Donnerstag, 13. September 2018
Kaum in Deutschland, und schon beklaut
Nach zwei schönen Wochen in den Bergen musste ich wieder zurück nach Deutschland. Kaum war ich zurück in Deutschland, musste ich feststellen, dass mein Fahrradcomputer aus dem Fahrradkeller geklaut wurde. Das Fahrrad selbst war zum Glück mit einem Rahmenschloss gesichert.

Wer bitteschön klaut denn ein Fahrradcomputer? Dieser ist für den Dieb ja eigentlich wertlos. Die Halterung des Fahrradcomputers war ja mit einem speziellen Einweg-Kabelbinder am Lenker fixiert. Diese Halterung kann man nur entfernen, wenn man mit einem Messer den Kabelbinder zerschneidet. Dieser Einweg-Kabelbinder ist nicht handelsüblich und kann nicht nachgekauft werden. Damit kann ja der gestohlene Fahrradcomputer nicht wieder richtig befestigt werden. Der Dieb muss auch ein Messer dabei gehabt haben, sonst hätte er den Kabelbinder nicht zerschneiden können!

Der Dieb hat auch den Sensor an der Gabel entfernt, aber der dazugehörige Magnet an der Speiche, der sehr einfach hätte abgezogen werden können, wurde nicht entfernt. Weiterhin fehlt dem Dieb die Bedienungsanleitung, in der die Tabelle steht, welcher Millimeter-Wert je nach Reifengröße in den Fahrradcomputer einprogrammiert werden muss. Damit ist das Diebesgut für den Dieb ja wertlos. Die billigsten Fahrradcomputer gibt es ja schon für 10 Euro – bevor man bei einem geklauten Fahrradcomputer noch den speziellen Kabelbinder und den Speichenmagnet nachkauft, kann man ja gleich für 10 Euro einen Billig-Fahrradcomputer kaufen.

In den Bergen war es schöner als in Deutschland: dort wird man nie beklaut. Und das, obwohl es dazu genug Möglichkeiten gäbe: in den Schuhräumen liegt eine Menge teure Pickel, Seile und Steigeisen. Und an jeder Steckdose im Gang wird ein teures Handy aufgeladen.

Nur einmal ist mir in den Bergen die Gletscherbrille abhandengekommen. Damals kam ich gerade von einer Tour zurück, und hatte im Schuhraum meine Schuhe ausgezogen. Ich hatte meine Gletscherbrille abgezogen, diese hinter mit auf die Bank gelegt, und mich kurz nach vorne zu den Schuhen gebeugt. Als ich mich wieder umgedreht habe war die Gletscherbrille weg. Mir war aber aufgefallen, dass eine andere Gruppe kurz vor mir an der Hütte angekommen ist, und diese Gruppe sehr erschöpft aussah. Also habe ich die Gruppe gefragt, ob jemand vielleicht eine Gletscherbrille der Marke Julbo Explorer hat, und diese zweimal eingepackt hat. So bekam ich meine Gletscherbrille zurück. Ein Mitglied der Gruppe hatte eine identische Gletscherbrille, und als er meine Gletscherbrille im Schuhraum gesehen hat, wohl gedacht, es wäre seine, und deshalb mitgenommen.

Vor wenigen Tagen war ich zwei Tage hintereinander auf der gleichen Berghütte. An jedem dieser beiden Tage ist eine Person zur Frühstückszeit in den Gastraum gekommen und hat in die Runde gerufen, dass er etwas vermisst. Am ersten Tag hat jemand seinen weißen Klettersteighelm vermisst. Daraufhin hat jemand zurückgerufen, dass er da und da einen weißen Helm hat herumliegen sehen. So kam der Helm wieder zum Besitzer zurück. Auf dieser Hütte scheinen die meisten Gäste Anfänger zu sein. Normalerweise sollte der Rucksack so gepackt sein, dass dort auch noch ein Helm reinpasst. Wenn ich sehe, dass da mehrere Helme an der Garderobe hängen, wundert es mich nicht, dass dann manchmal Helme durcheinander kommen.

Am zweiten Tag hatte sich eine Frau lautstark beschwert, dass sie das Ladekabel für ihr Handy vermisst. Daraufhin hatte jemand zurückgerufen, dass er da und dort ein Ladekabel gesehen hat. Als die Frau wieder zurück in die Gaststube kam, hatte sie ihr Ladekabel wieder, aber weiter rumgenervt, wer denn dieses Ladekabel dorthin gelegt hat. Für die Leute, die nicht oft in die Berge gehen, muss ich zur Erklärung ergänzen, dass eine Berghütte keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz hat, und deshalb normalerweise die Zimmer keine Steckdose haben, sondern sich höchstens eine Steckdose irgendwo im Gang befindet. Da ja die modernen Smartphones jeden Tag an die Steckdose müssen, kann es vorkommen, dass jemand dringend Strom brauch, weil er seiner Frau zuhause täglich mitteilen muss, dass er nicht abgestürzt ist. In solchen Notsituationen wird dann manchmal ein anderes Ladekabel aus der Steckdose gezogen, weil man selbst dringend Strom benötigt, und annimmt, dass das andere Handy, was schon seit Stunden an der Steckdose im Gang hängt, eigentlich genug geladen sein müsste.

In meinem Fall des verlorenen Fahrradcomputers kann ich ausschließen, dass der Fahrradcomputer versehentlich herunter gefallen ist. Die Halterung des Fahrradcomputers kann wirklich nur entfernt werden, indem man mit einem Messer den Kabelbinder durchschneidet. Aus diesem Grund freue ich mich aktuell überhaupt nicht, wieder in Deutschland zu sein.

Nachtrag: Beim abendlichen Heimweg mit dem Fahrrad ist mir aufgefallen, dass der Dieb auch noch das LED-Rücklicht gestohlen hat. Deshalb musste ich im Dunkeln ohne Licht durch die Stadt radeln. Deutschland kotzt mich gerade an.