Sonntag, 31. Juli 2011
Hochtourenwoche im Wallis
Ursprünglich wollte ich zusammen mit meiner letztjährigen Hochtourenpartnerin dieses Jahr wieder ein Bergführer nehmen. Leider konnten wir keinen gemeinsamen Termin finden. Danach hat mir der Bergführer einen Tourenvorschlag im Wallis gemailt, der mich sehr gereizt hat. Also habe ich mir gedacht: Was soll's, gönne ich mir doch mal den Luxus eines Privatbergführers. Ich habe schließlich auch schon monatelang Projekte in Frankfurt gemacht, wo ich nur gearbeitet und in einem Hotel übernachtet habe.

Ich war schon mehrmals in der Monta-Rosa-Gruppe unterwegs und habe dort schon einige Gipfel gesammelt. So war ich schon auf der Dufourspitze, dem Nordend, auf Castor und Pollux und habe die Breithorn-Überschreitung gemacht. In dieser Kette fehlt mir aber noch die Lyskamm-Überschreitung und ein paar Viertausender rund um die Signalkuppe. Diese fehlenden Gipfel sollten in der Hochtourenwoche mit dem Privatbergführer gesammelt werden, siehe folgendes Bild.

In dem folgenden Bild sieht man von links nach rechts: Nordend, Dufuorspitze, Parrotspitze, Ludwigshöhe, Schwarzhorn und Lyskamm. Zwischen der Dufuorspitze und der Parrotspitze gibt es noch die Zumsteinspitze und die Signalkuppe, die von einem Kamm der Dufourspitze verdeckt sind:



Dieses Jahr hatte ich viel mehr Wetterglück, als ich zu Anfang erwartet hatte.
Das Wetterglück hat schon damit begonnen, dass ich während der Anfahrt durch den Regen gefahren bin, um dann bei Sonnenschein aus dem Auto zu steigen und zur Weissmieshütte aufzusteigen.

1. Tag
An meinem ersten Akklimatisationstag bin ich von der Weissmieshütte aus den Klettersteig auf das Jägihorn gegangen. Die Seilbrücke dieses Klettersteigs ist ganz witzig:



Fünfeinhalb Stunden nach dem Start von der Weissmieshütte zum Klettersteig war ich wieder trochen zurück bei der Hütte. Den am Nachmittag einsetzenden Regen konnte ich dann gemütlich aussitzen.

2. Tag
Am zweiten Akklimatisationstag wollte ich versuchen, soweit wie möglich zum Lagginhorn (4010 m) hochzukommen. Da der Grat zum Lagginhorn verschneit war, hatte ich wenig Hoffnung, weit zu kommen. Doch der Schnee auf dem Einser-Felsgrat war unproblematisch. Die einzige fünf Meter lange Felsplatte im zweiten Schwierigkeitsgrad lies sich auch bei Schnee problemlos bewältigen. So habe ich dann das Lagginhorn geschafft:



Der Ausblick vom Lagginhorn fand ich beeindruckend. Ich habe vorher noch nie so eine klar abgegrenzte Wolkendecke gesehen. Unten lag der Talort Saas Fee unter einer Wolkendecke. Über der Wolkendecke sieht man die verschneiten Gipfel der Mischabel-Gruppe:



Am Gipfel wollte ein Bergführer seinem Gast das Panorama erklären, wusste aber nicht mehr, wie der Gipfel rechts neben dem Dom heißt. Ich habe gerne dem Bergführer den Namen des Gipfels (Lenzspitze) genannt. Der Bergführer war daraufhin aus irgendeinem Grund eingeschnappt und ist dann grußlos vom Gipfel abgestiegen:



Laut Führerliterator benötigt man von der Weissmieshütte aus 4 Stunden zum Aufstieg auf das Lagginhorn und 2 Stunden für den Abstieg. Ich habe für den Aufstieg 3 Stunden und für den Abstieg 2 1/2 Stunden benötigt. Der große Unterschied zwischen Aufstiegszeit und Abstiegszeit in der Führerliterator ist unplausibel.

3. Tag
Laut Wettervorhersage sollte dieser Tag am Nachmittag leichte Regenschauer bringen. Deshalb bin ich an diesem Tag gemütlich den Höhenweg zur Almageller Alp gegangen. Die paar Regentropfen auf dem Rückweg liesen sich unter der Goretext-Jacke gut aushalten.

