Die Ursachen der Finanzkrise
it-single, 18:09h
Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat dazu geführt, dass sich die Werte der Aktien im DAX ungefähr halbiert haben. Banken mussten mit Milliaren Euro von Steuergeldern gerettet werden, Firmen sind Pleite gegangen und Menschen haben ihre Arbeit verloren. Was war die Ursache der Finanzkrise?
Vor ein paar Jahren habe ich ein Risikomanagementsystem für eine Bank entwickelt. Dieses Risikomanagementsystem hatte die Aufgabe, die Bank in dem Fall, dass die Märkte turbulent werden, genau vor so einer Pleite zu bewahren. Dazu hat dieses Risikomanagementsystem das Marktpreisrisiko und das Kontrahentenausfallrisiko berechnet. Zur Berechnung des Marktpreisrisikos wurden die historischen Schwankungen der Marktdaten wie z.B. der Aktienkurse der Zinsen und Wechselkurse berechnet. Diese Schwankungsbreiten wurden verwendet, um die möglichen Wertveränderung des Wertpapierportfolios zu simulieren. Das Ergebnis dieser Risikosimulation war eine Zahl, die angibt, dass zu 99 Prozent Wahrscheinlichkeit der Wertverlust des Portfolios in den nächsten 30 Tagen nicht größer als ein bestimmter Betrag ist. Dieser Betrag musste die Bank als Eigenkapital hinterlegen, so dass dieser mögliche Wertverlust problemlos abgefangen werden kann. Der Einsatz eines solchen Risikomanagementsystems war gesetzlich vorgeschrieben. Dieses Risikomanagementsystem wurde auch von einer Aufsichtsbehörde abgenommen. Mehrere Mitarbeiter dieser Bank waren Vollzeit damit beschäftigt, die Daten des Risikomanagementsystems auszuwerten, die Einhaltung der Limite zu überwachen und die Risiken an den Vorstand zu berichten.
Diese Bank ist jedoch trotz des guten Risikomanagementsystems eigentlich Pleite gegangen und wurde zwangsfusioniert.
Wie konnte so etwas passieren? Die Antwort ist, dass diese Bank hochriskante Spekulationsgeschäfte über eine Tochtergesellschaft im Ausland getätigt hat. Die in dieser ausländischen Zweckgesellschaft durchgeführten Spekulationsgeschäfte unterliegen nicht dem deutschen Risikomanagement und wurden deshalb nicht in das Risikomanagementsstem importiert. Hätte man diese Spekulationsgeschäfte in das Risikomanagementsystem importiert, wären dort sofort die roten Ampeln angegangen. Diese Zweckgesellschaft wurde nur gegründet, um die deutschen Vorschriften zu umgehen und hochriskante Spekulationsgeschäfte durchzuführen.
Man kann sich das so vorstellen, dass der Bereichsleiter des Handels mehr spekulieren wollte, um die Chance auf höhere Gewinne zu haben. Die deutschen Vorschriften haben ihn aber daran gehindert. Also hat er dem Vorstand vorgeschlagen, eine Zweckgesellschaft zu gründen. Eigentlich hätte nach der Pleite der Bank die Polizei vorfahren müssen und die Vorstandsmitglieder, die zur Gründung der Zweckgesellschaft unterschrieben haben, in Handschellen aus der Bank führen müssen. Eine Ursache der Finanzkrise ist die Möglichkeit, über Zweckgesellschaften im Ausland Spekulationsgeschäfte durchführen zu können, die nicht in Deutschland überprüft werden, deren Verluste aber in Deutschland getragen werden müssen. Solche Zweckgesellschaften müssen verboten werden. Diese Zweckgesellschaften wurden vor wenigen Jahren durch den Gesetzgeber jedoch explizit durch eine Gesetzesänderung erlaubt worden. Dies sollte erklären, warum weder Banker noch Politiker Interesse daran haben, die wirklichen Ursachen der Finanzkrise aufzuklären. In Zeitungen wird auch keine klare Analyse der Ursachen der Finanzkrise vorgenommen, sondern statt dessen die Sachlage lieber so dargestellt, als ob die Finanzkrise aus den USA herübergeschwappt wäre und man nicht dagegen hätte tun können.
Von der Finanzkrise waren auch Privatleute betroffen. Ein Rentner-Ehepaar hat beispielsweise zu ihrem Bank-Berater gesagt haben, dass sie ihr ganzes Erspartes sicher für ihr Alter anlegen möchten. Der Bank-Berater hat dann das gesamte Geld in Zertifikate angelegt. Diese Privatleute haben die Zertifikate zwar nicht verstanden, aber dem Bank-Berater vertraut. Am Ende waren die Zertifikate wertlos und die Privatleute haben ihr ganzes Erspartes verloren. In einem solchen Fall müsste die Bank für die Verluste haften, da das Ehepaar bei der Beratung klar gesagt hat, dass sie ihr Geld sicher anlegen möchten. Es sollte generell verboten werden, Zertifikate an Privatpersonen zu verkaufen.
