Samstag, 23. Februar 2013
Euphemismus: Suche dir deine Freunde sorgfältig aus
Im Ortsblättchen stand vor kurzem ein Leitspruch der Zeugen Jehovas: Suche dir deine Freunde gut aus. Dieser Spruch klingt sehr gut, weshalb man diese Aussage sofort unterschreiben könnte.

Wenn ich früher den Spruch eines FDP-Politikers „Leistung muss sich wieder lohnen“ gehört habe, fand ich diese Aussage sehr gut und dachte, dass der FDP-Politiker Recht hat. Wenn ich danach die Aussage eines SPD-Politikers „wir müssen mehr für die armen Kinder in Deutschland tun“ gehört habe, fand ich diese Aussage ebenfalls richtig. Dass die eine Aussage genau das Gegenteil der anderen Aussage darstellt, fällt auf den ersten Blick nicht auf. Die eine Aussage fordert nämlich mehr Umverteilung durch den Sozialstatt, die andere Aussage weniger Umverteilung. Wenn man eine dieser beiden Aussagen vollständig richtig findet, müsste man die andere der beiden Aussagen als vollständig falsch betrachten. Die Politiker haben jedoch eine beschönigende Sprache entwickelt, so dass selbst negative Dinge so verpackt werden, dass sie positiv klingen. So klingt jede Aussage eines Politikers auf den ersten Blick immer positiv.

Kein Politiker sagt offen, dass Milliarden von deutschen Steuergeldern an Banken gegeben wird, die sich verzockt haben, und an südeuropäische Schuldenstaaten, die faul sind und schlecht gewirtschaftet haben. Stattdessen wird von der Einführung eines europäischen Stabilitätsmechanismus geredet, der den Euro noch sicherer macht als bisher.

Bei der Weihnachtsfeier meines Sportvereins habe ich mich mit einem Vereinsmitglied unterhalten, den ich schon lange nicht mehr im Training gesehen habe. Als ich ihn gefragt habe, was er so in seiner Freizeit macht, hat er angefangen zu reden und war nicht mehr zu stoppen. Sein Höhepunkt der ganzen Woche ist der Gottesdienst am Sonntag. Auch mehrmals unter der Woche trifft er sich regelmäßig zu einem Bibelkreis. Andere private Interessen schien er überhaupt nicht mehr zu haben. Früher ist er gerne Motorrad gefahren, am Wochenende in die Disco, und hat sich mit Freunden zu LAN-Partys getroffen. Heute scheinen seine ganzen privaten Interessen und Kontakte nur noch seine Kirche zu sein.

Er konnte stundenlang ununterbrochen über seine religiösen Ansichten reden: Jeder Mensch ist voller Sünde. Es genügt schon, eine Frau lüstern anzusehen, und schon hat man eine Sünde begangen. Eine solche Sünde kann man nicht einfach durch eine gute Tat wieder aufwiegen. Wenn man beispielsweise mit 50 km/h durch eine 30-Kilomter-Zone fährt, bekommt man eine Strafe, man kann nicht einfach sagen, dass man die nächste Zeit nur noch mit 10 km/h durch die 30-Kilometer-Zone fährt, um die Sünde wieder auszugleichen. Es gibt nur eine Möglichkeit, diese Sünde wieder loszuwerden: Tieropfer. Diese Tieropfer sind in der Bibel beschrieben. Danach hat er mir erklärt, welche Regeln man laut Bibel bei den Tieropfern beachten muss: es dürfen nur erstgeborene Tiere geopfert werden und das geopferte Tier muss gesund sein.

Ich weiß zwar, dass Tieropfer in der Bibel beschrieben sind, doch ist mir keine Amtskirche bekannt, die heutzutage noch Tieropfer praktiziert. Deshalb habe ich ihn gefragt, welcher Kirche er genau angehört. Seine Antwort war, dass er einer evangelischen Kirche angehört, aber nicht der evangelischen Amtskirche, sondern einer Freikirche.

Im weiteren Gespräch hat er gesagt, dass Deutschland ein so kleines Land ist, dass es nicht möglich ist, dass Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen friedlich zusammenleben können. Zuerst habe ich gedacht, dass ich mich verhört habe, weshalb ich nachfragen musste. Daraufhin hat er ein zweites Mal geagt, dass ein friedliches Zusammenleben in Deutschland nur möglich ist, wenn alle Menschen der gleichen Religion angehören. Er hat nicht gesagt, wie er diesen Zustand erreichen möchte. Ich würde vermuten, dass ein tausendjähriger Weltfrieden schon ein paar Opfer wert ist.

