Mein erster und letzter Besuch in einer Mercedes-Werkstatt
it-single, 16:27h
Die Service-Intervall-Anzeige meiner A-Klasse hat mich darauf hingewiesen, dass Ende Dezember die nächste Inspektion fällig wird. Kurz vor Weihnachten war ich aber im Vorweihnachtsstress: die Weihnachtsfeier der Abteilung, die Weihnachtsfeier der gesamten Firma, mit den Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken, die Weihnachtsfeier des Sportvereins – mein Terminkalender war einfach so voll, dass ich nicht noch ein Werkstattbesuch hineinquetschen wollte. Deshalb habe ich geplant, am ersten freien Termin im Januar zur Mercedes-Werkstatt zu gehen.
Am Tag des Werkstattbesuchs gab es einen größeren Unfall auf der Autobahn, weshalb ich die Werkstatt eine viertel Stunde später als vereinbar erreicht habe. In der Werkstatt angekommen musste ich erst noch eine halbe Stunde warten, bis der Kfz-Meister aufgetaucht ist. Der Kfz-Meister hat sich überhaupt nicht dafür entschuldigt, dass ich so lange warten musste. Als ich mich dann dafür entschuldigt habe, dass ich zu spät kam, und den Grund dafür genannt habe, kam vom Meister auch keine Antwort. Es hat sich so angefühlt, als wäre der Meister noch eine halbe Stunde im Büro gesessen und hätte Kaffee getrunken, um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht pünktlich war. Wenn er in dieser Zeit einen anderen Kunden gehabt hätte, hätte ich das gesehen. In den letzten zwanzig Jahren war ich schon oft in Werkstätten. Bisher wurde ich immer sofort von einem Kfz-Meister empfangen, ohne dass ich Warten musste. Bei den Premiumpreisen von Mercedes hätte ich nicht erwartet, dass der Service schlechter wird.
Beim Blick in die Werkstatt habe ich lauter fast neu aussehende Mercedes SL und ähnliche große Autos gesehen. Ob ich dort mit meiner fünf Jahre alten A-Klasse richtig bin?
Gemäß meiner ursprünglichen Planung hätte ich den empfohlenen Termin des Service-Intervall-Rechners um 100 bis 200 Kilometer überzogen gewesen. Zwischen den Jahren kam aber noch ein Freund kurzfristig auf die Idee, noch für ein paar Tage zum Skifahren in die Schweiz zu fahren. Schon waren insgesamt 1000 Kilometer mehr auf dem Zähler. Dafür habe ich erst einmal vom dem Kfz-Meister einen Anschiss bekommen: wie kann ich es wagen, den Termin zu überziehen. Der Meister hat mich behandelt, als wäre ich ein Hilfsarbeiter, der gerade auf der Baustelle das Bad falsch gekachelt hätte. Dass ich hier der Kunde bin, hat der Meister nicht verstanden.
