Samstag, 9. Januar 2016
Die Ausschreitungen in Köln zu Silvester werden vollkommen überbewertet
In den Medien werden aktuell die Vorfälle vor dem Kölner Hauptbahnhof sehr heiß diskutiert. Diese intensive Diskussion ist übertrieben, hundert Strafanzeigen zu Sylvester sollten eigentlich als normales Grundrauschen untergehen. Wer sich wirklich bewusst dafür entscheidet, die Silvesternacht in Köln zu verbringen, muss einfach akzeptieren, dass er nicht nur ein paar Hundert Euro für Zugtickets und Getränke ausgeben muss, sondern auch ein paar Euro an die Taschendiebe verliert. Außerdem ist Köln von mir zu Hause mehrere hundert Kilometer weit weg. Wer sich einzelne Polizeimeldungen zu mehr als hundert Kilometer entfernten Vorfällen herauspickt, und auf diesen Einzelfällen tagelang herumreitet, muss ein Nazi sein.

Bei maximal zwei der einhundert Strafanzeige wurden mittlerweile die dazugehörigen Tatverdächtigte ermittelt (Stand: 7. Januar). Deshalb würde es mich sehr wundern, wenn laut Statistik die Anzahl der Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen über zwei Prozent läge. Dieser Prozentsatz entspricht der in der Größenordnung dem normalen Anteil der Flüchtlinge unter der Gesamtbevölkerung. Deshalb ist es statistisch korrekt, wenn der Vertreter der Polizei den besorgten Anwohnern eines zukünftigen Flüchtlingsheims erklärt, dass es eine Mär ist, dass durch Flüchtlinge die Kriminalität steigt.

Als Bürger interessieren mich weder die Straftaten, die in mehr als einhundert Kilometer Entfernung passieren, noch dieser eine Flüchtling, der laut SWR Fernsehen gerade an der Heidelberger Uni-Klinik das neueste Mittel zur Heilung von Krebs erforscht. Diese Lobhudelei durch die SWR-Reporter war selbst dem Flüchtling peinlich, so dass er in dem einzigen Satz, den der überhaupt sagen dürfte, angemerkt hat, dass er eigentlich nur einen normalen Laborjob macht. Im Oktober 2015 wurde der SWR-Filmbeitrag über eine Fahrradwerkstatt in einer Flüchtlingsaufnahme falsch geschnitten. So konnte der Fernsehzuschauer sehen, wie die beiden Schwarzafrikaner zuerst ein paar Sekunden planlos neben einem Fahrrad standen, bevor sie wie auf Kommando angefangen haben, wild irgendwo herumzuschrauben. Da wurden wohl beim Filmschnitt die paar Sekunden vor dem Kommando "Kamera läuft" nicht rausgeschnitten. Das SWR Fernsehen kann sich solche Schnitzer erlauben, da die Zuschauer in der Regel sowieso nur Rentner sind, denen solche Kleinigkeiten nicht auffallen. Als ich meiner achtzigjährigen Mutter einmal auf einen solchen Fehler in der Berichterstattung hingewiesen habe, hat sie nur entsetzt geantwortet, dass sie ja gar nicht die Wahrheit wissen will, sondern nur etwas Bequemes hören möchte. Dies ist wohl der Grund, warum auf ihrem Fernseher direkt nach dem Einschalten immer das SWR Fernsehen läuft.