Wenn er öfters ins Training kommen würde, und vielleicht nach dem Training noch auf ein Bier mitgehen würde, könnte man versuchen, ihn aus der geistigen Enge seiner Sekte heraus zu bekommen. Dazu würde es schon genügen, wenn jemand darüber erzählt, dass er eine Freundin hat und damit ganz glücklich ist. Dann würde das Kirchenmitglied schon darüber nachdenken, ob die Einstellung "Kein Sex vor der Ehe" wirklich die richtige ist. Wenn das Kirchenmitglied noch Freunde außerhalb seiner Kirche hätte, würden seine Freunde auch versuchen, ihn aus seiner Sekte heraus zu bekommen. Ein Freund würde z.B. sagen: am Sonntag soll schönes Wetter werden, lass uns Motorrad fahren gehen, einmal kannst du den Gottesdienst ja ausfallen lassen. Die Sektenführer kennen jedoch diese Gefahr durch Freunde außerhalb der Kirche, weshalb die meisten Sekten jeglichen sozialen Kontakt außerhalb der Sekte verbieten. Ein kennzeichnendes Merkmal einer Sekte ist, dass sie sich nach außen abschotten. Familienangehörige von Scientology-Mitgliedern berichten, dass die Scientology-Mitglieder nicht einmal Kontakt zu den Eltern oder Geschwistern haben dürfen.

Am Ende dieser Betrachtung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Verbot von sozialen Kontakten außerhalb der Sekte etwas absolut Negatives darstellt, die Sektenführer dieses Verbot aber durch die Formulierung „Suche dir deine Freunde sorgfältig aus“ so darstellen, als wäre dies etwas Positives. Damit ist die Formulierung „Suche dir deine Freunde sorgfältig aus“ ein Euphemismus.
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Samstag, 9. Februar 2013
Jugendlicher Optimismus
Als ich abends in einem Berghotel saß, kam ein zwanzigjähriger Bursche hereinspaziert. Er hat sich breitbeinig mitten in den Gastraum gestellt und alle Gäste abschätzig angeschaut. Er war mit einer knallgrünen Hose und einem knallroten Pullover bekleidet. Ein Zahnstocher ragte seitlich aus seinem Mundwinkel. Nachdem er festgestellt hatte, dass er der beste Bergsteiger in diesem Raum ist, und ansonsten nur langweilige Touristen rumsitzen, der bergsteigertechnisch gesehen nichts drauf haben, hat er sich beruhigt zu seinen Kollegen gesetzt. Dort haben sie dann bei ein paar Bier über ihre Abenteuer in der Eiger-Nordwand geredet.

O-Ton: Ich wollte mit einem Kumpel die Eiger-Nordwand machen. Der Wetterbericht hat aber nichts Gutes vorausgesagt. Ich wollte es aber trotzdem probieren. Als ich mitten in der Wand war, ging es aufgrund der vereisten Felsen nicht mehr richtig weiter. Also habe ich angerufen: Wie viel kostet eigentlich die Heli-Rettung? Nichts? Dann könnt ihr mal kommen. Das war mal ein Erlebnis, an der Long-Line eines Helis zu hängen.

Nach ein paar weiteren Bier haben sie dann einen Streit mit der Bedienung angefangen.

Das Berghotel hat an diesem Abend nicht nur eine Skitourengruppe mit ihrem Bergführer bewirtet, sondern auch eine Gruppe von Bergführer-Aspiranten. Diese zwanzigjährigen Burschen haben alle mit einem großen Optimismus in ihre Zukunft geschaut.

Im Sommer sieht man dann einen jungen Bergführer, der vor zwei Jahren seine Ausbildung abgeschlossen hat. Da kann man als normaler Tourist nur neidisch werden: man selbst muss ein halbes Jahr im Büro arbeiten, damit man sich mal eine Hochtourenwoche gönnen kann, und der Bergführer ist den ganzen Sommer auf Hochtour und wird dafür auch noch bezahlt.

Der junge Bergführer erzählt, dass er es überhaupt nicht für nötig erachtet, das ganze Jahr zu arbeiten. Er arbeitet nur sechs Monate im Jahr, und die restlichen Monate zeltet er mit seiner Freundin auf einer sonnigen Insel, wo er den ganzen Tag klettert.

