Sonntag, 26. Mai 2013
Die Bertelsmann-Studie über die Qualifikation der Zuwanderer
Eine wissenschaftliche Studie hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ermittelt, dass die durchschnittliche Qualifikation der deutschen Zuwanderer höher ist als des Durchschnittsbürgers in Deutschland. Alle Zeitungen scheinen sich verpflichtet zu fühlen, diese Statistik zu veröffentlichen, wobei keine Zeitung was, was sie mit dieser Statistik anfangen soll.

Wenn ich in diesen Wochen eine Fahrradtour unternehme, kann ich in einer Stunde 50 osteuropäische Erntehelfer auf den Spargeläckern zählen. Jeder, der etwas Ahnung von Mathematik hat, weiß, dass die 50 Erntehelfer den statistischen Durchschnitt so senken, dass man zum Ausgleich 50 zugewanderte Ärzte im nächsten Krankenhaus benötigt, damit der Durchschnitt wieder stimmt. Einfacher ist es jedoch, die Statistik gleich so anzupassen, dass die Erntehelfer nicht mitgezählt werden. Man kann es aber auch gleich mit der alten Weisheit von Winston Churchill auf den Punkt bringen: Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.

Mein Opa war Postbeamter. Ein Postbeamter war damals sehr angesehen. Jeder im Dorf hat gesagt, dass man als Postbeamter für den Rest seines Lebens ausgesorgt hat. Eigentlich hat er nur Post ausgetragen, aber er war Postbeamter. Als er aus dem Krieg nicht mehr heimgekehrt ist, hat die Hinterbliebenenpension von der Post ausgereicht, damit die Witwe zwei Kinder großziehen und die Raten für das Haus abbezahlen kann. Heute haben sich die Zeiten geändert. In analogen Fällen ist man sofort ein Fall für das Sozialamt.

Vor kurzem hätte mich beinahe ein Paketauto überfahren, als es schnell um die Kurve gerast ist und mir dabei die Vorfahrt auf dem Radweg genommen hat. Der weiße Transporter hatte rundum überall große Blechschäden. Seit einigen Monaten scheint man aufgehört haben, diese ständigen Blechschäden zu reparieren, auf dem weißen Blech waren schon viele große Rostspuren sichtbar. Wenn man heute einen solchen Paketboten vor der Haustüre stehen hat, kann es sein, dass man sein Deutsch kaum versteht. In den letzten Jahrzehnten ist aus dem angesehenen Postbeamten ein gehetzter Niedriglöhner geworden.

Milliardenschwere Interessengruppen treiben dieses Lohndumping voran. Als erlaubt wurde, dass private Firmen der deutschen Post beim Austragen von Briefen Konkurrenz machen dürfen, hat sich die Axel-Springer-Gruppe entschlossen, ein Briefunternehmen zu gründen. Der Business Case war vermutlich ein Gewinn von 100 Millionen Euro pro Jahr. Die Deutsche Post hatte zu dieser Zeit eine Idee, um der privaten Konkurrenz des Geschäft zu vermiesen: die Deutsche Post hatte vorgeschlagen, einen gesetzlichen Mindestlohn für Briefzusteller einzuführen. Dieser Mindestlohn hätte der Deutschen Post nichts ausgemacht, da deren Mitarbeiter über dem Mindestlohn liegen, doch hätte dieser Mindestlohn dazu geführt, dass der von der Axel-Springer-Gruppe erhoffte Gewinn weggeschmolzen wäre. Zu dieser Zeit wurde von der Bild-Zeitung, welche zur Axel-Springer-Gruppe gehört, jeden Tag eine Kampagne gegen den Mindestlohn gefahren.

Für einen Milliardenschweren Konzern, der Hoffnung auf hunderte Millionen Euro Gewinn hat, sind eine Million Euro Ausgaben für Lobbying nur Peanuts. Und diese Gruppen, die dieses Lobbying für diese Konzerne betreiben, heißen z.B. Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und Bertelsmann-Stiftung.

Dieses Lohndumping hat mittlerweile auch die Luxusmarke Mercedes erreicht. In einem Mercedes-Werk in Deutschland Arbeiter am Band, die ihren kargen Lohn durch das Sozialamt aufstocken lassen müssen. Der nächste Schritt wird sein, dass nicht nur ungelernte Arbeiter am Band, sondern auch Facharbeiter zu Niedriglöhner werden. Ich denke dabei an die Autowerkstattkette A.T.U. Bei meinem letzten Besuch bei A.T.U. habe ich mitbekommen, dass die KFZ-Mechaniker von A.T.U. schlecht bezahlt werden und von ihrem Management frustriert sind. A.T.U. gehört einer Heuschrecke, die A.T.U. in einer finanziellen Notlage gekauft hat, und nun hofft, nach einer Sanierungsphase von wenigen Jahren den Einsatz zu vervielfachen. Trotz dieser berechtigten Frustration der KFZ-Mechaniker habe ich diese Werkstatt mit der Erwartung verlassen, dass mein Auto das nächste Jahr keine Panne haben wird, denn die KFZ-Mechaniker haben alle eine dreieinhalbjährige sehr gute Ausbildung genossen, und werden eine gute Arbeit machen, auch wenn sie schlecht bezahlt werden.

Der Traum dieser Heuschrecken ist wohl folgender: Man lässt von einer Lobby-Gruppe so lange die Geschichte von den hoch qualifizierten Zuwanderer erzählen, bis sie jeder glaubt. Als nächstes erzählt man die Geschichte von hoch qualifizierten Zuwanderern, deren Ausbildungsabschlüsse leider nicht anerkannt werden, obwohl sie genauso gut sind wie die deutschen. Wenn der Boden vorbereitet ist, kann man mittwochs um 22:00 Uhr ein Gesetz durch den Bundestag winken lassen, welches die Anerkennung von ausländischen Ausbildungen erleichtert. Danach würde die Heuschrecke rumänische Erntehelfer anheuern, ihnen einen dreimonatigen Crashkurs in KFZ-Reparatur geben, und sie in die A.T.U.-Werkstätten stellen. Das Resultat wäre, dass die Heuschrecke einige hundert Millionen Euro Gewinn gemacht hätte, der Manager mit ein paar Millionen Euro Gewinn nach Mallorca auswandern würde, und die früheren A.T.U.-Mitarbeiter entweder arbeitslos sind oder noch weniger verdienen. Der A.T.U.-Kunde würde dann für seinen Werkstattbesuch nicht noch weniger zahlen müssen, aber danach mehr Autopannen haben.

 
Während meines Studiums habe ich unter anderem als Gerüstbauer gearbeitet. Zusammen mit einem Lehrer und einem Naturwissenschaftler aus dem Ausland.
Wenn jemand hier als Erntehelfer arbeitet, sagt das nicht zwingend etwas über seine Qualifikation aus, meine ich.

... link  


... comment