Samstag, 10. August 2019
Gedichte fürs Gipfelbuch – Acherkogel
Ein paar Tage nach meinem vorherigen Gedicht für das Gipfelbuch hatte ich Gelegenheit, ein weiteres Gedicht zu verfassen.

Um dieses Gedicht zu erklären, muss ich zwei Wandertage von mir beschreiben: am ersten Tag bin ich den Wilhelm-Oltroge-Weg von der Schweinfurter Hütte zur Bielefelder Hütte gegangen, und am darauffolgenden Tag bin ich von der Bielefelder Hütte auf den Acherkogel.

Beim Start von der Schweinfurter Hütte zur Bielefelder Hütte muss man erst viele Höhenmeter machen. Hier ein Rückblick von diesem Anstieg zur Schweinfurter Hütte:



Von der Schweinfurter Hütte steigt man danach weiter an, bis der 3010 Meter hohe Hochreichkopf erreicht ist. Danach folgen auf dem Wilhelm-Oltroge-Weg noch einige Drahtseilversicherungen.
Cirka 6 Stunden nach dem Start von der Schweinfurter Hütte taucht überraschend ein Schneefeld auf:



Mit einem solchen Schneefeld hätte ich Anfang August nicht mehr gerechnet. Dieses Schneefeld ist ca. 20 Meter breit, hat eine Dicke von 2 Metern und eine Steilheit von ca. 40 Grad. Dieser Schnee ist auch sehr hart, so dass man kaum Tritte in den Schnee reintreten kann. Vermutlich ist dieses Schneefeld der Rest einer großen Lawine vom letzten Winter. Wenn man die Teller von den Wanderstöcken entfernt, kann man auch mit viel Kraft die Wanderstöcke nur drei Zentimeter tief einrammen. Ein Umgehen dieses Schneefeldes war auch nicht möglich.
In dieser Situation wäre ich am liebsten umgedreht. Ein Abrutschen auf diesem steilen Schneefeld wäre lebensgefährlich. Leider bemerkt man dieses Schneefeld erst 6 Stunden nach dem Start von der Schweinfurter Hütte, und ich hatte keine große Lust, diese 6 Stunden wieder zurück zu gehen. Also habe ich mich unter äußerster Vorsicht über dieses Schneefeld gewagt.
Auf diesem Schneefeld sieht man zwei kaum ausgeprägte Spuren. Nachdem ich das Schneefeld über die untere Spur überquert hatte, sah ich auch, warum die obere Spur kurz vor Ende des Schneefeldes aufhört. Die obere Spur endet nämlich in einem 2 Meter hohen Überhang:



Mit mir zusammen sind noch drei weitere Gruppen von der Schweinfurter Hütte gestartet, um den gleichen Weg zu gehen. Laut Wanderführer benötigt man für diesen Weg 8 Stunden – ich habe insgesamt inklusive Pausen nur 7 Stunden benötigt. Dies war der Grund dafür, warum ich zu Anfang die drei anderen Gruppen überholt habe. Später habe ich dann erfahren, was aus den anderen Gruppen wurde: die drei anderen Gruppen sind bei dem Schneefeld umgedreht. Eine dieser drei Gruppen bestand aus zwei ca. 30-jährigen Münchnern. Das Umdrehen dieser drei Gruppen halte ich für eine gute Entscheidung, auch wenn das Umdrehen dann lange Abstiege und hohe Taxikosten zur Folge hatte.

An Wanderführer dieser Gruppe hatte den Hüttenwirt der Schweinfurter Hütte nach den Bedingungen auf diesem Weg gefragt. Ich saß gerade daneben, so dass ich die folgende Antwort des Hüttenwirtes mitbekommen habe: Gestern ist niemand diesen Weg gegangen, weil der Wetterbericht schlecht war. Aber für den nächsten Tag ist ja besseres Wetter angesagt. Der Hüttenwirt hatte offensichtlich keine Ahnung, dass der Höhenweg durch ein Schneefeld blockiert war, und es war ihm wohl auch egal.