Der Bergführer wirkt sehr tiefenentspannt. Das könnte auch daran liegen, dass er gerade mit ein paar Freunden einen Monat lang in Nepal war. Diese Reise wurde von einem Freund aus seinem österreichischen Bergdorf finanziert, der gerade ein Sportgeschäft geerbt hat. Als der Bergführer mit seinen langen lockigen Haaren in dem nepalesischen Bergdorf aufgetaucht ist, ist ihm jemand hinterhergelaufen, der ihm unbedingt Haschisch verkaufen wollte. Der Nepalese konnte gar nicht verstehen, wie ein junger Mensch mit so langen lockigen Haaren nichts haben möchte.

In dem Berghotel war meine Gruppe mit einem vierzigjährigen Bergführer unterwegs, der einen etwas niedergeschlagenen Eindruck gemacht hat. Ein Grund für seine schlechte Laune war, dass gerade ein Steuergesetz geändert wurde. Nun muss er das Einkommen, das er als Österreicher von einer deutschen Bergsteigerschule bekommt, doppelt versteuern. Ein Schweizer Bergführer verdient jetzt doppelt so viel wie er. Er muss nun das ganze Jahr arbeiten, um den Unterhalt für seine geschiedene Frau und sein Sohn zahlen zu können. Nach den Steuern, den Unterhaltszahlungen und den sonstigen Lebenshaltungskosten bleibt wenig übrig, obwohl er das ganze Jahr arbeitet. Der Bergführer kommt in der Sommersaison monatelang nicht nach Hause und sieht seinen Sohn monatelang nicht. Weiterhin jammert der Bergführer, dass er nur in einer kleinen Dachgeschosswohnung lebt, in der man auch nachts den Lärm der vorbeifahrenden Züge hört. Auf die nächste Arbeitswoche hat er auch überhaupt keine Lust: seine Gäste haben sich nämlich in den Kopf gesetzt, unbedingt eine Skitour in der Mont-Blanc-Gruppe zu machen. Er hat sie schon angerufen und ihnen gesagt, dass es aufgrund der Schneebedingungen in dieser Region nur sehr unschöne Touren in dieser Region geben wird, und deshalb ein Ausweichziel vorgeschlagen. Dieser Anruf konnte seine Gäste aber nicht überzeugen, weshalb er eine Tourenwoche vor sich hat, von der er zu Anfang schon weiß, dass sie schrecklich werden wird.

Mit diesem vierzigjährigen Bergführer könnte man fast Mitleid bekommen. Ein Gast hat diesen Bergführer gefragt, ob er früher genau so war wie die arroganten zwanzigjährigen Burschen vom Nebentisch. Er konnte das nicht ausschließen. Mit diesem Hintergrundwissen konnte ich jetzt kein Mitleid mit dem vierzigjährigen Bergführer haben. Wer als Zwanzigjähriger seine ganzen Lebensoptimismus verbrennt und meint, er müsste nur sechs Monate im Jahr arbeiten, muss als Vierzigjähriger nicht rumjammern, dass er nur in einer kleinen Dachgeschosswohnung lebt. Soll er sich doch darüber freuen, dass er den ganzen Tag durch die Berge spazieren darf, während der normale Mensch im Büro sitzen muss.

Dieses Muster findet man nicht nur bei Bergführern, sondern auch bei allen anderen Berufen. Manchmal fühle ich mich von den Zwanzigjährigen schon etwas genervt, wenn sie denken, dass das Leben eine endlose Party wäre. Man müsste den Optimismus besser verteilen und den Zwanzigjähren etwas nehmen und den Vierzigjährigen etwas geben.
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Sonntag, 13. Januar 2013
Mein erster und letzter Besuch in einer Mercedes-Werkstatt
Die Service-Intervall-Anzeige meiner A-Klasse hat mich darauf hingewiesen, dass Ende Dezember die nächste Inspektion fällig wird. Kurz vor Weihnachten war ich aber im Vorweihnachtsstress: die Weihnachtsfeier der Abteilung, die Weihnachtsfeier der gesamten Firma, mit den Kollegen auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein trinken, die Weihnachtsfeier des Sportvereins – mein Terminkalender war einfach so voll, dass ich nicht noch ein Werkstattbesuch hineinquetschen wollte. Deshalb habe ich geplant, am ersten freien Termin im Januar zur Mercedes-Werkstatt zu gehen.