4. Tag
Nach den paar Akklimatisationstagen auf der Weissmieshütte bin ich ins Tal abgestiegen, um meinem Bergführer zu treffen. Der hatte zwischenzeitlich schon Erkundigungen eingeholt und herausbekommen, dass die erste geplante Tour, nämlich die Überschreitung von der Lenzspitze zum Nadelhorn, aufgrund des Neuschnees nicht machbar ist. Deshalb haben wir spontan den Plan geändert und sind nach Zermatt gefahren und auf die Rothornhütte aufgestiegen.

Der Aufstieg von 1600 Höhenmeter auf die Rothornhütte ist schon eine vollwertige Tagestour:



In der Mitte des obigen Bildes sieht man die Wellenkuppe (3903 m), links daneben das Obergabelhorn (4063 m). Unser Ziel war, an dem nächsten Tag auf die Wellenkuppe zu steigen.

Das Obergabelhorn ist durch einen halbbogenförmigen Felsgrat von der Wellenkuppe getrennt. Der einfachste Weg zum Obergabelhorn führt über die Wellenkuppe; danach muss man den halbbogenförmigen Grat zum Obergabelhorn weiter klettern. Da dieser Grat verschneit ist, konnten wir maximal bis zur Wellenkuppe.

Die beiden Berge Obergabelhorn und Wellenkuppe wurden von lieben Gott unschön angeordnet. Wenn die Wellenkuppe nur 100 Meter höher wäre und das Obergabelhorn 70 Meter niedriger, hätte man durch eine Bergtour auf die Wellenkuppe den Viertausender dieses Felsmassivs abgearbeitet. Aber so ist die Wellenkuppe nur ein Vorgipfel des Obergabelhorns, welcher überhaupt nichts für eine bessere Viertausender-Statistik beiträgt.

Als ich in Zermatt losgelaufen bin, war ich mit einem T-Shirt bekleidet. Eine halbe Stunde unterhalb der Rothornhütte habe ich dann angefangen zu frieren. Ich wollte dann aber nicht stehen bleiben und mir etwas Wärmeres anziehen, weil ich mir gedacht habe, dass man beim Aufstieg sowieso soviel Wärme produziert, dass man eigentlich nicht frieren sollte. Als ich dann im T-Shirt die Rothornhütte erreicht habe, habe ich angefangen zu frieren wie ein Schneider. Ich habe schon an mir gezweifelt und mich gewundert, warum ich in der Hütte so friere. Nach einer halben Stunde ist mir dann auch aufgefallen, warum ich so friere: das Steinhaus auf 3200 Höhenmeter wird nicht beheizt, weshalb sogar die Mädels in der Küche mit Jacke und Wollmütze arbeiten.


Die Rothornhütte hat auch eine antike Toilettenanlage. Das Schießhäusle wurde 30 Meter neben der Hütte direkt an einer senkrechten Felswand gebaut. Da sollte man Nachts nicht so oft müssen müssen.

5. Tag
Mein Bergführer macht morgens normalerweise Stress, damit er als erste Seilschaft von der Hütte loskommt. Dadurch vermeidet er, im folgenden Aufstieg von anderen Seilschaften ausgebremst zu werden. Diese Woche hatte er aber eine andere Taktik. Insgesamt wollten nur vier Gruppen auf die Wellenkuppe. Die anderen Gruppen haben alle um fünf Uhr in der Früh gefrühstückt. Mein Bergführer hat das Frühstück eine Stunde später angesetzt, weil er meinte, dass die ersten ja sowieso durch den ungespurten Neuschnee spuren müssen, und es sich deshalb nicht lohnt zu früh zu starten.

Beim Aufstieg zur Wellenkuppe haben wir die erste Seilschaft genau an der Stelle überholt, an der die Spurarbeit endet, d.h. dort wo man vom Gletscher in den Fels wechselt. Die beiden anderen Gruppen haben wir eine Viertelstunde später überholt. Diese beiden französischen Gruppen hatten sich im Felsgrat verklettert. Durch das Zeigen des richtigen Weges haben wir uns wenigstens für die Spurarbeit erkenntlich gezeigt: "Hey guys, you are on the wrong way!".