Ein Tag vorher war eine Familie mit zwei Kindern von diesem Schneefeld blockiert. Da diese Gruppe nach 6 Stunden auf diesem Weg (und 2 Stunden vor der Bielefelder Hütte) zu entkräftet war, um nochmal 6 Stunden zurück zu gehen, mussten diese Familie mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden.

Nach dem Wilhelm-Oltroge-Weg habe ich dann ziemlich alleine auf der Bielefelder Hütte übernachtet, die drei anderen Gruppen haben alle telefonisch abgesagt. Ansonsten wären nur noch ein paar Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein auf der Hütte, die von der Feier „65 Jahre Neue Bielefelder Hütte“ noch übrig geblieben sind. Dies muss eine größere Feier gewesen sein, die bis spät in die Nacht ging, bei einigen Menschen für einen ordentlichen Kater gesorgt hat.
Am nächsten Tag bin ich von der Bielefelder Hütte auf den Achernkogel. Dieser 3007 Meter hohe Berg ist der nördlichste Dreitausender der Alpen. In der Alpenvereinsbroschüre über die Bielefelder Hütte wird dieser Berg als einer von zwei lohnenden Gipfelzielen erwähnt. Laut dieser Bröschüre erfordert dieser Berg eine Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad, und eine Aufstiegszeit von dreieinhalb Stunden von der Hütte aus.



Die Wegmarkierungen zum Achernkogel hoch sind stellenweise sehr schlecht. Am Anfang steht zwar ein Schild vom Bielefelder Alpenverein, aber danach fehlen an vielen Stellen Steinmännchen oder Wegmarkierungen.



Beim Durchblättern des Gipfelbuches habe ich festgestellt, dass von der großen Truppe des Bielefelder Alpenvereins, die zum Feiern auf der Hütte war, keiner auf ihren Hausberg gestiegen ist.
Damit hatte ich das passende Gedicht für das Gipfelbuch fertig:



Gestern waren 80 Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein auf der Hütte zum Saufen,
aber keiner von denen ist auf ihren Hausberg – den Acherkogel – hoch gelaufen.
Die Wegfindung hier hoch ist ein Graus,
doch die Alpenvereinler kommen kaum aus ihrer Hütte heraus.
Gestern war auf dem Wilhelm-Oltroge-Weg zwei Stunden vor der Bielefelder Hütte eine Familie mit Kindern von einem Schneefeld blockiert und mussten auf die Helirettung warten
Währenddessen hockten die Alpenvereinler auf ihrer Hütte, und erzählten bei einem Bier von alten Heldentaten.
Auf den Hütten interessiert es niemanden mehr, wie die Wanderer über die Wege kommen
Der Alpenverein ist zu einem Saufclub verkommen.

P.S. Dieses Gedicht soll ein Vorwurf an die Mitglieder vom Bielefelder Alpenverein sein. Wenn man spontan am Gipfel ein Gedicht schreibt, und sich das dann noch reimen soll, muss man halt ein paar Kompromisse eingehen. Die Bielefelder waren nette Menschen im Alter von 60 aufwärts. Von diesen Flachlandbewohnern kann man nicht erwarten, dass sie auf den Achernkogel steigen, oder sich um die Wegesicherung kümmern. Dieses Gedicht soll keine Kritik an den Bielefeldern selbst sein, sondern eher daran, dass sich die Hüttenwirte nicht mehr für die Wanderer interessieren, und auf den Hütten generell teilweise zu viel getrunken wird. Auf einer Hütte war eine 15-köpfige Gruppen von jungen Menschen, die überhaupt nicht richtig wandern waren, und sich in der Gaststube so verhalten haben, als wären sie auf dem Oktoberfest. Von deren Geschrei hat man fast Ohrenschmerzen bekommen.
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Donnerstag, 8. August 2019
Gedichte fürs Gipfelbuch
Vor ein paar Tagen hat mich ein Wanderneuling an einem Gipfel im Allgäu gefragt, was man denn so in ein Gipfelbuch einträgt. Ich habe ihm geantwortet, dass es am Schönsten wäre, einen netten Spruch oder ein kleines Gedicht einzutragen, wobei ich selbst meistens nur meinen Namen und das Datum eintrage. Daraufhin habe ich mir vorgenommen, mal selbst ein Gedicht einzutragen. Ein paar Tage später hatte ich dazu eine Gelegenheit, da ich direkt vom Allgäu in das Stubaital gefahren bin.