Am Tag des Werkstattbesuchs gab es einen größeren Unfall auf der Autobahn, weshalb ich die Werkstatt eine viertel Stunde später als vereinbar erreicht habe. In der Werkstatt angekommen musste ich erst noch eine halbe Stunde warten, bis der Kfz-Meister aufgetaucht ist. Der Kfz-Meister hat sich überhaupt nicht dafür entschuldigt, dass ich so lange warten musste. Als ich mich dann dafür entschuldigt habe, dass ich zu spät kam, und den Grund dafür genannt habe, kam vom Meister auch keine Antwort. Es hat sich so angefühlt, als wäre der Meister noch eine halbe Stunde im Büro gesessen und hätte Kaffee getrunken, um mich dafür zu bestrafen, dass ich nicht pünktlich war. Wenn er in dieser Zeit einen anderen Kunden gehabt hätte, hätte ich das gesehen. In den letzten zwanzig Jahren war ich schon oft in Werkstätten. Bisher wurde ich immer sofort von einem Kfz-Meister empfangen, ohne dass ich Warten musste. Bei den Premiumpreisen von Mercedes hätte ich nicht erwartet, dass der Service schlechter wird.

Beim Blick in die Werkstatt habe ich lauter fast neu aussehende Mercedes SL und ähnliche große Autos gesehen. Ob ich dort mit meiner fünf Jahre alten A-Klasse richtig bin?

Gemäß meiner ursprünglichen Planung hätte ich den empfohlenen Termin des Service-Intervall-Rechners um 100 bis 200 Kilometer überzogen gewesen. Zwischen den Jahren kam aber noch ein Freund kurzfristig auf die Idee, noch für ein paar Tage zum Skifahren in die Schweiz zu fahren. Schon waren insgesamt 1000 Kilometer mehr auf dem Zähler. Dafür habe ich erst einmal vom dem Kfz-Meister einen Anschiss bekommen: wie kann ich es wagen, den Termin zu überziehen. Der Meister hat mich behandelt, als wäre ich ein Hilfsarbeiter, der gerade auf der Baustelle das Bad falsch gekachelt hätte. Dass ich hier der Kunde bin, hat der Meister nicht verstanden.

Im Rahmen des Werkstattbesuchs wollte ich nachfragen, wie viel denn die Reparatur der defekten Einparkhilfe kosten würde. Da ich mit der A-Klasse auch ohne Einparkhilfe gut einparken kann, würde ich höchstens 100 bis 200 Euro für eine Reparatur ausgeben, aber keine 1000 Euro. Der Defekt der Einparkhilfe ist auf einen Konstruktionsfehler zurück zu führen. Die Parksensoren besitzen nämlich eine Silikondichtung, die nach ein paar Jahren spröde wird, so dass Feuchtigkeit in den Sensor eintritt. Die Aussage des Meisters zur defekten Einparkhilfe war: das kann passieren, da fliegt mal ein Stein gegen den Sensor, und schon ist der Sensor kaputt. Diese eingelernte Ausrede spult er routiniert ab. Meine Frage, was denn die Reparatur kosten würde, hat den Meister für ein paar Sekunden sprachlos gemacht. Es scheint bei Mercedes nicht üblich zu sein, das man vor einer Reparatur nach dem Preis fragt. Nachdem er seine Sprache wiedergefunden hat, wurde ich darüber aufgeklärt, dass man dazu erst einmal den Bordcomputer auslesen müsste, um zu ermitteln, welcher Sensor defekt ist. Das Auslesen der Fehlercodes kostet 80 Euro, die ich auch dann zahlen müsste, wenn ich mich entscheiden würde, die Reparatur nicht vornehmen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich 80 Euro für eine Preisauskunft zahle, und die 80 Euro dann einfach in den Wind geschossen habe, weil ich mich danach dann gegen eine Reparatur entscheide, war mir einfach zu groß. Der Meister gab mir daraufhin das Gefühl, dass er so arme Leute wie mich nicht in seiner Werkstatt haben möchte. Als Softwareentwickler habe ich schon öfters mehrere Tage an der Erstellung eines Angebots gearbeitet. Die Kunden zahlen nie für die Erstellung eines Angebots, auch wenn die Analyse der Ausschreibungsunterlagen mehrere Tage Arbeit kostet. Dass Mercedes 80 Euro dafür verlangt, um mal schnell einen Stecker einzustecken – der Diagnosecomputer stand schon direkt neben meinem Auto – kann ich nicht verstehen.

Beim Durchgehen des Auftrags bin ich noch über den Punkt „Einfetten der abnehmbaren Anhängerkupplung“ gestolpert. Dieser Arbeitsschritt sollte 20 Euro kosten. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich die Anhängerkupplung nie benutze und die Aufnahme für die Anhängerkupplung durch eine Abdeckkappe gegen Schmutz geschützt ist. Daraufhin war der Meister sehr genervt, dass er wegen solchen Peanuts feilschen muss, und hat mir einfach gesagt, dass ich ohne die Beauftragung dieses Arbeitsschritts keinen Stempel in das Servicebuch bekomme.