Der Aufstieg zur Wellenkuppe fordert auch eine interessante Kletterei:



Ich kann es immer noch nicht glauben, dass man beim Aufstieg zur Wellenkuppe so viel leisten muss, und am Ende das Tages hat man seine Viertausender-Statistik nicht verbessert.
Apropos Ende des Tages: Am Ende dieses Tages sind wir noch ins Tal abgestiegen.

6. Tag
Am Tag nach der Wellenkuppe sind wir zur Sella-Hütte gewechselt. Für diesen Hüttenwechsel mussten wir mit der Bahn auf das Klein-Matterhorn (3800 m) fahren und den Castor (4226 m) überschreiten, um zur Hütte zu kommen.

Interessanterweise führt der einfachste Weg vom Klein-Matterhorn zur Hütte über den Castor. Der Weg über den Gipfel ist einfacher als irgendein anderer Weg:



Auf dem letzten Wegstück zur Sella-Hütte ist Nebel aufgekommen. Ich musste mich wirklich wundern, wie der Bergführer in dem Nebel den Weg über den Gletscher finden kann.



Dieses Nebel-Bild sollte erklären, warum man auf einem Gletscher immer ein GPS-Gerät dabei haben sollte. Ohne GPS kann man sich im Nebel hoffnungslos verlieren.

7. Tag
Für diesen Tag war der Höhepunkt der Woche - die Lyskamm-Überschreitung - geplant.
Das folgende Bild zeigt den Lyskamm:



Die beiden Gipfel des Lyskamms (Ost-Gipfel und West-Gipfel) sind durch einen ein Kilometer langen Grat getrennt, der bei dieser Überschreitung begangen wird:



Beim letzten Schlussabstieg vom Lyskamm-Ostgipfel hatten wir einen Whiteout. Ich stande auf einem 40 Grad steilen Firngrat und sah nur noch weiß. Der weiße Nebel lies sich nicht mehr vom weißen Schnee unterscheiden. Fünf Minuten lang bin ich ohne Sicht nach unten gestochert. Danach ist der Bergführer voran gegangen und ist einfach direkt die Schneeflanke nach unten gelaufen.

Am Ende dieser Tagestour haben wir die höchstgelegene Gebäude Europas erreicht:



Die Margherita-Hütte wurde direkt auf der 4554 Meter hohen Signalkuppe gebaut.

Der Komfort auf der Margherita-Hütte ist überraschend gut. Im Unterschied zur Rothorn-Hütte wird die Margherita-Hütte mollig warm beheizt. Und die Toilette ist auf dem gleichen Stockwerk wie die Schlafräume und nicht etwa außerhalb des Gebäudes.

Dieser Tag war wieder gut für die Statistik, da ich am Ende des Tages drei neue Viertausender (Lyskamm-Westgipfel, Lyskamm-Ostgipfel und Signalkuppe) in mein Tourenbuch eintragen konnte.

8. Tag
Ursprünglich hatten wir geplant, dass wir von der Margherita-Hütte die Überschreitung über die Zumstein-Spitze zur Dufour-Spitze (höchster Schweizer Berg) machen. Dieser Weg zur Dufourspitze war aber wegen dem Neuschnee auf dem Felsgrat problematisch. Da ich sowieso schon auf der Dufourspitze war, haben wir kurzfristig den Plan geändert und statt dessen einige Viertausender rund um die Signalkuppe gesammelt:
- Zumsteinspitze
- Parrotspitze
- Ludwigshöhe

Das folgende Bild zeigt rechts die Signalkuppe mit der Margherita-Hütte, in der Mitte die Zumsteinspitze und links die Dufourspitze:



Nach dem Erreichen der Zumsteinspitze sind wir weiter zur Parrotspitze, von wo aus wir einen guten Blick auf das Schwarzhorn (Mitte links) und die Ludwigshöhe (Mitte rechts) hatten:



Nach dem Abhaken der Ludwigshöhe sind wir über den Grenzgletscher und die neue Monta-Rosa-Hütte ins Tal abgestiegen.

Dieser Tag war wieder gut für die Statistik, da für mich drei neue Viertausender hinzukamen.

9. Tag
Der letzte Tag mit dem Bergführer war eigentlich als Puffertag für schlechtes Wetter vorgesehen. Da kein einziger Tag wegen schlechtem Wetter ausgefallen ist, galt es zu überlegen, was man an diesem Tag machen kann.
Die Wahl fiel auf den Alphubel (4206 m).