Im Rahmen des Werkstattbesuchs wollte ich nachfragen, wie viel denn die Reparatur der defekten Einparkhilfe kosten würde. Da ich mit der A-Klasse auch ohne Einparkhilfe gut einparken kann, würde ich höchstens 100 bis 200 Euro für eine Reparatur ausgeben, aber keine 1000 Euro. Der Defekt der Einparkhilfe ist auf einen Konstruktionsfehler zurück zu führen. Die Parksensoren besitzen nämlich eine Silikondichtung, die nach ein paar Jahren spröde wird, so dass Feuchtigkeit in den Sensor eintritt. Die Aussage des Meisters zur defekten Einparkhilfe war: das kann passieren, da fliegt mal ein Stein gegen den Sensor, und schon ist der Sensor kaputt. Diese eingelernte Ausrede spult er routiniert ab. Meine Frage, was denn die Reparatur kosten würde, hat den Meister für ein paar Sekunden sprachlos gemacht. Es scheint bei Mercedes nicht üblich zu sein, das man vor einer Reparatur nach dem Preis fragt. Nachdem er seine Sprache wiedergefunden hat, wurde ich darüber aufgeklärt, dass man dazu erst einmal den Bordcomputer auslesen müsste, um zu ermitteln, welcher Sensor defekt ist. Das Auslesen der Fehlercodes kostet 80 Euro, die ich auch dann zahlen müsste, wenn ich mich entscheiden würde, die Reparatur nicht vornehmen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich 80 Euro für eine Preisauskunft zahle, und die 80 Euro dann einfach in den Wind geschossen habe, weil ich mich danach dann gegen eine Reparatur entscheide, war mir einfach zu groß. Der Meister gab mir daraufhin das Gefühl, dass er so arme Leute wie mich nicht in seiner Werkstatt haben möchte. Als Softwareentwickler habe ich schon öfters mehrere Tage an der Erstellung eines Angebots gearbeitet. Die Kunden zahlen nie für die Erstellung eines Angebots, auch wenn die Analyse der Ausschreibungsunterlagen mehrere Tage Arbeit kostet. Dass Mercedes 80 Euro dafür verlangt, um mal schnell einen Stecker einzustecken – der Diagnosecomputer stand schon direkt neben meinem Auto – kann ich nicht verstehen.
Beim Durchgehen des Auftrags bin ich noch über den Punkt „Einfetten der abnehmbaren Anhängerkupplung“ gestolpert. Dieser Arbeitsschritt sollte 20 Euro kosten. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich die Anhängerkupplung nie benutze und die Aufnahme für die Anhängerkupplung durch eine Abdeckkappe gegen Schmutz geschützt ist. Daraufhin war der Meister sehr genervt, dass er wegen solchen Peanuts feilschen muss, und hat mir einfach gesagt, dass ich ohne die Beauftragung dieses Arbeitsschritts keinen Stempel in das Servicebuch bekomme.
Als ich am Abend dann meine A-Klasse wieder abgeholt habe, hat sich die Rechnung auf 1.000 Euro summiert. Eigentlich wäre nur eine kleine Inspektion fällig gewesen, es ist aber noch aufgefallen, dass die hinteren Bremsscheiben Riefen haben. Eine kleine Inspektion inklusive dem Wechsel der hinteren Bremsscheiben hätte bei anderen Werkstätten maximal die Hälfte gekostet, und dann hätte sich der Meister noch für einen Besuch bedankt. Ich werde nicht noch einmal das Doppelte bezahlen, um mich dafür so mies behandeln zu lassen.
Man hört auch von vielen anderen Leuten, dass sie aufgrund von ähnlichen Erfahrungen nicht mehr zu dieser Mercedes-Niederlassung gehen. Ein Bekannter hat gerade eine neue E-Klasse gekauft, und ist dazu in eine 50 Kilometer entfernte Mercedes-Niederlassung gefahren, da er in die örtliche Niederlassung nicht mehr besucht. Irgendwann war er mal dort um ein Smart als Drittauto zu kaufen – neben der E-Klasse und dem Geländewagen für die Jagd – und bekam zu hören, dass ein Smart ja kein Auto ist.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch einmal mit dem Mythos aufräumen, dass Mercedes eine höhere Qualität als andere Autohersteller hätte. Während der ersten 50.000 Kilometer hatte meine A-Klasse die folgenden Defekte:
Der entscheidende Unterschied macht nicht der Autohersteller, sondern der Produktionszeitpunkt. Die problematische A-Klasse wurde zwei Monate nach dem Anlaufen der Produktion hergestellt. Der Astra vier Jahre nach Produktionsbeginn. Deshalb konnte man beim Astra alle Konstruktionsprobleme beseitigen. Man sollte also nur Autos kaufen, die mindestens seit zwei Jahren produziert werden.