Als ich am Abend dann meine A-Klasse wieder abgeholt habe, hat sich die Rechnung auf 1.000 Euro summiert. Eigentlich wäre nur eine kleine Inspektion fällig gewesen, es ist aber noch aufgefallen, dass die hinteren Bremsscheiben Riefen haben. Eine kleine Inspektion inklusive dem Wechsel der hinteren Bremsscheiben hätte bei anderen Werkstätten maximal die Hälfte gekostet, und dann hätte sich der Meister noch für einen Besuch bedankt. Ich werde nicht noch einmal das Doppelte bezahlen, um mich dafür so mies behandeln zu lassen.

Man hört auch von vielen anderen Leuten, dass sie aufgrund von ähnlichen Erfahrungen nicht mehr zu dieser Mercedes-Niederlassung gehen. Ein Bekannter hat gerade eine neue E-Klasse gekauft, und ist dazu in eine 50 Kilometer entfernte Mercedes-Niederlassung gefahren, da er in die örtliche Niederlassung nicht mehr besucht. Irgendwann war er mal dort um ein Smart als Drittauto zu kaufen – neben der E-Klasse und dem Geländewagen für die Jagd – und bekam zu hören, dass ein Smart ja kein Auto ist.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch einmal mit dem Mythos aufräumen, dass Mercedes eine höhere Qualität als andere Autohersteller hätte. Während der ersten 50.000 Kilometer hatte meine A-Klasse die folgenden Defekte:
  1. Der Motor hatte Zündaussetzer. Das Problem war eine fehlerhafte Charge von Einspritzanlagen.
  2. Die Rückbank ließ sich nicht mehr Umklappen. Das Problem musste durch ein Tausch eines Schlosses behoben werden
  3. Die hinteren Bremsscheiben hatten nach nicht einmal 50.000 Kilometer Riefen und mussten deshalb gewechselt werden.
  4. Die Einparkhilfe funktioniert nicht mehr. Die Ursache ist eine Silikondichtung, die nach ein paar Jahren spröde wird.
  5. Der Behälter für das Scheibenwischwasser ist undicht. Dies ist ebenfalls ein Konstruktionsfehler, der sich erst bemerkbar macht, wenn nach zwei bis drei Jahren der Kunststoff gealtert ist.
  6. An kalten Wintertagen funktioniert die Zentralverriegelung nicht. Dies ist ein Konstruktionsfehler, der sich erst bemerkbar macht, wenn nach zwei bis drei Jahren der Kunststoffbalg spröde wird.
  7. Alle Türen sind stark rostanfällig. Dieses Problem ist erst zwei Jahre nach Produktionsbeginn aufgefallen.
Im Vergleich dazu hatte man früherer Opel Astra innerhalb den ersten 100.000 Kilometern exakt 0 Probleme. Die Mercedes A-Klasse hatte 8 Probleme innerhalb von 50.000 Kilometern.

Der entscheidende Unterschied macht nicht der Autohersteller, sondern der Produktionszeitpunkt. Die problematische A-Klasse wurde zwei Monate nach dem Anlaufen der Produktion hergestellt. Der Astra vier Jahre nach Produktionsbeginn. Deshalb konnte man beim Astra alle Konstruktionsprobleme beseitigen. Man sollte also nur Autos kaufen, die mindestens seit zwei Jahren produziert werden.
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Montag, 31. Dezember 2012
Der CCC-Kongress und die FAZ
Momentan schaue ich mir gerade ein paar Vorträge vom Chaos-Computer-Club-Kongress an, welche ich als MP4-Dateien heruntergeladen habe. Es sind ein paar sehenswerte Vorträge dabei. In einem Vortrag berichten zwei Mitglieder vom CCC von ihrer Arbeit als Sachverständige. Diese Experten werden regelmäßig vom Verfassungsgericht eingeladen, um das Gericht bei Themen wie z.B. der Vorratsdatenspeicherung oder der Anti-Terror-Datei zu beraten.