Bei dem Begriff Alphubel habe ich zuerst an einen einfachen Schneeberg gedacht, der einen einfachen Anstieg über den Gletscher hat. Schließlich hat der Alphubel einen breiten schneebedeckten Rücken, ganz im Gegensatz zu den Felszacken in seiner Nachbarschaft.

Der gewählte Anstieg über das Feejoch und den Feekopf war jedoch wesentlich interessanter als erwartet:



Der Bergführer hat die Überschreitung des Feekopf-Grates als nette Klettere im zweiten Schwierigkeitsgrad mit Steigeisen beschrieben.

Auch das letzte Steilstück zum Alphubel hoch hatte es in sich:



Als Rückweg war eigentlich der einfache Normalweg über den Gletscher geplant. Dieser Gletscher hatte aber so viele Spalten, dass sich noch niemand getraut hatte, eine Spur über den Gletscher zu legen. Also mussten auch wir wieder den schwierigeren Rückweg über den Feekopf nehmen.

Die Hütten waren in dieser Woche auch angehmerweise nur zu einem Drittel belegt. Die meisten Gäste kommen wohl erst dann, wenn ein dauerhaft stabiles Hochdruckwetter angesagt ist. Da auf den Hütten immer nur ca. 20 Bergsteiger übernachtet habe, gab es morgens kein Gedränge beim Frühstück. Und Nachts lag man nicht dicht eingeklemmt zwischen mehreren Schnarchern.

Diese Hochtourenwoche hat sich wirklich gelohnt. Wenn ich eine solche Hochtourenwoche im Auge habe, bin ich motiviert, acht Monate lang gesund zu leben, nicht mit dem Saufen oder Rauchen anzufangen, nicht zuzunehmen und zu trainieren. Alleine die gesundheitlichen Vorteile einer solchen Hochtourenwoche sind unschätzbar. Wieviel ist es denn Wert, wenn man mit 60 Jahren keinen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenkrebs bekommt? Gerade hat ein 54-jähriger KFZ-Meister aus der Nachbarschaft 3 Bypässe bekommen, um den drohenden Herzinfarkt im letzten Moment abzuwenden. Der hat zuviel geraucht und getrunken. Wenn man sich mal überlegt, was für ein Geldwert eine Gesundheitsvorsorge in Form einer jährlichen Hochtourenwoche ist, lohnt sich eine solche Hochtourenwoche wirklich.

Montag, 13. Juni 2011
Bekanntschaft mit einem Rottweiler
Heute war ich auf einem schmalen Weg joggen. Da sich der Weg leicht windet, konnte man nur 30 Meter weit sehen. Auf diesem Weg ist plötzlich ein Rottweiler aufgetaucht. Als der Hund mich gesehen hatte, ist er sofort auf mich zugerannt und an mir hochgesprungen. Der Hund war nicht angeleint und sein Herrchen war nicht zu sehen.

Beim Joggen habe ich immer ein Pfefferspray am Hosenbund. Damit ich aber keine Spaziergänger durch ein offen getragenes Pfefferspray erschrecke, hängt immer ein T-Shirt oder eine Jacke über dem Pfefferspray. Der Hund konnte leider die 30 Meter schneller sprinten, als ich das Pfefferspray ziehen. Es ist kaum zu glauben, wie schnell ein Hund rennen kann. Nachdem der Hund schon eine Sekunde an mir hochgesprungen war, hatte ich erst das Pfefferspray in der Hand. Da wurde der Hund aber gerade noch rechtzeitig zurück gerufen.

In der Serie "Breaking Bad" habe ich gerade gesehen, wie die US-Polizei ihr Pfefferspray einsetzt. Der Protagonist der Serie wurde von einem Polizisten wegen einem technischen Mangel an seinem Fahrzeug angehalten. Der Fahrer ist aus dem Auto ausgestiegen und hat angefangen mit dem Polizisten zu diskuttieren und mit den Händen zu fuchteln. Der Polizist hat zwei mal gesagt, dass er sich wieder in das Auto setzen soll, und dann Pfefferspray eingesetzt. Nachdem der Autofahrer dann zwei Stunden auf dem Polizeirevier festgekettet war, hat er reuemütig seinen Fehler eingestanden.

