Der überschatzte Nadelgrat
it-single, 09:23h
Seit ein paar Jahren habe ich das Ziel, den Nadelgrat zu bewältigen. Der Nadelgrat ist ein Verbindungsgrat zwischen fünf Viertausender. Diese fünf Viertausender sind die fünf Gipfel, die man auf dem folgenden Bild ganz rechts sieht. Ein Gipfel weiter links sieht man in der Bildmitte den Dom - der höchste Gipfel dieser Berggruppe:
Nachdem in dem vergangen Jahren schon zwei Versuche wegen schlechten Wetters oder zuviel Restschnee gescheitert sind, habe ich dieses Jahr den dritten Anlauf gestartet.
Für den kompletten Nadelgrat benötigt man zwei Tage. Am ersten Tag war ich 10 Stunden unterwegs, um von der Bordierhütte aus zum Dürrenhorn aufzusteigen, das Hohberghorn und Stecknadelhorn zu überschreiben, und über das Nadelhorn auf die Mischabelhütte abzusteigen. Das sind vier Viertausender an einem Tag. Diese Tour dauert deshalb so lange, weil man nicht nur eine normale Hochtour bestehend aus 3 Stunden Aufstieg und 2 Stunden Abstieg macht, sondern auch noch 5 Stunden auf dem Grat klettert - dabei ist man auf dem Grat immer über viertausend Höhenmeter unterwegs.
Die zweite Etappe von der Lenzspitze zum Nadelhorn wollte der Bergführer am nächsten Tag nicht mehr gehen. Seine Begründung war, dass vor wenigen Tagen Neuschnee auf dem Grat gefallen ist, und seitdem noch niemand gespurt hat. Der Neuschnee würde die Tour zu riskant machen, da er keine Sicherungsmöglichkeiten bietet. Ich selbst als sehr obrigkeitsgläubiger Mensch habe die Begründung so hingenommen. Zwei meiner Bekannten mit Hochtourenerfahrung haben diese Begründung aber nicht verstanden und nachgefragt, wozu denn jemand Bergführer ist, wenn er keine neue Spur legen kann.
Der Nadelgrat wird meiner Meinung nach stark überschätzt - zu mindestens den Teil den ich gegangen bin. In Bergsteigerkreisen gilt er als sehr angesehene Grattour. Ich selbst fand den Grat aber zu brüchig. Spätere Touren in dieser Woche wie z.B. auf den Grand Cornier fand ich dagegen viel schöner. Wegen der Brüchigkeit des Nadelgrats muss man oft direkt auf dem Grat gehen, und kann nicht ein Meter neben dem Grat klettern. Aus diesem Grund hat man oft Nichts, was man mit den Händen greifen kann, und muss stattdessen mit Steigeisen an den Füßen über den Grat balancieren. Dabei weiß man oft nicht, was sich unter dem Schnee verbirgt, auf den man seine Steigeisen setzt. Das folgende Bild zeigt den Gipfel des Hohberghorns, wo der Grat kurz etwas breiter wurde:
Ansonsten sieht das Balancieren auf dem Nadelgrat ungefähr so aus (wobei das folgende Bild auf dem Verbindungsgrat zwischen Pointes De Mourtis und Dent Des Rosses aufgenommen wurde - links sieht man noch den Grand Cornier):
Die Kletterei auf den Grand Cornier fand ich deutlich interessanter als den Teil von Nadelgrat, den ich gemacht habe. Die Kletterei dort ist interessanter und weniger brüchig. Der Grand Cornier ist mit 3961 Meter aber kein Viertausender, weshalb so wenige Leute auf diesen Berg gehen. Die Schönheit dieser Tour möchte ich mit den folgenden beiden Bildern zeigen:
Zwischendurch haben wir noch den Klettersteig durch die Gornerschlucht gemacht. Flying Fox (man klinkt sich über eine Seilrolle in ein gespanntes Seil ein und fährt dann an dem schräg gespannten Seil herunter) ist ja mittlerweile Standard - weiterhin bietet dieser Klettersteig auch noch Balancierübungen und einen Seilpendler über den tosenden Bach:
Dieser Ausflug in die Schweiz hatte auch noch eine interessante Fahrt über Passstraßen zu bieten. Ursprünglich wollten wir nachmittags in ein anderes Tal zur Moiry-Hütte wechseln, um von dort aus am nächsten Tag mit einer Tour zu starten. Das Problem war aber, dass wir keinen Platz mehr auf der Hütte bekommen haben. Deshalb mussten wir morgens um vier Uhr die eineinhalbstündige Autofahrt ins Val D'Annivers erledigen. Ich bin gefahren. Es war auch mal ein Erlebnis, eine freie Passstraße zu haben, und nicht von Rentnern ausgebremst zu werden. Diese Passstraße hat mit einem Höhenunterschied vom 1800 Metern auch Einiges zu bieten.
Am Ende der Tour muss ich das Fazit ziehen, dass ich viel unterwegs war, meine Erwartungen aber doch nicht ganz erfüllt wurden. Den Nadelgrat habe ich leider nur zur Hälfte geschafft und der Grand Cornier zählt nicht für die Viertausender-Statistik.
Nach dieser Woche konnte ich mich gleich für eine Woche mit einer Sommergrippe ins Bett legen. Nachträglich kann ich nicht mehr sagen, wo ich mir diese Sommergrippe eingefangen habe.