Banken vergeben teuere Aufträge an spezialisierte Anwaltskanzleien, die Gesetzesentwürfe schreiben und Entwürfe zur Rettung des Finanzsektors der Politik vorschlagen. Ich habe Zweifel, ob die Politik wirklich aktiv handelt, oder ob sie sich nur von Lobbyisten treiben lässt und nur noch die Gesetzesentwürfe entschreibt, die ihnen von Anwaltskanzleien vorgelegt werden.
Diese Unabhängigkeit der Politik wurde auch durch das sogenannte Seitenwechsel-Projekt beinträchtigt. Ziel dieses Projektes ist, Mitarbeiter von Banken zeitweise im Politikbetrieb arbeiten zu lassen. Diese Mitarbeiter arbeiten dann an den Gesetzesentwürfen mit.
Konkret schlage ich folgende Maßnahmen gegen die Finanzkrise vor:
- Verbot von Zweckgesellschaften, die nur dazu dienen, hochriskante Spekulationsgeschäfte unter Umgehung des deutschen Risikomanagements zu tätigen.
- Verbot des Verkaufs von Zertifikaten an Privatanleger.
- Beraterhaftung für Banken.
- Die Politik muss unabhängiger von den Lobbyisten werden. Die Politik muss die Gesetze wieder selbst entwerfen und schreiben, und nicht einfach die Gesetzesvorschläge von den Lobbyisten und Anwaltskanzleien übernehmen. Das sogenannte Seitenwechsel-Projekt muss gestoppt werden.
- Die Zeitungen müssen besser über die Ursachen der Finanzkrise aufklären und Maßnahmen von der Politik fordern, um solche Dinge in Zukunft zu vermeiden
- Die Banken müssen die nächsten Jahre eine Sondersteuer zahlen, um die durch sie verursachten Kosten wieder zurückzuzahlen. Diese Sondersteuer muss so lange gezahlt werden, bis das Geld vollständig zurückgezahlt ist.
- Die Managergehälter müssen beschränkt werden. Bisher haben die Manager die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres mehrere Millionen Euro zu verdienen, wenn die Bank hohe Gewinne macht. Dies hat die Manager dazu verleitet, kurzfristig die Gewinne durch spekulative Geschäfte zu erhöhen, und damit langfristig die Existenz des Unternehmens zu riskieren. Die Manager müssen wieder langfristiger Denken und nicht nur an den Gewinn des aktuellen Geschäftsjahres.
Vor ein paar Jahren habe ich ein Risikomanagementsystem für eine Bank entwickelt. Dieses Risikomanagementsystem hatte die Aufgabe, die Bank in dem Fall, dass die Märkte turbulent werden, genau vor so einer Pleite zu bewahren. Dazu hat dieses Risikomanagementsystem das Marktpreisrisiko und das Kontrahentenausfallrisiko berechnet. Zur Berechnung des Marktpreisrisikos wurden die historischen Schwankungen der Marktdaten wie z.B. der Aktienkurse der Zinsen und Wechselkurse berechnet. Diese Schwankungsbreiten wurden verwendet, um die möglichen Wertveränderung des Wertpapierportfolios zu simulieren. Das Ergebnis dieser Risikosimulation war eine Zahl, die angibt, dass zu 99 Prozent Wahrscheinlichkeit der Wertverlust des Portfolios in den nächsten 30 Tagen nicht größer als ein bestimmter Betrag ist. Dieser Betrag musste die Bank als Eigenkapital hinterlegen, so dass dieser mögliche Wertverlust problemlos abgefangen werden kann. Der Einsatz eines solchen Risikomanagementsystems war gesetzlich vorgeschrieben. Dieses Risikomanagementsystem wurde auch von einer Aufsichtsbehörde abgenommen. Mehrere Mitarbeiter dieser Bank waren Vollzeit damit beschäftigt, die Daten des Risikomanagementsystems auszuwerten, die Einhaltung der Limite zu überwachen und die Risiken an den Vorstand zu berichten.
Diese Bank ist jedoch trotz des guten Risikomanagementsystems eigentlich Pleite gegangen und wurde zwangsfusioniert.
Wie konnte so etwas passieren? Die Antwort ist, dass diese Bank hochriskante Spekulationsgeschäfte über eine Tochtergesellschaft im Ausland getätigt hat. Die in dieser ausländischen Zweckgesellschaft durchgeführten Spekulationsgeschäfte unterliegen nicht dem deutschen Risikomanagement und wurden deshalb nicht in das Risikomanagementsstem importiert. Hätte man diese Spekulationsgeschäfte in das Risikomanagementsystem importiert, wären dort sofort die roten Ampeln angegangen. Diese Zweckgesellschaft wurde nur gegründet, um die deutschen Vorschriften zu umgehen und hochriskante Spekulationsgeschäfte durchzuführen.