Ein solches Fehlereingeständnis hat mir bei dem Halter dieses Rottweilers gefehlt. Er hat seinen Hund getätschelt und gesagt, "er ist halt ein Spinner". Der Hundehalter hat sich aber nicht einmal dafür entschuldigt, dass er mir einen großen Schrecken eingejagt hat.
Der Hundehalter hätte seinen Hund in irgendeiner Form mitteilen müssen, dass sein Angriff auf einen Menschen nicht in Ordnung war. Dies hat der Hundehalter aber nicht getan, sein Tätscheln hat der Hund wohl eher als Belobigung verstanden.
Der Hundehalter hätte auch seinen Hund anleinen müssen. Und er hätte einige Monate lang seinen Hund nur an der Leine ausführen dürfen, bis der Hund verstanden hätte, dass er keine Fremden Menschen anspringen darf. Dies hat der Hundehalter ebenfalls unterlassen; er hatte nicht einmal eine Leine dabei.

Der Vergleich mit der US-Polizeit bestätigt, dass man das Pfefferspray spätestens dann einsetzen muss, wenn ein Hund an einem hochspringt.

Die nächste Zeit werde ich wohl noch üben müssen, das Pfefferspray schneller zu ziehen.
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Mittwoch, 8. Juni 2011
Zwischenstand beim Projekt Euler
Beim Projekt Euler habe ich mittlerweile 125 Aufgaben gelöst. Damit bin ich schon einmal unter den ersten 3.000 weltweit. Jetzt bleiben nur noch wirklich schwierige Aufgaben übrig, eine der leichteren Aufgaben ist die Entwicklung eines Programms, welches automatisch Sudokos löst.

Mein nächstes Ziel wird sein, die 150er-Grenze zu knacken. Das haben bisher weltweit nur 800 Leute geschaft, obwohl sich schon über 100.000 bei Projekt Euler registriert haben.


Freitag, 13. Mai 2011
Project Euler
Momentan arbeite ich in meiner Freizeit am Projekt Euler.

Eigentlich wollte ich nur die neue Programmiersprache Scala erlernen. Da mir aber nur das Lesen eines Buches zu theoretisch war, habe ich mir Programmieraufgaben gesucht, bei der ich die neue Programmiersprache gleich ausprobieren konnte. Ein Artikel in einer Computerzeitschrift hat mich dann zum Projekt Euler gebracht.

Bei diesem Projekt muss man mathematische Rechenaufgaben mit Hilfe des Computers lösen. Nach der Eingabe der richtigen Lösung in ein Internet-Formular steigt der Wert des eigenen Benutzerprofils.

Um diese Aufgaben zu lösen, muss man mathematische Fähigkeiten mit Programmierfähigkeiten kombinieren. Betrachten wir dazu mal die folgende Aufgabe:



Diese Aufgabe kann der beste Mathematiker nicht lösen, wenn er nur Papier und Bleistift zur Verfügung hat. Diese Lösung muss mit Hilfe des Computers gesucht werden. Ein einfacher Brute-Force-Ansatz mit dem Computer ohne vorherige mathematische Überlegungen ist aber ebensowenig zielführend. Wenn man einfach für die Variablen a, b und c jeweils alle 1000 Kombinationen durchprobieren würde, müsste man eine Milliarde Möglichkeiten durchrechnen. Die Rechenzeit des Computerprogramms muss aber gemäß den Regeln unter einer Minute bleiben. Deshalb muss man den Suchraum, der vom Computer durchsucht wird, reduzieren. Der erste Ansatz dazu wäre, für die Variable c nicht alle 1000 Kombinationen durchzuprobieren, sondern die Variable c aus (1000 - a - b) zu berechnen. Im nächsten Schritt könnte man sogar noch b aus a bestimmen, so dass man nur noch 1000 Möglichkeiten für a durchprobieren müsste. Dieses Beispiel zeigt, wie man zur Lösung dieser Aufgaben mathematische Kenntnisse mit Programmierfähigkeiten verknüpfen muss.



Nach der richtigen Lösung einer Aufgabe wird man für das Diskussionsforum zu dieser Aufgabe freigeschaltet. Es ist interessant, die dort aufgeführten Lösungen zu studieren. Zum Beispiel schreibt ein leicht frustrierter Basic-Programmierer, dass sein Computerprogramm 3 Stunden rechnen musste, um zur Lösung zu kommen. Nachdem ich das gelesen habe, war ich ganz stolz, dass mein Programm dafür nur eine halbe Sekunde benötigt hat. Aber danach liest man von dem C-Programm eines russischen Mathematikers, welches nur 14 Millisekunden benötigt. Die Russen scheinen dort insgesamt gut vertreten zu sein.