Diese Aufregung über Köln finde ich auch deshalb übertrieben, weil es zwei Wochen vorher einen anderen Vorfall gab, den ich viel wichtiger fand, der aber in den Medien schnell unterging. Außerdem ist dieser Vorfall nicht in dem mehr als hundert Kilometer entfernten Köln geschehen, sondern in dem zehn Kilometer entfernten Bahnhof einer Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern. Ein 32jähriger Mann wurde Samstagsabends kurz vor Mitternacht vor dem Bruchsaler Bahnhof niedergeschlagen und ausgeraubt (siehe http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110972/3207281). Die fünf bis acht Täter haben ein arabisches Aussehen. Eigentlich hat der Mann alles richtig gemacht, indem er die Frage nach Zigaretten verneint hat. Er war auch nicht zu einer außergewöhnlichen Uhrzeit in einer dunklen Ecke unterwegs, sondern zur gleichen Zeit an dem Ort, an dem ich selbst auch bin, wenn ich abends in das nächstgelegene Kino gehe. Für mich war dies damit die erste Polizeimeldung, die ich nicht damit abtun konnte, dass dies mir ja nicht passieren könnte, weil ich nicht weit nach Mitternacht betrunken durch igendwelche dunklen Ecken einer Großstadt wanke. Wenn der Kölner Bahnhofsvorplatz zu Silvester ein rechtsfreier Raum wäre, könnte ich problemlos damit leben. Man muss ja nicht zu Silvester nach Köln gehen. Aber damit, dass ich es mir nun zweimal überlegen muss, ob ich mich überhaupt in das Kino einer Kleinstadt trauen kann, habe ich ein Problem.

Nachtrag: Nach dem Schreiben dieses Blog-Beitrags habe ich in der BNN (das einzige Qualitätsmedium im badischen Raum) neue Informationen gefunden, wonach mittlerweile bis zu 15 Asylbewerber zu den Tatverdächtigen in Köln gehören, sich aber gleichzeitig die Anzahl der Strafanzeigen von 100 auf 300 erhöht hat. Zuerst wollte ich die oben angegebene Statistik, die noch auf dem alten Wert von 2 basiert, korrigieren - dies wäre aber nicht so einfach möglich, da der ganze folgende Text auf dem Ergebnis der Statistik basiert, und ich dann auch den ganzen folgenden Text hätte umschreiben müssen. Ich war kurz davor, den Absatz mit der nun überholten Statistik zu löschen, bis mir eingefallen ist, dass ich dann wie das Orwellsche Wahrheitsministerium gehandelt hätte, welches nachträglich Artikel aus alten Zeitungen ausschneidet und verbrennt.

In der aktuellen BNN-Ausgabe beruhigt der für meinen Wohnort zuständige Polizeichef die Bevölkerung, in dem er sagt, dass von Antanzdiebstählen in der Regel nur Männer betroffen sind, die in den frühen Morgenstunden angetrunken unterwegs sind. (Das heißt jemand wie ich, der noch vor Mitternacht nüchtern vom Kino zum Bahnhof geht, muss überhaupt keine Sicherheitsbedenken haben.) Im Jahr 2015 gab es in seinem Zuständigkeitsbereich kein Fall eines Antanzdiebstahles. Diese Pressemeldung hat mich wieder etwas beruhigt. Schließlich wurde bei der Tat im Dezember 2015 das Opfer zwar nach Zigaretten gefragt und danach niedergeschlagen, aber es wurde dabei nicht getanzt!

2. Nachtrag: Am 11. Januar hat der Innenminister von NRW gesagt, dass die Täter fast nur Migranten waren. Die Anzahl der Strafanzeigen zur Silvesternacht in Köln hat sich auf 500 erhöht. Ich bin stinksauer, dass es so aussieht, als hätte ich oben dummes Zeug geschrieben, obwohl ich damals nur das Meinungsbild der Qualitätsmedien und die Statistik der Polizei wiedergegeben habe, das davon ausgegangen ist, dass die Polizei nur 2 Migranten zu den 100 Strafanzeigen ermittelt hat.

 
Es wird also überbewertet, wenn sich 1000 Männer gezielt organisieren, um Frauen zu belästigen und zu beklauen?
Aber ja, ist natürlich gar nicht besorgniserregend, wenn es nur weit genug weg passiert. Tolle Einstellung....

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Das mit dem gezielt organisiert gewesen sein halte ich für eine falsche Annahme. Inzwischen weiss man, dass ziemlich viele verschiedene Nationalitäten involviert waren.

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