Am Tag des Werkstattbesuchs gab es einen größeren Unfall auf der Autobahn, weshalb ich die Werkstatt eine viertel Stunde später als vereinbar erreicht habe. In der Werkstatt angekommen musste ich erst noch eine halbe Stunde warten, bis der Kfz-Meister aufgetaucht ist. Der Kfz-Meister hat sich überhaupt nicht dafür entschuldigt, dass ich so lange warten musste. Als ich mich dann dafür entschuldigt habe, dass ich zu spät kam, und den Grund dafür genannt habe, kam vom Meister auch keine Antwort. Es hat sich so angefühlt, als wäre der Meister noch eine halbe Stunde im Büro gesessen und hätte Kaffee getrunken, um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht pünktlich war. Wenn er in dieser Zeit einen anderen Kunden gehabt hätte, hätte ich das gesehen. In den letzten zwanzig Jahren war ich schon oft in Werkstätten. Bisher wurde ich immer sofort von einem Kfz-Meister empfangen, ohne dass ich Warten musste. Bei den Premiumpreisen von Mercedes hätte ich nicht erwartet, dass der Service schlechter wird.
Beim Blick in die Werkstatt habe ich lauter fast neu aussehende Mercedes SL und ähnliche große Autos gesehen. Ob ich dort mit meiner fünf Jahre alten A-Klasse richtig bin?
Gemäß meiner ursprünglichen Planung hätte ich den empfohlenen Termin des Service-Intervall-Rechners um 100 bis 200 Kilometer überzogen gewesen. Zwischen den Jahren kam aber noch ein Freund kurzfristig auf die Idee, noch für ein paar Tage zum Skifahren in die Schweiz zu fahren. Schon waren insgesamt 1000 Kilometer mehr auf dem Zähler. Dafür habe ich erst einmal vom dem Kfz-Meister einen Anschiss bekommen: wie kann ich es wagen, den Termin zu überziehen. Der Meister hat mich behandelt, als wäre ich ein Hilfsarbeiter, der gerade auf der Baustelle das Bad falsch gekachelt hätte. Dass ich hier der Kunde bin, hat der Meister nicht verstanden.
Im Rahmen des Werkstattbesuchs wollte ich nachfragen, wie viel denn die Reparatur der defekten Einparkhilfe kosten würde. Da ich mit der A-Klasse auch ohne Einparkhilfe gut einparken kann, würde ich höchstens 100 bis 200 Euro für eine Reparatur ausgeben, aber keine 1000 Euro. Der Defekt der Einparkhilfe ist auf einen Konstruktionsfehler zurück zu führen. Die Parksensoren besitzen nämlich eine Silikondichtung, die nach ein paar Jahren spröde wird, so dass Feuchtigkeit in den Sensor eintritt. Die Aussage des Meisters zur defekten Einparkhilfe war: das kann passieren, da fliegt mal ein Stein gegen den Sensor, und schon ist der Sensor kaputt. Diese eingelernte Ausrede spult er routiniert ab. Meine Frage, was denn die Reparatur kosten würde, hat den Meister für ein paar Sekunden sprachlos gemacht. Es scheint bei Mercedes nicht üblich zu sein, das man vor einer Reparatur nach dem Preis fragt. Nachdem er seine Sprache wiedergefunden hat, wurde ich darüber aufgeklärt, dass man dazu erst einmal den Bordcomputer auslesen müsste, um zu ermitteln, welcher Sensor defekt ist. Das Auslesen der Fehlercodes kostet 80 Euro, die ich auch dann zahlen müsste, wenn ich mich entscheiden würde, die Reparatur nicht vornehmen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich 80 Euro für eine Preisauskunft zahle, und die 80 Euro dann einfach in den Wind geschossen habe, weil ich mich danach dann gegen eine Reparatur entscheide, war mir einfach zu groß. Der Meister gab mir daraufhin das Gefühl, dass er so arme Leute wie mich nicht in seiner Werkstatt haben möchte. Als Softwareentwickler habe ich schon öfters mehrere Tage an der Erstellung eines Angebots gearbeitet. Die Kunden zahlen nie für die Erstellung eines Angebots, auch wenn die Analyse der Ausschreibungsunterlagen mehrere Tage Arbeit kostet. Dass Mercedes 80 Euro dafür verlangt, um mal schnell einen Stecker einzustecken – der Diagnosecomputer stand schon direkt neben meinem Auto – kann ich nicht verstehen.