Man kann sich das so vorstellen, dass der Bereichsleiter des Handels mehr spekulieren wollte, um die Chance auf höhere Gewinne zu haben. Die deutschen Vorschriften haben ihn aber daran gehindert. Also hat er dem Vorstand vorgeschlagen, eine Zweckgesellschaft zu gründen. Eigentlich hätte nach der Pleite der Bank die Polizei vorfahren müssen und die Vorstandsmitglieder, die zur Gründung der Zweckgesellschaft unterschrieben haben, in Handschellen aus der Bank führen müssen. Eine Ursache der Finanzkrise ist die Möglichkeit, über Zweckgesellschaften im Ausland Spekulationsgeschäfte durchführen zu können, die nicht in Deutschland überprüft werden, deren Verluste aber in Deutschland getragen werden müssen. Solche Zweckgesellschaften müssen verboten werden. Diese Zweckgesellschaften wurden vor wenigen Jahren durch den Gesetzgeber jedoch explizit durch eine Gesetzesänderung erlaubt worden. Dies sollte erklären, warum weder Banker noch Politiker Interesse daran haben, die wirklichen Ursachen der Finanzkrise aufzuklären. In Zeitungen wird auch keine klare Analyse der Ursachen der Finanzkrise vorgenommen, sondern statt dessen die Sachlage lieber so dargestellt, als ob die Finanzkrise aus den USA herübergeschwappt wäre und man nicht dagegen hätte tun können.
Von der Finanzkrise waren auch Privatleute betroffen. Ein Rentner-Ehepaar hat beispielsweise zu ihrem Bank-Berater gesagt haben, dass sie ihr ganzes Erspartes sicher für ihr Alter anlegen möchten. Der Bank-Berater hat dann das gesamte Geld in Zertifikate angelegt. Diese Privatleute haben die Zertifikate zwar nicht verstanden, aber dem Bank-Berater vertraut. Am Ende waren die Zertifikate wertlos und die Privatleute haben ihr ganzes Erspartes verloren. In einem solchen Fall müsste die Bank für die Verluste haften, da das Ehepaar bei der Beratung klar gesagt hat, dass sie ihr Geld sicher anlegen möchten. Es sollte generell verboten werden, Zertifikate an Privatpersonen zu verkaufen.
Banken vergeben teuere Aufträge an spezialisierte Anwaltskanzleien, die Gesetzesentwürfe schreiben und Entwürfe zur Rettung des Finanzsektors der Politik vorschlagen. Ich habe Zweifel, ob die Politik wirklich aktiv handelt, oder ob sie sich nur von Lobbyisten treiben lässt und nur noch die Gesetzesentwürfe entschreibt, die ihnen von Anwaltskanzleien vorgelegt werden.
Diese Unabhängigkeit der Politik wurde auch durch das sogenannte Seitenwechsel-Projekt beinträchtigt. Ziel dieses Projektes ist, Mitarbeiter von Banken zeitweise im Politikbetrieb arbeiten zu lassen. Diese Mitarbeiter arbeiten dann an den Gesetzesentwürfen mit.
Konkret schlage ich folgende Maßnahmen gegen die Finanzkrise vor:
- Verbot von Zweckgesellschaften, die nur dazu dienen, hochriskante Spekulationsgeschäfte unter Umgehung des deutschen Risikomanagements zu tätigen.
- Verbot des Verkaufs von Zertifikaten an Privatanleger.
- Beraterhaftung für Banken.
- Die Politik muss unabhängiger von den Lobbyisten werden. Die Politik muss die Gesetze wieder selbst entwerfen und schreiben, und nicht einfach die Gesetzesvorschläge von den Lobbyisten und Anwaltskanzleien übernehmen. Das sogenannte Seitenwechsel-Projekt muss gestoppt werden.
- Die Zeitungen müssen besser über die Ursachen der Finanzkrise aufklären und Maßnahmen von der Politik fordern, um solche Dinge in Zukunft zu vermeiden
- Die Banken müssen die nächsten Jahre eine Sondersteuer zahlen, um die durch sie verursachten Kosten wieder zurückzuzahlen. Diese Sondersteuer muss so lange gezahlt werden, bis das Geld vollständig zurückgezahlt ist.
- Die Managergehälter müssen beschränkt werden. Bisher haben die Manager die Möglichkeit, innerhalb eines Jahres mehrere Millionen Euro zu verdienen, wenn die Bank hohe Gewinne macht. Dies hat die Manager dazu verleitet, kurzfristig die Gewinne durch spekulative Geschäfte zu erhöhen, und damit langfristig die Existenz des Unternehmens zu riskieren. Die Manager müssen wieder langfristiger Denken und nicht nur an den Gewinn des aktuellen Geschäftsjahres.