Nach einer fünfstündigen Wanderung bin ich um 12:30 Uhr bei der schön gelegenen Winnebachseehütte angekommen:


Die Wanderung von dem Westfalenhaus zur Winnebachseehütte war anstrengend, weil ich nicht nur den normalen Weg gegangen bin, sondern auch versucht habe, vom Winnebachjoch aus noch auf den Winnebacher Weißkogel zu gehen. Leider hat sich der OSO-Grat aber als sehr brüchig entpuppt, weshalb ich umgedreht bin.

Da der Wetterbericht ab 14:00 Uhr Regen vorhergesagt hat, habe ich mich eigentlich darauf eingestellt, erst einmal auf der Terasse der Winnebachseehütte Mittagspause zu machen, und dann dort noch etwas sitzen zu bleiben, bis der Regen beginnt.




Bei der Ankunft auf der Winnebachseehütte habe ich deshalb gleich gesagt, dass ich mich zur Übernachtung anmelden möchte, und dann eine Käsepressknödelsuppe und ein Kaffee hätte. Die Antwort des Wirts war: Ich trage dich schon mal auf die Übernachtungsliste ein. Einen Platz für dich werden wir schon finden. Aber ich kann noch nicht genau sagen, in welchem Zimmer, da ich die Einteilung erst später mache. Komme doch in zwei Stunden nochmal vorbei. Bis dahin kannst du ja noch eine kleine Tour machen.. Meine Antwort darauf war: Aber ich kann doch noch kurz Pause machen, bevor ich wieder losgehe, oder?. Die Antwort des Hüttenwirts war: Es wäre besser gleich los zu gehen, denn gegen Nachmittag ist Regen vorhergesagt.

Entgegen der Empfehlung des Hüttenwirts habe ich noch eine Käsepressknödelsuppe gegessen, bevor ich nochmal los bin, um auf den Hausberg der Hütte – den Gänsekragen – hoch zu gehen.

Eine Viertelstunde unterhalb des Gipfels ist der Nebel komplett zu gezogen, und mir war klar, dass es gleich Regnen wird. In dieser Situation habe ich mich dafür entschieden, sofort umzudrehen, sobald es anfängt zu regnen, aber bis dahin zu versuchen, den Gipfel zu erreichen. So habe ich dann doch den 2914 Meter hohen Gänsekragen erreicht. (Auf dem folgenden Bild kommt nicht richtig rüber, dass der Gipfel komplett im Nebel liegt, und man überhaupt keine Aussicht hat)



In dieser Situation habe ich ein passendes Gedicht für das Gipfelbuch gefunden:

Hier sitze ich sinnlos im Nebel und habe keine Sicht,
und das alles nur weil der Wirt zu mir sagte: Auf das Zimmer darfst du noch nicht.
Der Wirt tat mich aus der Hütte verjagen,
so muss ich beim Abstieg noch Regen ertragen.

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Sonntag, 2. Juni 2019
Vergleich der Opel-Fahrer mit Mercedes-Fahrer
Vor einiger Zeit stand bei mir der Kauf eines neuen Autos an. In die engere Wahl kam der Opel Astra und eine Mercedes A- oder B-Klasse. Während der Entscheidungsphase habe ich in den dazugehörigen Internetforen von Opel und Mercedes gelesen, was die Fahrer über ihre Autos berichten. Meine Erwartungshaltung war nämlich, dass beispielsweise ein Autofahrer schreibt, dass er von Opel auf Mercedes umgestiegen ist, und der Mercedes zwar 10.000 Euro teurer ist, aber dafür die Qualität und der Fahrkomfort besser ist.