Momentan habe ich nach einer Woche (in der es Abends immer spät wurde) 40 Aufgaben gelöst. 300 Aufgaben warten noch auf mich. Ich hatte schon etwas Sorgen, dass ich irgendwann alle Aufgaben gelöst habe und mir langweilig wird. Diese Bedenken wurden aber schnell zersteut, als ich die Liste der Aufgaben mal nach dem Schwierigkeitsgrad sortiert habe. Auf Platz 83 steht die Entwicklung eines Computerprogramms, welches automatisch Sudokus löst. Die Funktionsfähigkeit dieses Programms muss man dadurch beweisen, dass man eine Sammlung von Sudoku-Aufgaben herunterlädt, diese automatisch vom Programm lösen läßt und dann eine Quersumme dieser Lösungen in das Lösungsformular eingibt.
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Montag, 25. April 2011
Vom Internet ins richtige Leben - Der Ostermarsch zum KKW Philippsburg
Gestern habe ich einen einseitigen Zeitungsartikel über die Atomkraft gelesen. Dieser hat mich dazu gebracht, heute Morgen in einem Blog-Beitrag über die verschwiegenen Kosten der Atomkraft zu schreiben. Danach habe ich gedacht, dass es das ja nicht gewesen sein konnte. Draußen ist das schönste Wetter und ich sitze zu Hause vorm Internet.

Es gibt einige Blogger, die nur im Internet zu leben scheinen. Wenn diese im realen Leben einen Platz im Cafe weggenommen bekommen, entschuldigen die sich noch freundlich, halten den Mund und gehen. Zu hause wird dann das Internet angeschaltet und eine Hasstirade über die Person geschrieben, die einem den Platz weggenommen hat. So möchte ich nie werden.

War heute nicht irgendwas mit Ostermärschen zu Kernkraftwerken? Schnell gegoogled und dann auf zum nächsten Kernkraftwerk in Philippsburg! Und das natürlich umweltfreundlich mit dem Fahrrad.

Den Fahrradweg nach Philippsburg musste ich erst noch erkunden. Die ersten 15 Kilometer waren mir zwar bekannt, doch danach haben mich meine Ortskenntnisse verlassen. Als ich das folgende Schild gesehen habe, habe ich gedacht, dass die Obrigkeit einem den Weg nach Philippsburg wirklich nicht leicht machen will:



Dieser schmale Trampelpfad hatte einige tiefe Schlaglöcher, die mich gut durchgeschottert haben.
Ich habe noch nie so einen schlechten Fahrradweg erlebt. Ein Rennradfahrer hätte hier umkehren müssen. Aber ich fahre ja Treckingrad. Ich weiß schon, warum ich ein Treckingrad und kein Rennrad fahre.

Während der Weg mich durchgeschüttelt hat, habe ich noch gedacht, dass der Weg nicht noch schlimmer werden kann. Aber er wurde schlimmer. Seit wann sieht denn ein Fahrradweg so aus? :



Was kommt als Nächstes? Hat die Polizei vielleicht auch noch die Schilder verdreht, damit Niemand den Weg nach Philippsburg findet? Mein aufkeimendes Misstrauen wurde erst wieder beruhigt, als ich die beiden Kühltürme sah:



Dort angekommen habe ich mich gleich in den Demonstrationszug eingereiht:



Nach einer viertel Stunde Gehzeit konnte ich mir eine Vorstellung davon machen, wie viele Menschen heute überhaupt mitmarschieren. Der Blick auf die Tausenden von Menschen, die gerade zum Kernkraftwert marschieren, war beeindruckend:



(Die Menschenschlange geht noch weiter, als man auf dem Bild erkennen kann; aufgrund der Belichtung verschwindet leider der Anfang der Schlange im Hellen.)

Am Kernkraftwerk angekommen, bin ich nur noch ein paar Minuten geblieben. Nicht mehr lange, aber lange genug, damit ich vom Helikopter am Himmel mitgezählt werden konnte. 3.000 Teilnehmer sollen es laut offizieller Meldung gewesen sein.