Beim Durchgehen des Auftrags bin ich noch über den Punkt „Einfetten der abnehmbaren Anhängerkupplung“ gestolpert. Dieser Arbeitsschritt sollte 20 Euro kosten. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich die Anhängerkupplung nie benutze und die Aufnahme für die Anhängerkupplung durch eine Abdeckkappe gegen Schmutz geschützt ist. Daraufhin war der Meister sehr genervt, dass er wegen solchen Peanuts feilschen muss, und hat mir einfach gesagt, dass ich ohne die Beauftragung dieses Arbeitsschritts keinen Stempel in das Servicebuch bekomme.
Als ich am Abend dann meine A-Klasse wieder abgeholt habe, hat sich die Rechnung auf 1.000 Euro summiert. Eigentlich wäre nur eine kleine Inspektion fällig gewesen, es ist aber noch aufgefallen, dass die hinteren Bremsscheiben Riefen haben. Eine kleine Inspektion inklusive dem Wechsel der hinteren Bremsscheiben hätte bei anderen Werkstätten maximal die Hälfte gekostet, und dann hätte sich der Meister noch für einen Besuch bedankt. Ich werde nicht noch einmal das Doppelte bezahlen, um mich dafür so mies behandeln zu lassen.
Man hört auch von vielen anderen Leuten, dass sie aufgrund von ähnlichen Erfahrungen nicht mehr zu dieser Mercedes-Niederlassung gehen. Ein Bekannter hat gerade eine neue E-Klasse gekauft, und ist dazu in eine 50 Kilometer entfernte Mercedes-Niederlassung gefahren, da er in die örtliche Niederlassung nicht mehr besucht. Irgendwann war er mal dort um ein Smart als Drittauto zu kaufen – neben der E-Klasse und dem Geländewagen für die Jagd – und bekam zu hören, dass ein Smart ja kein Auto ist.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch einmal mit dem Mythos aufräumen, dass Mercedes eine höhere Qualität als andere Autohersteller hätte. Während der ersten 50.000 Kilometer hatte meine A-Klasse die folgenden Defekte:
- Der Motor hatte Zündaussetzer. Das Problem war eine fehlerhafte Charge von Einspritzanlagen.
- Die Rückbank ließ sich nicht mehr Umklappen. Das Problem musste durch ein Tausch eines Schlosses behoben werden
- Die hinteren Bremsscheiben hatten nach nicht einmal 50.000 Kilometer Riefen und mussten deshalb gewechselt werden.
- Die Einparkhilfe funktioniert nicht mehr. Die Ursache ist eine Silikondichtung, die nach ein paar Jahren spröde wird.
- Der Behälter für das Scheibenwischwasser ist undicht. Dies ist ebenfalls ein Konstruktionsfehler, der sich erst bemerkbar macht, wenn nach zwei bis drei Jahren der Kunststoff gealtert ist.
- An kalten Wintertagen funktioniert die Zentralverriegelung nicht. Dies ist ein Konstruktionsfehler, der sich erst bemerkbar macht, wenn nach zwei bis drei Jahren der Kunststoffbalg spröde wird.
- Alle Türen sind stark rostanfällig. Dieses Problem ist erst zwei Jahre nach Produktionsbeginn aufgefallen.
Der entscheidende Unterschied macht nicht der Autohersteller, sondern der Produktionszeitpunkt. Die problematische A-Klasse wurde zwei Monate nach dem Anlaufen der Produktion hergestellt. Der Astra vier Jahre nach Produktionsbeginn. Deshalb konnte man beim Astra alle Konstruktionsprobleme beseitigen. Man sollte also nur Autos kaufen, die mindestens seit zwei Jahren produziert werden.