Einen direkten Vergleich des Opel Astras mit einer Mercedes A-Klasse konnte ich nirgendwo finden. Scheinbar sind die Kundengruppen der beiden Marken so unterschiedlich, dass niemand direkt von der einen zur anderen Marke wechselt.

In dem Opel-Forum fand ich folgende Beschreibung des Fahrkomforts: Der Fahrkomfort des Opel Astras ist ja wahnsinnig gut. Damit kann man 200 km/h auf der Autobahn fahren, ohne dass das Auto so laut klappert, dass man Angst haben muss, dass es gleich auseinanderfällt. Dieser Opel-Fahrer war ein junger Mann Anfang 20, der mit seinem ersten Facharbeiterlohn einen Opel gekauft hat, und vorher einen sehr alten Kleinwagen gefahren ist. In dem Mercedes-Forum findet man folgende Aussage zum Fahrkomfort: Der Fahrkomfort der Mercedes B-Klasse ist ganz okay. Meine vorherige E-Klasse war natürlich noch etwas komfortabler, das ist gar keine Frage. Aber jetzt wo ich auf die 70 zugehe und die Hüfte langsam steif wird, muss ich nicht mehr mit 200 km/h über die Autobahn fahren, sondern mit ist wichtiger, ein Auto zu haben, in das ich bequem einsteigen kann.

In den Opel-Foren ist Geld auch ein großes Thema. Es wird sehr ausführlich diskutiert, wieviel Kosten man für die erste Inspektion zu erwarten hat. Dort findet man auch folgende Rat: Man kann das Motoröl über das Internet bestellen, zur Inspektion mitbringen, und dann zur Werkstatt sagen, dass sie bei der Inspektion des mitgebrachte Öl einfüllen sollen. Es ist zwar das gleiche Öl, aber die Werkstatt würde für das Öl mehr Geld verlangen als der Internet-Shop. So kann man noch ein paar Euro sparen. Bei Mercedes redet man dagegen nicht über Geld. Dort muss man sehr lange lesen, um in einem Nebensatz zu finden, dass ein Mercedes-Fahrer 50.000 Euro für seine gut ausgestattete B-Klasse hingelegt hat.

In den Opel-Foren finden sich auch ein paar Diskussionen über Chip-Tuning. Es gibt Opel-Fahrer, die den 1.4-Liter-Turbobenziner mit 125 PS kaufen, weil er 1.000 Euro billiger ist als der 150-PS-Motor, und dann für 300 Euro in einer Hinterhofwerkstatt einen Chip-Tuning auf 170 PS machen lassen. So haben sie effektiv 700 Euro gespart. Die Mercedes-Fahrer kaufen dagegen gleich eine 2.0-Liter-Turbobenziner, und haben dann kein Chip-Tuning mehr nötig.

Ich hätte vermutet, dass man durch das Lesen der Internet-Foren herausfinden kann, welches Auto zuverlässiger und fehlerfreier ist. Manche Auto-Foren sind eher Problemforen, in denen die Mitglieder nur Beiträge schreiben, wann sie ein Problem mit dem Auto haben. Aus diesem Grund findet man in manchen Opel-Foren fast nur Beiträge, die Probleme behandeln, und in manchen Mercedes-Foren auch fast nur Beiträge über Probleme. Man müsste dann die Gesamtzahl der Beiträge in das Verhältnis mit der Anzahl der verkauften Autos setzen, um eine nützliche Information ableiten zu können. Dabei müsste man berücksichtigen, dass Opel-Fahrer eher jünger und internet-affiner sind, und deshalb deren Probleme öfters im Internet landen als Probleme von Mercedes-Fahrern. Eigentlich ist es ein aussichtsloses Unterfangen, so zu hilfreichen Informationen zu kommen.