Kurzzeitig habe ich den Geruch von frisch gemähtem Gras wahrgenommen. So als würde jemand gerade Rasen mähen. Aber ein Rasenmäher war nicht zu hören. Es hat auch nicht genau so wie frisch gemähtes Gras gerochen, der Geruch war eher etwas süßlicher und auch etwas erdig. Es ist etwas schwer zu beschreiben, etwa so wie es auf einem Hans-Söllner-Konzert riecht. Ich habe mich kurz umgeschaut, aber auf den ersten Blick keinen Raucher mit Rastalocken entdeckt. Schade, ich hätte gerne etwas mit geraucht. Ich war ja mit dem Fahrrad da, das wäre kein Problem gewesen.

Für den Rückweg habe ich keine Schilder mehr benötigt. Zuerst muss ich einfach nur den Rhein entlang radeln. Mal direkt neben dem Rhein:



Mal ist der Radweg vom Rhein durch einen Hochwasserdamm getrennt:



Und mal radelt man direkt auf dem Hochwasserdamm:



Vorbei an einem brütenden Schwan:


So viel Radelei hat durstig gemacht. Deshalb musste ich mich mit Apfelsaftschorle und hausgemachtem Frankfurter Kranz stärken:



Diese Gaststätte macht vor, wie es anders gehen kann. Sie macht ihren Strom selbst, indem sie das Mühlrad an einen Generator angeschlossen haben:



Frisch gestärkt geht es weiter auf dem Heimweg. Nachdem ich mich vom Rhein abgewendet habe, muss ich nur noch Ausschau nach einem Hügel halten, auf dem eine weiße Kapelle steht. Dann muss ich nur noch direkt in diese Richtung steuern. So finde ich immer wieder nach Hause.



Nach 60 Kilometern, kurz vorm Ziel, fühle ich mich überhaupt nicht müde. Ganz im Gegenteil, ich radele lustig vor mich hin. Die Vorstellung, dass man heute etwas Gutes für die Welt getan hat, hat einfach beschwingt.

Gegen Ende muss ich noch über eine Autobahnbrücke. Als ich von dort aus den üblichen Autobahnstau zu Ostern sehe, bin ich mir sicher, dass ich Ostern richtig verbracht habe.



Jemand, der an diesem Tag nur mit dem Fahrrad unterwegs war und nicht - wie eine Bekannte von mir - schnell mit dem Fünfer BMW nach Südfrankreich gedüst ist, muss sich den Vorwurf, dass wir ohne Kernkraftwerke nicht genügend Energie hätten, nicht gefallen lassen.

Die Kosten von Fukushima und der Atomkraft allgemein
Kaum hat nach der Atomkatastrophe von Fukushima die Bewegung zur Abkehr von der Atomkraft etwas Fahrt aufgenommen, wird schon in Zeitungen davor gewarnt dass die Abschaltung der Kernkraftwerke zur Erhöhung der Strompreise führen könnte. Ich selbst halte diese Argumentation für unseriös und billige Propaganda - deshalb möchte ich diese oft genannten Kosten beim Ausstieg aus der Atomkraft mit den Kosten von Fukushima - über die niemand redet - mal vergleichen. Das Ergebnis dieses Vergleichs soll zeigen, ob die Atomkraft wirklich so kostengünstiger ist, wie oft von den Atom-Lobbyisten argumentiert wird.

Immer wenn Lobbyisten und Politiker gegen ein Vorhaben sind, wird mit den Kosten argumentiert. Eine Hartz IV-Erhöhrung? - Die 100 Millionen Euro dafür sind nicht vorhanden. Den Stuttgarter Bahnhof unter die Erde zu verlegen? - Die Kosten von 4,5 Milliarden kann man in dem Fall nicht verschweigen, aber darüber wird nicht diskuttiert. 100.000 Euro für die Sanierung des maroden Ortsteilschwimmbades oder für ein Jugendtreff? - Nicht finanzierbar, dann müssen sich die Jugendlichen halt Abends auf einer Parkbank treffen, wo sie Trinken und Rauchen. Milliarden für Banken oder europäische Schuldenstaaten? - Dafür wird überhaupt gar kein Preis genannt.