So eine Hochtourenwoche sollte man wie ein Marathonlauf betrachten: gesund ist nicht der eigentliche Lauf, sondern das monatelange Training und die gesunde Ernährung zur Vorbereitung auf diesen Lauf.
Nachdem in dem vergangen Jahren schon zwei Versuche wegen schlechten Wetters oder zuviel Restschnee gescheitert sind, habe ich dieses Jahr den dritten Anlauf gestartet.
Für den kompletten Nadelgrat benötigt man zwei Tage. Am ersten Tag war ich 10 Stunden unterwegs, um von der Bordierhütte aus zum Dürrenhorn aufzusteigen, das Hohberghorn und Stecknadelhorn zu überschreiben, und über das Nadelhorn auf die Mischabelhütte abzusteigen. Das sind vier Viertausender an einem Tag. Diese Tour dauert deshalb so lange, weil man nicht nur eine normale Hochtour bestehend aus 3 Stunden Aufstieg und 2 Stunden Abstieg macht, sondern auch noch 5 Stunden auf dem Grat klettert - dabei ist man auf dem Grat immer über viertausend Höhenmeter unterwegs.
Die zweite Etappe von der Lenzspitze zum Nadelhorn wollte der Bergführer am nächsten Tag nicht mehr gehen. Seine Begründung war, dass vor wenigen Tagen Neuschnee auf dem Grat gefallen ist, und seitdem noch niemand gespurt hat. Der Neuschnee würde die Tour zu riskant machen, da er keine Sicherungsmöglichkeiten bietet. Ich selbst als sehr obrigkeitsgläubiger Mensch habe die Begründung so hingenommen. Zwei meiner Bekannten mit Hochtourenerfahrung haben diese Begründung aber nicht verstanden und nachgefragt, wozu denn jemand Bergführer ist, wenn er keine neue Spur legen kann.
Der Nadelgrat wird meiner Meinung nach stark überschätzt - zu mindestens den Teil den ich gegangen bin. In Bergsteigerkreisen gilt er als sehr angesehene Grattour. Ich selbst fand den Grat aber zu brüchig. Spätere Touren in dieser Woche wie z.B. auf den Grand Cornier fand ich dagegen viel schöner. Wegen der Brüchigkeit des Nadelgrats muss man oft direkt auf dem Grat gehen, und kann nicht ein Meter neben dem Grat klettern. Aus diesem Grund hat man oft Nichts, was man mit den Händen greifen kann, und muss stattdessen mit Steigeisen an den Füßen über den Grat balancieren. Dabei weiß man oft nicht, was sich unter dem Schnee verbirgt, auf den man seine Steigeisen setzt. Das folgende Bild zeigt den Gipfel des Hohberghorns, wo der Grat kurz etwas breiter wurde:
Ansonsten sieht das Balancieren auf dem Nadelgrat ungefähr so aus (wobei das folgende Bild auf dem Verbindungsgrat zwischen Pointes De Mourtis und Dent Des Rosses aufgenommen wurde - links sieht man noch den Grand Cornier):
Die Kletterei auf den Grand Cornier fand ich deutlich interessanter als den Teil von Nadelgrat, den ich gemacht habe. Die Kletterei dort ist interessanter und weniger brüchig. Der Grand Cornier ist mit 3961 Meter aber kein Viertausender, weshalb so wenige Leute auf diesen Berg gehen. Die Schönheit dieser Tour möchte ich mit den folgenden beiden Bildern zeigen:
Zwischendurch haben wir noch den Klettersteig durch die Gornerschlucht gemacht. Flying Fox (man klinkt sich über eine Seilrolle in ein gespanntes Seil ein und fährt dann an dem schräg gespannten Seil herunter) ist ja mittlerweile Standard - weiterhin bietet dieser Klettersteig auch noch Balancierübungen und einen Seilpendler über den tosenden Bach:
Dieser Ausflug in die Schweiz hatte auch noch eine interessante Fahrt über Passstraßen zu bieten. Ursprünglich wollten wir nachmittags in ein anderes Tal zur Moiry-Hütte wechseln, um von dort aus am nächsten Tag mit einer Tour zu starten. Das Problem war aber, dass wir keinen Platz mehr auf der Hütte bekommen haben. Deshalb mussten wir morgens um vier Uhr die eineinhalbstündige Autofahrt ins Val D'Annivers erledigen. Ich bin gefahren. Es war auch mal ein Erlebnis, eine freie Passstraße zu haben, und nicht von Rentnern ausgebremst zu werden. Diese Passstraße hat mit einem Höhenunterschied vom 1800 Metern auch Einiges zu bieten.
Am Ende der Tour muss ich das Fazit ziehen, dass ich viel unterwegs war, meine Erwartungen aber doch nicht ganz erfüllt wurden. Den Nadelgrat habe ich leider nur zur Hälfte geschafft und der Grand Cornier zählt nicht für die Viertausender-Statistik.
Nach dieser Woche konnte ich mich gleich für eine Woche mit einer Sommergrippe ins Bett legen. Nachträglich kann ich nicht mehr sagen, wo ich mir diese Sommergrippe eingefangen habe.
So eine Hochtourenwoche sollte man wie ein Marathonlauf betrachten: gesund ist nicht der eigentliche Lauf, sondern das monatelange Training und die gesunde Ernährung zur Vorbereitung auf diesen Lauf.