Sonntag, 21. Februar 2016
Warum schreibe ich überhaupt über Politik und die Flüchtlingskrise?
Ich stelle mir gerade die Frage, warum ich mich überhaupt mit dem unangenehmen Thema Flüchtlingskrise auseinandersetze und darüber schreibe. Ich könnte es ja genauso wie die Mehrheit machen und unangenehme Themen einfach ausblenden und mich nur mit schönen Dingen beschäftigen. Am Ende werde ich ja nur von den Scheinheiligen angegriffen, weil ich unbequeme Dinge angesprochen habe, die die Scheinheiligen gerne ausgeblendet hätten.

Als wohlhabender männlicher Single gehöre ich zu den zehn Prozent der Deutschen, die am Wenigsten von der aktuellen Flüchtlingskrise betroffen ist. Als Mann bin ich schon einmal weniger betroffen von Vergewaltigungen und sexuellen Belästigungen. Laut Polizei sind von Antanzdiebstählen sowieso nur Personen betroffen, die weit nach Mitternacht betrunken durch dunkle Gassen in der Innenstadt laufen. Aus diesem Alter bin ich auch raus. Als gut verdienender Ingenieur muss ich mir auch keine Gedanken darüber machen, ob der Staat in zwanzig Jahren noch meine Rente Zahlen kann, die Sozialhilfe kürzt oder das Renteneintrittsalter erhöht. Da ich keine Kinder habe, müsste ich mir auch keine Gedanken darüber machen, was in zwanzig Jahren aus Deutschland wird, sondern könnte mir einfach auswandern und ein Häuschen auf Teneriffa kaufen.

Meine Beschäftigung mit der Flüchtlingskrise ist erst einmal politisches Interesse, und die Flüchtlingskrise ist das wichtigste Politische Thema überhaupt. Die Politiker fordern in ihren Sonntagsreden ja immer, dass die Bürger mehr politisches Interesse zeigen sollen. Nur wenn die Bürger am Montag dann ihre politische Meinung äußern, und dabei die Regierung kritisieren, werden sie von den gleichen Politikern als Wutbürger oder politische Hetzer verunglimpft.

Als Ingenieur mit einem Interesse an Mathematik kann ich nicht stillschweigend zusehen, wie diese Linksintellektuellen ständig Statistiken fälschen, und sich dabei absichtlich um den Faktor 100 verrechnen, nur um am Ende damit begründen zu können, warum die paar Millionen Flüchtlinge von Deutschland ja aus der Portokasse finanziert werden können.

Ein Interesse am Schreiben spielt bei dieser Bloggerei natürlich auch eine Rolle.

Die Flüchtlingskrise hat erst einmal keinen Einfluss auf meine persönlichen Entscheidungen und Handlungen in den nächsten Monaten. Für die langfristige Lebensplanung ist diese Flüchtlingskrise aber dafür relevanter. Als wohlhabender Single könnte ich es mir leisten, ein Haus zu besitzen. In den letzten zwei Monaten sind aber zwei Dinge vorgefallen, die mich daran zweifeln lassen, ob es sinnvoll ist, seinen Ruhestand in Deutschland zu verbringen. Vor zwei Monaten ist ein 32-jähriger Mann in der acht Kilometer entfernten Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern Samstagabends kurz vor Mitternacht von einer fünf bis achtköpfigen Gruppe von „Personen mit nordafrikansichen Aussehen“ niedergeschlagen und ausgeraubt worden. Gestern hat ein älterer Mann in der Sauna erzählt, dass er Abends zur Straßenbahnhaltestelle wollte, sich aber nicht hin getraut hat, weil sechs Personen, die seiner Vermutung nach Flüchtlinge waren, dort herumgetobt haben. Der Mann sagte, dass diese Tobenden betrunken waren und Schnapsflaschen dabei hatten. Deshalb hatte er die Polizei angerufen. Die Antwort der Polizei war: solange nichts passiert ist, kommen wir nicht. Wenn ich diese zwei Vorfälle innerhalb den letzten zwei Monaten bedenke, erscheint es mir sinnvoller, auf ein Vorruhestand in Teneriffa als auf ein Hauskauf und ein Ruhestand in Deutschland hin zu arbeiten. Was habe ich denn von einem Haus in Deutschland, wenn ich mich nicht einmal in das nächstgelegene Kino trauen kann oder Angst haben muss, nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus zu gehen?

Im September 2015 habe ich folgendes Gespräch auf einer Berghütte in Österreich mitbekommen: Die Saisonkraft hat den Hüttenwirt gefragt, ob er eine gewisse Bareinnahme in das Kassensystem eingeben soll. Die Antwort des Hüttenwirts war: Nein, das lohnt sich nicht – das würde sowieso nur für die Flüchtlinge und für Griechenland drauf gehen.

Mittlerweile habe ich die gleiche Meinung wie der Hüttenwirt. Auf Facebook ist es ein Volkssport geworden, zu schreiben, dass die Millionen Flüchtlinge ja nur 5 Milliarden Euro kosten und der Staat dies locker aus der Portokasse zahlen kann. Diese Facebook-Poster sind in der Regel Leute, die sowieso nichts arbeiten und es deshalb einfach haben, das Geld anderer Leute zu verschenken. Nur wenn man mal genauer nachrechnet und nicht nur die eine Million Flüchtlinge vom aktuellen Jahr betrachtet, sondern auch die vom vergangen Jahr und vom zukünftigen Jahr, ist man schnell bei 20 Milliarden Euro Kosten pro Jahr. Früher hatte ich die Einstellung, dass ich dem Staat und der Gesellschaft auch denn noch gerne dienen würde, wenn ich mein Soll übererfüllt habe. Mittlerweile habe ich meine Einstellung geändert. Es ist einfach sinnlos zu versuchen, soviel zu Arbeiten und Steuern zu zahlen, dass 20 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr zusammenkommen.

Die Aussage „Angela Merkel hat Millionen von Deutschen politisch heimatlos gemacht“ bringt es auf den Punkt. Wobei ich für mich die Aussage nur dadurch erweitern muss, dass ich mittlerweile auch Steuerzahlen sinnlos finde und nicht nur politisch heimatlos wurde, sondern auch eher mit einem Vorruhestand auf Teneriffa statt in Deutschland plane.