Dieser Vortrag hat mir neue Denkanstöße geliefert. So ist mir erst dadurch bewusst geworden, dass der Bundesinnenminister seine Forderungen nach immer mehr Befugnissen immer mit extremen Beispielen begründet: Es könnte ja sein, dass wir einen Terroristen auf dem Polizeirevier haben. Wir wissen, dass in einer Stunde eine Bombe hochgeht, welche hundert Menschen töten wird. Der Terrorist möchte aber nicht sagen, wo die Bombe versteckt ist. Also wäre es gut, wenn wir den Terroristen foltern dürften, um so hunderte von Menschenleben zu retten. Wenn man solche Beispiele hört, denkt man spontan, dass es doch gut wäre, wenn die Polizei foltern dürfte. Umgekehrt ist es so, dass unsere Politiker die ausländischen Folterstaaten ächten. Typischerweise wird dann gesagt, dass dieser ausländische Staat ganz böse und rückständig ist, weil dort die Polizei noch foltern darf, zum Glück sind wir in Deutschland viel weiter.

Solche extremen Beispiele, in denen die Folter sinnvoll sein könnte, treten in der Praxis fast nie auf. Es wäre aber auch kaum vorstellbar, dass die Polizei sagt, dass sie jetzt seit zehn Jahren das Recht hätten, Verdächtige foltern zu dürfen, ein solches Extrembeispiel in den letzten zehn Jahren aber nie vorgekommen ist. Wenn die Polizei aufgrund solcher Extrembeispiele das Recht bekommen würde zu Foltern, würde das in der Praxis dann eher so aussehen: Ein Polizist ist sich sicher, dass ein Verdächtiger einen Mord begangen hat, kann es aber nur nicht beweisen. Deshalb wird etwas gefoltert, damit der Verdächtige gesteht. Die Folter hat aber nicht gereicht, der Polizist ist sich aber sicher, dass man nur noch etwas Folter fehlt, damit der Verdächtige gesteht. Ein paar Jahre nach der Hinrichtung findet man dann plötzlich den richtigen Mörder und kombiniert, dass der damals Verdächtigte ein falsches Geständnis abgelegt hat, weil er die Folter nicht mehr weiter ertragen hat.

Irgendwo muss man eine rote Linie ziehen. Ich finde, dass das Bundesverfassungsgericht dies bisher recht gut getan hat, indem es zum Beispiel die Forderung des Bundesinnenministers nach dem Abschuss von Zivilflugzeugen zurückgewiesen hat. Der Bundesinnenminister hatte damals wieder ein Extrembeispiel gebraucht, in dem er darauf hingewiesen hat, dass eine große Bombe an Bord sein könnte, und der Terrorist mit Hilfe des Flugzeugs die Bombe über einer Großstadt explodieren lassen wollte.

Die FAZ hat in einem Artikel über den CCC-Kongress berichtet. Die FAZ ist die Zeitung, die damals als Erste über den Bundestrojaner berichtet hat. Andere Zeitungen haben dann nachgezogen. Dadurch wurde eine breite gesellschaftliche Debatte angestoßen. Dies hat der FAZ viel Anerkennung eingebracht. Der Bericht in der FAZ war nur deshalb möglich, weil Experten des CCC den Bundestrojaner und dessen technische Möglichkeiten analysiert haben. Ohne die Experten des CCC wären alle Zeitungsberichte ausgefallen. Deshalb würde ich erwarten, dass wenn eine Zeitung positiv über den CCC berichtet, dass dies die FAZ ist.

Die FAZ schreibt in ihrem Bericht über den CCC-Kongress, dass dort ein großer Kabelsalat veranstaltet wird. Diese Aussage verwundert mich, da ich bei dem Anschauen des einstündigen Vortrags keine Kabel gesehen habe. Die Zeit der Kabel sollten in Zeiten von WLAN, langer Akku-Laufzeit und Funkmäusen ja passe sein. Die nächste Aussage in dem Artikel ist, dass viele Kongressbesucher nur kommen, um die schnelle Internetanbindung des Kongresses zu nutzen, um anonym Dinge downzuloaden, die sie nicht von zu Hause downloaden würden. Diese Aussage finde ich absolut unplausibel. Die Besucher des Kongresses sind alles IT-Experten, die zu Hause eine schnelle Internet-Flatrate haben und wissen, wie man durch die Nutzung von Anonymisierungsnetzwerken wie Tor auch von zu Hause aus das Internet anonym nutzen kann. Warum sollten sie also dann noch 100 Euro Eintritt zahlen? Der Schreiber von der FAZ scheint keine Ahnung von IT zu haben und scheint auch mit niemanden geredet zu haben, der den CCC-Kongress besucht hat. Dem Autor ging es offensichtlich nur darum, den CCC-Kongress schlecht zu reden. Der Artikel erwähnt überhaupt nicht, dass der Kongress auch Inhalte hatte. Der Artikel in der FAZ ist so, also würde man in einem Bericht über einen CSU-Parteitag sagen, dass dort nur gesoffen wurde.
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Montag, 24. Dezember 2012
Motzblogs
Meine letzten Blogbeiträge waren durchweg negativ. Diese Haltung findet sich nicht nur in meinem Blog, sondern auch in vielen anderen wie z.B. blog.fefe.de oder rebellmarkt.blogger.de. Viele Blogbeiträge sind nach dem Muster „schaut mal was die CDU wieder für ein Blödsinn macht“ geschrieben, es gibt aber fast keine Blogbeiträge, die mal eine Entscheidung der CDU-Regierung loben. Diese Haltung in den Blogs hat zur Bildung des Begriffs Motzblog geführt. Deshalb musste ich einmal für mich prüfen, ob ich zu negativ eingestellt bin und diese Einstellung ändern sollte.

