - schnell mit dem Fünfer BMW nach Südfrankreich gedüst ist, muss sich den Vorwurf, dass wir ohne Kernkraftwerke nicht genügend Energie hätten, nicht gefallen lassen.
Es gibt einige Blogger, die nur im Internet zu leben scheinen. Wenn diese im realen Leben einen Platz im Cafe weggenommen bekommen, entschuldigen die sich noch freundlich, halten den Mund und gehen. Zu hause wird dann das Internet angeschaltet und eine Hasstirade über die Person geschrieben, die einem den Platz weggenommen hat. So möchte ich nie werden.
War heute nicht irgendwas mit Ostermärschen zu Kernkraftwerken? Schnell gegoogled und dann auf zum nächsten Kernkraftwerk in Philippsburg! Und das natürlich umweltfreundlich mit dem Fahrrad.
Den Fahrradweg nach Philippsburg musste ich erst noch erkunden. Die ersten 15 Kilometer waren mir zwar bekannt, doch danach haben mich meine Ortskenntnisse verlassen. Als ich das folgende Schild gesehen habe, habe ich gedacht, dass die Obrigkeit einem den Weg nach Philippsburg wirklich nicht leicht machen will:
Dieser schmale Trampelpfad hatte einige tiefe Schlaglöcher, die mich gut durchgeschottert haben.
Ich habe noch nie so einen schlechten Fahrradweg erlebt. Ein Rennradfahrer hätte hier umkehren müssen. Aber ich fahre ja Treckingrad. Ich weiß schon, warum ich ein Treckingrad und kein Rennrad fahre.
Während der Weg mich durchgeschüttelt hat, habe ich noch gedacht, dass der Weg nicht noch schlimmer werden kann. Aber er wurde schlimmer. Seit wann sieht denn ein Fahrradweg so aus? :
Was kommt als Nächstes? Hat die Polizei vielleicht auch noch die Schilder verdreht, damit Niemand den Weg nach Philippsburg findet? Mein aufkeimendes Misstrauen wurde erst wieder beruhigt, als ich die beiden Kühltürme sah:
Dort angekommen habe ich mich gleich in den Demonstrationszug eingereiht:
Nach einer viertel Stunde Gehzeit konnte ich mir eine Vorstellung davon machen, wie viele Menschen heute überhaupt mitmarschieren. Der Blick auf die Tausenden von Menschen, die gerade zum Kernkraftwert marschieren, war beeindruckend:
(Die Menschenschlange geht noch weiter, als man auf dem Bild erkennen kann; aufgrund der Belichtung verschwindet leider der Anfang der Schlange im Hellen.)
Am Kernkraftwerk angekommen, bin ich nur noch ein paar Minuten geblieben. Nicht mehr lange, aber lange genug, damit ich vom Helikopter am Himmel mitgezählt werden konnte. 3.000 Teilnehmer sollen es laut offizieller Meldung gewesen sein.
Kurzzeitig habe ich den Geruch von frisch gemähtem Gras wahrgenommen. So als würde jemand gerade Rasen mähen. Aber ein Rasenmäher war nicht zu hören. Es hat auch nicht genau so wie frisch gemähtes Gras gerochen, der Geruch war eher etwas süßlicher und auch etwas erdig. Es ist etwas schwer zu beschreiben, etwa so wie es auf einem Hans-Söllner-Konzert riecht. Ich habe mich kurz umgeschaut, aber auf den ersten Blick keinen Raucher mit Rastalocken entdeckt. Schade, ich hätte gerne etwas mit geraucht. Ich war ja mit dem Fahrrad da, das wäre kein Problem gewesen.
Für den Rückweg habe ich keine Schilder mehr benötigt. Zuerst muss ich einfach nur den Rhein entlang radeln. Mal direkt neben dem Rhein:
Mal ist der Radweg vom Rhein durch einen Hochwasserdamm getrennt:
Und mal radelt man direkt auf dem Hochwasserdamm:
Vorbei an einem brütenden Schwan:
So viel Radelei hat durstig gemacht. Deshalb musste ich mich mit Apfelsaftschorle und hausgemachtem Frankfurter Kranz stärken:
Diese Gaststätte macht vor, wie es anders gehen kann. Sie macht ihren Strom selbst, indem sie das Mühlrad an einen Generator angeschlossen haben:
Frisch gestärkt geht es weiter auf dem Heimweg. Nachdem ich mich vom Rhein abgewendet habe, muss ich nur noch Ausschau nach einem Hügel halten, auf dem eine weiße Kapelle steht. Dann muss ich nur noch direkt in diese Richtung steuern. So finde ich immer wieder nach Hause.
Nach 60 Kilometern, kurz vorm Ziel, fühle ich mich überhaupt nicht müde. Ganz im Gegenteil, ich radele lustig vor mich hin. Die Vorstellung, dass man heute etwas Gutes für die Welt getan hat, hat einfach beschwingt.
Gegen Ende muss ich noch über eine Autobahnbrücke. Als ich von dort aus den üblichen Autobahnstau zu Ostern sehe, bin ich mir sicher, dass ich Ostern richtig verbracht habe.
Jemand, der an diesem Tag nur mit dem Fahrrad unterwegs war und nicht - wie eine Bekannte von mir - schnell mit dem Fünfer BMW nach Südfrankreich gedüst ist, muss sich den Vorwurf, dass wir ohne Kernkraftwerke nicht genügend Energie hätten, nicht gefallen lassen.