Ein Problembeitrag eines Opel-Fahrers ist mir besonders aufgefallen. Darin beschwert sich der Opel-Fahrer, dass sein neu gekaufter Opel Astra nach nur zwei Jahren einen kapitalen Motorschaden hat. Den Grund dafür sieht er darin, dass Opel schlechte Autos baut. Die Diskussion in diesem Thread geht einige Zeit hin und her, bis der Thread-Ersteller schreibt, dass die Werkstatt mittlerweile die Fehlercodes ausgelesen hat, und dabei festgestellt hat, dass eine Meldung besagt, dass die Maximaldrehzahl des Motors überschritten wurde. Danach geht die Diskussion wieder eine Zeit lang hin und her, bis jemand die Rückfrage stellt, wie es überhaupt sein kann, dass die Maximaldrehzahl überschritten wurde, wo doch die Motorsteuerung eigentlich über eine Drehzahlbegrenzung verfügt. Die Antwort des Thread-Erstellers war dann, dass er ein Chip-Tuning durchgeführt hat.

Nach vielem Lesen dieser Foren habe ich keine Information gefunden, die mich viel bei der Kaufentscheidung unterstützt hätte, aber dafür viel über der Mentalitätsunterschiede zwischen Opel-Fahrer und Mercedes-Fahrer gelernt.
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Sonntag, 19. Mai 2019
Rentnerbesuche kosten viel Zeit
Meine 80-jährige Mutter hat mich gedrängt, dass ich am Freitag direkt nach der Arbeit sofort zu ihr komme. Meine Schwester, die 100 Kilometer entfernt wohnt, kam nämlich zu Besuch, und die gemeinsame Zeit wollte man nutzen, um Pizza essen zu gehen. Als ich Freitagabends bei meiner Mutter ankam, hat meine 78-jährige Tante einen unangekündigten Besuch abgestattet. Ihr war gerade langweilig – jetzt saß sie da wie ein Presser hat in aller Ausführlichkeit erklärt, was ihre Tochter vorgestern gekocht hat. Ihr nächstes Thema war, dass im Edeka gerade das Salatdressing im Sonderangebot ist, und sie deshalb gleich mehrere Portionen eingekauft hat. Meine Schwester ist dann geflüchtet, indem sie sagte, dass sie beim Gartencenter noch ein paar Blumen für ihren Garten kaufen muss. So war sie dann über eine Stunde weg. Insgesamt habe ich mir dann zwei Stunden lang irgendein langweiliges Gerede anhören müssen.

Wenn ich im Büro arbeiten muss, und draußen die Sonne scheint, dann ärgere ich mich immer, dass ich das schöne Wetter nicht nutzen kann, um z.B. Joggen zu gehen oder eine Radtour zu machen. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn man die wenigen freien Stunden bei schönem Wetter dann nicht nutzen kann, sondern drinnen verbringt, um zugetextet zu werden.

Nachdem meine Tante nach mehrere Stunden endlich gegangen ist, und meine Schwester irgendwann auch vom Einkaufen zurück war, hieß es, dass es ja eh zu spät wäre, jetzt noch Essen zu gehen, und man besser zu Hause schnell was Essen kann. Danach würde ich darüber informiert, dass ich am Samstagsnachmittag zu erscheinen habe, da meine Unterstützung beim Setzen der Tomaten benötigt wird. Im Prinzip hätte ich am Freitag auch zwei Stunden Zeit gehabt, diese Gartenarbeit zu erledigen, aber die Tante war ja zu Besuch. Diese Gartenarbeit muss unbedingt am Samstag erledigt werden, und darf auf keinen Fall verschoben werden, weil die Tomatensetzlinge aus dem Gewächshaus jetzt dringen gesetzt werden müssen.

Am Samstag hätte ich eigentlich eine längere Fahrradtour geplant. Aber aufgrund meiner Verpflichtung zur Gartenarbeit konnte ich nur eine kurze Fahrradtour unternehmen. Als ich dann am Samstagnachmittag bei meiner Mutter ankam, saß ihre 85-jährige Freundin auf der Terasse. Normalerweise kommt diese eher am Sonntag zu Besuch, aber ihr war halt gerade langweilig. So kam es, dass ich keine lange Radtour unternommen habe, und statt dessen neben Seniorinen auf der Terasse saß, und von denen ignoriert wurde.