Vergleichen wir dazu mal die Motzblogs mit klassischen Medien wie der Bild-Zeitung. In der Bild-Zeitung findet man nie eine negative Nachricht über CDU-Regierung. Der Untersuchungsausschuss zu Gorleben wurde in der Bild-Zeitung nie erwähnt. Dabei wäre es doch sehr interessant herauszufinden wie es dazu kam, dass man erst große Mengen radioaktiven Mülls in einen Salzstock kippt, und diesen radioaktiven Müll später dann wieder aufwändig bergen muss. Die damals zuständige CDU-Umweltministerin ist jetzt CDU-Bundeskanzlerin. Wenn die Verantwortung dafür nicht bei der CDU, sondern der SPD gelegen wäre, hätte die Bild-Zeitung tagelang jeden Tag über die neuesten Neuigkeiten aus dem Gorleben-Untersuchungsausschuss berichtet und genau vorgerechnet, wie viele hundert Millionen Euro die Bergung des radioaktiven Mülls kostet. Die Bild-Zeitungsleser wissen auch nicht, dass die CDU-Familienministerin kurz vor Weihnachten eine Diskussion darüber vom Zaun gebrochen hat, ob man „der Gott“ oder „das Gott“ sagen soll. Aus Gründen der Gleichberechtigung sagt die CDU-Ministerin „das Gott“. Hätte ein SPD-Politikerin einen solchen Unsinn geredet, hätte die Bild-Zeitung daraus eine Schlagzeile „Mein Gott Ministerin, was reden Sie für einen Unsinn“ gemacht. Die SPD wird dafür umso mehr von der Bild-Zeitung durch den Kakao gezogen. So war es vollkommen vorhersehbar, dass die Bild-Zeitung nach der Nominierung des SPD-Kanzlerkandidat tagelang negativ über ihn schreibt. Nach dem Drohanruf des ehemaligen Bundespräsidenten Wulff bei der Bild-Zeitung hat die Bild-Zeitung jeden Tag eine ganze Seite mit negativen Artikeln über Wulff vollgeschrieben und so seinen Rücktritt erzwungen. Das, was man im Internet Motzbloggerei nennt, nennt man bei der Bild-Zeitung Schmutzkampagne.

Die Bild-Zeitung sät auch Hass. Man findet in der Bild-Zeitung öfters Artikel über Hartz IV-Empfänger, die zu faul zum Arbeiten sind und sich von den Hartz IV-Bezügen noch Schnaps und Zigaretten kaufen können. Der typische Bild-Zeitungsleser denkt dann: der Hartz IV-Satz ist viel zu hoch. Die Bild-Zeitung berichtet dagegen aber nie über Formel 1-Stars, die eine Milliarde Euro verdient haben, und dann Steuerflucht in die Schweiz begehen. Diese einstige Berichterstattung ist wohl darin begründet, dass die Besitzer der Bild-Zeitung vorgeben, dass die Zeitung die Umverteilung von Unten nach Oben fördern muss.

Die Bild-Zeitung ist aber auch ein schlechter Vergleich, weshalb ich im nächsten Schritt die Motzblogs mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen vergleichen möchte. Als Bewohner von Baden-Württemberg habe ich im Nachrichtenprogramm des SWR-Fernsehens jahrelang nie den Hauch einer Kritik über die Landesregierung gehört. Die politische Berichterstattung in SWR 3 ist immer dem Muster gefolgt: Die Landesregierung hat beschlossen, dass …, und das ist auch gut so. Diese Entscheidung ist alternativlos und bringt auch keine Nachteile mit sich.. Die Opposition wurde in SWR 3 nie erwähnt. Dieser Stil der Berichterstattung hat sich um 180 Grad gedreht, als Rot-Grün an die Landesregierung kam. Seit dem sieht man immer das Muster Die CDU hat zu kritisieren, dass .... Einerseits ist die Berichterstattung jetzt ausgewogen, weil der CDU genau so viel Platz für ihre Kritik eingeräumt wird, wie Rot-Grün für die anschließende Rechtfertigung, andererseits …. Die politischen Berichte im SWR-Fernsehen sind Motz-Nachrichten geworden.