Der Sarkophag für die ganzen Reaktoren von Fukushima und die Pflege des Sarkophags in den nächsten Jahrzehnten wird ca. 10 Milliarden Euro kosten. Diesen Wert musste ich selbst schätzen, der Sarkophag in Tschernobyl hat 2 Mrd. Euro gekostet, und der eine Reaktor in Tschernobyl hat einen viel kleineren Sarkophag erfordert, in Fukushima dagegen müssen evtl. für jeden der vier Reaktoren ein eigener Sarkophag gebaut werden.

In Japan wurden bisher jedes Jahr Fische im Wert von 35 Milliarden Euro gefangen. Wenn man annimmt, dass in den nächsten Jahren niemand mehr Fische aus Japan möchte, kommen so schnell Kosten von 100 bis 200 Milliarden Euro zusammen.

Innerhalb der Evakuierungszone - die von vielen Experten als zu klein erachtet wird - haben bisher 80.000 Japaner gelebt. Wenn diese Evakuierungszone dauerhaft bestehen bleiben muss und deshalb die Wohnungen und Häuser in dieser Evakuierungszone wertlos werden, wurden dadurch Grundstückwerte und Häuserwerte von ca. 8 Milliarden Euro vernichtet.

Ein anerkannter Strahlenexperte rechnet damit, dass in den nächsten Jahrzehnten der Fukushima-Unfall zu 250.000 zusätzlichen Krebserkrankungen führen wird. Krebs ist die teuerste Krankheit überhaupt, da bei dieser Krankheit über Jahre hinweg eine intensive medizinische Behandlung erforderlich ist. Zusätzlich zu diesen hohen Behandlungskosten kommen noch die Kosten für den Verdienstausfall und die Kosten für eine Todesfolge. Wenn man insgesamt mit Kosten von 200.000 Euro je Krebserkrankung rechnet, summieren sich diese Folgekosten auf 50 Milliarden Euro.

Die Kosten für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle trägt in Deutschland der Steuerzahler und sind damit nicht fair in den Preis des Atomstromes eingepreist. Die Kosten, die dafür der Menschheit in den nächsten tausend Jahren aufgebürdet wird, kann niemand genau sagen. Die Kosten müssen aber sehr hoch sein. Beispielsweise hat man im Salzbergwerk Asse radioaktives Matrial, das noch in tausend Jahre strahlen wird, eingebuddelt, und mus das Material ein paar Jahre später schon wieder mit Milliardenkosten ausbuddeln. Wenn man dies alle paar Jahre lang für die nächsten tausend Jahre machen muss, kommt ganz schön was zusammen.

Insgesamt würde ich die Folgekosten dieser Atomkatastrophe auf 250 Milliarden Euro schätzen.
Diese Kosten würde ich wie folgt auf den Strompreis verteilen: 200 Milliarden Euro geteilt durch 120 Millionen Japanar geteilt durch 40 Jahre (so lange gibt es schon Atomkraft in Japan) ergibt 52 Euro pro Japaner und Jahr. Das heißt bei korrekter Verrechnung der Kosten der Atomkraft wäre der Atomstrom je Person im Haushalt 52 Euro im Jahr höher.

Diese rein finanzielle Betrachtung ist natürlich vollkommener Blödsinn. Wieviel ist es einem persönlich Wert, wenn man kein schlechter Gefühl mehr beim Verzehr von Wildschwein-Fleisch haben muss? Wieviel ist es einem Wert, wenn man nicht zusehen muss, wie ein Verwandter über Jahre hinweg langsam an Krebs zugrunde geht?

Politiker sehen in der Atomkraft aber auch noch einige Vorteile. Diese Gründe für die Atomkraft werden von Politikern nicht gern genannt, obwohl diese für die Politiker manchmal die entscheidenden Gründe für die Atomkraft sind. Ein Vorteil ist, dass ein Land, welches selbst Atomkraft nutzt, auch zum Exporteur von Atomtechnologie werden kann und damit seine Aussenhandelsbilanz verbessert. Für Frankreich ist die Atomtechnologie eines der wichtigsten Exportgüter - ihre Automobilindustrie ist ja nicht so gut. Der weiterer Vorteil der Atomkraft ist, dass man nicht auf den Import von Kohle und Gas angewiesen ist und somit nicht aussenpolitisch erpressbar ist und sogar im Kriegsfall unabhängig von Importen weiter Strom hätte. Der dritter Vorteil ist, dass man durch Atomkraft an die Technologie und das Material zum Bau der Atombombe kommt.
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