Samstag, 10. August 2019
Gedichte fürs Gipfelbuch – Acherkogel
Ein paar Tage nach meinem vorherigen Gedicht für das Gipfelbuch hatte ich Gelegenheit, ein weiteres Gedicht zu verfassen.

Um dieses Gedicht zu erklären, muss ich zwei Wandertage von mir beschreiben: am ersten Tag bin ich den Wilhelm-Oltroge-Weg von der Schweinfurter Hütte zur Bielefelder Hütte gegangen, und am darauffolgenden Tag bin ich von der Bielefelder Hütte auf den Acherkogel.

Beim Start von der Schweinfurter Hütte zur Bielefelder Hütte muss man erst viele Höhenmeter machen. Hier ein Rückblick von diesem Anstieg zur Schweinfurter Hütte:



Von der Schweinfurter Hütte steigt man danach weiter an, bis der 3010 Meter hohe Hochreichkopf erreicht ist. Danach folgen auf dem Wilhelm-Oltroge-Weg noch einige Drahtseilversicherungen.
Cirka 6 Stunden nach dem Start von der Schweinfurter Hütte taucht überraschend ein Schneefeld auf:



Mit einem solchen Schneefeld hätte ich Anfang August nicht mehr gerechnet. Dieses Schneefeld ist ca. 20 Meter breit, hat eine Dicke von 2 Metern und eine Steilheit von ca. 40 Grad. Dieser Schnee ist auch sehr hart, so dass man kaum Tritte in den Schnee reintreten kann. Vermutlich ist dieses Schneefeld der Rest einer großen Lawine vom letzten Winter. Wenn man die Teller von den Wanderstöcken entfernt, kann man auch mit viel Kraft die Wanderstöcke nur drei Zentimeter tief einrammen. Ein Umgehen dieses Schneefeldes war auch nicht möglich.
In dieser Situation wäre ich am liebsten umgedreht. Ein Abrutschen auf diesem steilen Schneefeld wäre lebensgefährlich. Leider bemerkt man dieses Schneefeld erst 6 Stunden nach dem Start von der Schweinfurter Hütte, und ich hatte keine große Lust, diese 6 Stunden wieder zurück zu gehen. Also habe ich mich unter äußerster Vorsicht über dieses Schneefeld gewagt.
Auf diesem Schneefeld sieht man zwei kaum ausgeprägte Spuren. Nachdem ich das Schneefeld über die untere Spur überquert hatte, sah ich auch, warum die obere Spur kurz vor Ende des Schneefeldes aufhört. Die obere Spur endet nämlich in einem 2 Meter hohen Überhang:



Mit mir zusammen sind noch drei weitere Gruppen von der Schweinfurter Hütte gestartet, um den gleichen Weg zu gehen. Laut Wanderführer benötigt man für diesen Weg 8 Stunden – ich habe insgesamt inklusive Pausen nur 7 Stunden benötigt. Dies war der Grund dafür, warum ich zu Anfang die drei anderen Gruppen überholt habe. Später habe ich dann erfahren, was aus den anderen Gruppen wurde: die drei anderen Gruppen sind bei dem Schneefeld umgedreht. Eine dieser drei Gruppen bestand aus zwei ca. 30-jährigen Münchnern. Das Umdrehen dieser drei Gruppen halte ich für eine gute Entscheidung, auch wenn das Umdrehen dann lange Abstiege und hohe Taxikosten zur Folge hatte.

An Wanderführer dieser Gruppe hatte den Hüttenwirt der Schweinfurter Hütte nach den Bedingungen auf diesem Weg gefragt. Ich saß gerade daneben, so dass ich die folgende Antwort des Hüttenwirtes mitbekommen habe: Gestern ist niemand diesen Weg gegangen, weil der Wetterbericht schlecht war. Aber für den nächsten Tag ist ja besseres Wetter angesagt. Der Hüttenwirt hatte offensichtlich keine Ahnung, dass der Höhenweg durch ein Schneefeld blockiert war, und es war ihm wohl auch egal.

Ein Tag vorher war eine Familie mit zwei Kindern von diesem Schneefeld blockiert. Da diese Gruppe nach 6 Stunden auf diesem Weg (und 2 Stunden vor der Bielefelder Hütte) zu entkräftet war, um nochmal 6 Stunden zurück zu gehen, mussten diese Familie mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden.

Nach dem Wilhelm-Oltroge-Weg habe ich dann ziemlich alleine auf der Bielefelder Hütte übernachtet, die drei anderen Gruppen haben alle telefonisch abgesagt. Ansonsten wären nur noch ein paar Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein auf der Hütte, die von der Feier „65 Jahre Neue Bielefelder Hütte“ noch übrig geblieben sind. Dies muss eine größere Feier gewesen sein, die bis spät in die Nacht ging, bei einigen Menschen für einen ordentlichen Kater gesorgt hat.
Am nächsten Tag bin ich von der Bielefelder Hütte auf den Achernkogel. Dieser 3007 Meter hohe Berg ist der nördlichste Dreitausender der Alpen. In der Alpenvereinsbroschüre über die Bielefelder Hütte wird dieser Berg als einer von zwei lohnenden Gipfelzielen erwähnt. Laut dieser Bröschüre erfordert dieser Berg eine Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad, und eine Aufstiegszeit von dreieinhalb Stunden von der Hütte aus.



Die Wegmarkierungen zum Achernkogel hoch sind stellenweise sehr schlecht. Am Anfang steht zwar ein Schild vom Bielefelder Alpenverein, aber danach fehlen an vielen Stellen Steinmännchen oder Wegmarkierungen.



Beim Durchblättern des Gipfelbuches habe ich festgestellt, dass von der großen Truppe des Bielefelder Alpenvereins, die zum Feiern auf der Hütte war, keiner auf ihren Hausberg gestiegen ist.
Damit hatte ich das passende Gedicht für das Gipfelbuch fertig:



Gestern waren 80 Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein auf der Hütte zum Saufen,
aber keiner von denen ist auf ihren Hausberg – den Acherkogel – hoch gelaufen.
Die Wegfindung hier hoch ist ein Graus,
doch die Alpenvereinler kommen kaum aus ihrer Hütte heraus.
Gestern war auf dem Wilhelm-Oltroge-Weg zwei Stunden vor der Bielefelder Hütte eine Familie mit Kindern von einem Schneefeld blockiert und mussten auf die Helirettung warten
Währenddessen hockten die Alpenvereinler auf ihrer Hütte, und erzählten bei einem Bier von alten Heldentaten.
Auf den Hütten interessiert es niemanden mehr, wie die Wanderer über die Wege kommen
Der Alpenverein ist zu einem Saufclub verkommen.

P.S. Dieses Gedicht soll ein Vorwurf an die Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein sein. Wenn man spontan am Gipfel ein Gedicht schreibt, und sich das dann noch reimen soll, muss man halt ein paar Kompromisse eingehen. Die Bielefelder waren nette Menschen im Alter von 60 aufwärts. Von diesen Flachlandbewohnern kann man nicht erwarten, dass sie auf den Achernkogel steigen, oder sich um die Wegesicherung kümmern. Dieses Gedicht soll keine Kritik an den Bielefeldern selbst sein, sondern eher daran, dass sich die Hüttenwirte nicht mehr für die Wanderer interessieren, und auf den Hütten generell teilweise zu viel getrunken wird. Auf einer Hütte war eine 15-köpfige Gruppen von jungen Menschen, die überhaupt nicht richtig wandern waren, und sich in der Gaststube so verhalten haben, als wären sie auf dem Oktoberfest. Von deren Geschrei hat man fast Ohrenschmerzen bekommen.