Wenn man sich mal mit dem Gedanken beschäftigt, ein neues Auto zu kaufen, wird man einige Zeit lang die Autotests in Zeitungen und die Internet-Foren der Autobesitzer studieren. Dabei habe ich das Gefühl, dass man nach den Lesen von einem Dutzend Autotests in Zeitungen auch nicht schlauer ist als vorher. Die Autotests in den Zeitungen sind so nichtssagend, dass man nicht weiß, welches von den zehn getesteten Autos jetzt besser ist. Man findet auch nie Autotests, die wirklich negativ ausfallen. Ich hab eine Zeit lang benötigt, um herauszufinden, warum die Autotests alle so positiv sind: die Automobilfirmen geben viel Geld für Werbung in Zeitungen und Zeitschriften aus. Dafür erwarten sie, dass in diesem Medien nicht negativ über ihre Autos berichtet wird. Weiterhin ist es so, dass bei der Vorstellung eines neuen Autos die hauptberuflichen Autotests für eine Woche nach Mallorca eingeladen werden, um dort das Auto zu testen. Welcher Autotester würde denn nach einem geschenkten Mallorca-Urlaub negativ über das Auto berichten? Der müsste sich danach ja gleich arbeitslos melden. Im Gegensatz dazu sind die Beiträge in den Auto-Foren im Internet oft sehr negativ. Da hat mal jemand ein Montagsauto erwischt und ist darüber so sauer, dass er sich die Mühe macht, im Internet mal so richtig zu meckern. Wenn von 1000 Autokäufern 999 im Großen und Ganzen zufrieden sind, und ein Käufer sehr unzufrieden ist, wird sich niemand von den zufriedenen Autobesitzern die Mühe machen, einen Beitrag im Internet-Forum mit dem Inhalt „Im Großen und Ganzen zufrieden“ zu schreiben. Nur der eine unzufriedene Autobesitzer meldet sich im Internet-Forum. Aus diesem Grund ist das Meinungsbild in den Internet-Foren oft negativ verzerrt. Dieser Umstand ist aber mittlerweile bekannt und die regelmäßigen Internet-Nutzer wissen, wie sie dieses Meinungsbild im Internet auf eine normierte Skala umrechnen müssen. Wenn man dieses Wissen hat, sind die Internet-Foren ehrlicher und informativer als die Autotests in den Zeitungen.

Selbst eine CDU-nahe Zeitung hat vor kurzem geschrieben, dass die FDP im Baden-Württembergischen Landtag weit von einer seriösen Oppositionspolitik entfernt ist, und eine reine Krawallmacherei betreibt. So lange Oppositionspolitiker von Steuergeldern dafür bezahlt werden, den ganzen Tag nur destruktiv zu Motzen, gibt es für mich keinen Grund, mich bei meiner unbezahlten Kritik in meinem Blog selbst zu zensieren.

Meine erste Rezension bei Amazon vor vier Jahren war absolut negativ. Damals bin ich öfters durch das Bücherangebot von Amazon gestörbert und dabei durch Verweise wie "Kunden, die diese Artikel kauften, kauften auch ..." auf Bücher gestoßen, die auf Amazon sehr interessant beschrieben wurden, sich im Nachhinein aber als absoluter Fehlkauf entpuppt haben. Nach einigen solcher Fehlkäufe hat mich die starke Diskrepanz zwischen der Eigenwerbung bei Amazon und dem realen Inhalt der Bücher gestört, weshalb ich meine erste negative Rezension verfasst habe. Amazon war damals das erste Unternehmen, das überhaupt negative Rezensionen zugelassen hat. Mittlerweile passieren mir fast keine Fehlkäufe mehr, auch dank der Amazon-Rezensionen. Meine Rezensionen wurden schon dreihundert Mal als hilfreich bewertet. Die Anzahl der Kunden, die ich vor Fehlkäufen bewahrt habe, ohne dass sich auf den Button "Diese Rezension war hilfreich" geklickt haben, geht wohl in die Tausende. Von meinen letzten 5 Rezensionen bei Amazon sind 4 positiv. Diese Betrachtung zeigt, dass der kritisierende Anteil in meinen Texten hauptsächlich von den äußeren Umständen abhängt und auch kritische Texte hilfreich sein können.
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