Die Anekdote von diesem Wochenende ist ein Einzelfall, sondern eher Normalität. Meine Mutter drängt mich ständig dazu, dass ich möglichst jeden Tag zu ihr zu Besuch komme. Das ist manchmal schwierig. Manchmal habe ich Feierabend, es ist schönes Wetter, und ich denke mir, da könnte ich ja mal spontan eine kurze Radtour zu einem Biergarten unternehmen, und dort zu Abend essen. Das ist aber nicht so einfach möglich, weil ich mich erst vorher telefonisch bei meiner Mutter abmelden muss. Und dann ist ihre Antwort typischerweise, dass ich doch bitteschön statt dessen zu ihr zu Besuch kommen sollte, weil sie ja sonst ganz alleine zu Abend essen müsste. Aber wenn ich dann zu Besuch komme, ist ihre Freundin ungeplant zu Besuch, und sie spielen Romme. In einem solchen Fall kann ich ja auch nicht sagen „Oh, du hast Besuch, dann gehe ich ja wieder“. Sondern ich setzte mich daneben, und denke, dass die ja bald mit Rommespielen fertig sein werden. Dann sitzen sie da und sagen: Oh, ich habe ja soo schlechte Karten … ich kann mich nicht entscheiden welche Karte ich abwerfen soll … MMhhhhhh … ich kann mich nicht entscheiden. Und dann sitze ich da stundenlang und schaue beim Rommespielen zu, während ich doch lieber eine Radtour gemacht hätte.

Sonntag, 18. November 2018
Warum müssen manche Leute immer Motzen? – Teil 2
Diesen Sommer bin ich von einer Berghütte abgestiegen, als mir drei Wanderer entgegenkamen. Der Mann hat laut zu seinen zwei Begleiterinnen gesagt: "Schaut euch mal diesen Deppen an. Was der für einen riesigen Rucksack mitschleppt. Die Leute sind zu blöd zum Rucksack packen".

Mein Rucksack sah ziemlich voll aus, doch das hatte gute Gründe. Ich war zehn Tage in den Bergen von Hütte zu Hütte unterwegs, und dafür benötigt man einfach mehr als wenn man nur für ein verlängertes Wochenende auf eine Hütte geht. Weiterhin bin ich auch noch ein paar Klettersteige gegangen, und die Klettersteigausrüstung benötigt auch ihren Platz. Normalerweise verstaue ich den Helm platzsparend im Rucksack, das heißt ich fülle den Innenraum des Helms noch mit Socken aus. Da ich aber an diesem Tag aber nur noch einen kurzen Abstieg von der Hütte vor mir hatte, habe ich alles nur noch schnell und wenig platzsparend in den Rucksack geworfen.

Neben meiner normalen 1-Liter-Trinkflasche hatte ich noch eine leer 1,5-Liter-Pet-Flasche im Rucksack. Auf diesen Hütten im Steinernen Meer gab es kein Trinkwasser, weshalb man auf den Hütten das Trinkwasser für die Tour in Form dieser 1,5-Liter-Pet-Flaschen kaufen musste. Da ich nur einen kurzen Hüttenabstieg vor mir hätte, habe ich diese leere 1,5-Liter-Flasche einfach lose in den Rucksack geworfen. Dies konnte dieser Motzkopf alles nicht wissen.

Wenn ich auf eine Bergtour gehe, nehme ich eine Packliste zur Hand. Diese Packliste habe ich über die Jahre hinweg optimiert. Jedes Mal, wenn ich von einer Bergtour zurückkomme, packe ich den Rucksack aus und prüfe, ob ich eventuell etwas Unnötiges mitgeschleppt habe und was ich vermisst habe. So habe ich meine Packliste nach und nach optimiert.

Diese Packliste unterliegt Wellenbewegungen. Manchmal kommt man von einer Bergtourenwoche zurück und stellt fest, dass noch ein paar unbenutzte Socken im Rucksack liegen, weshalb man das nächste Mal weniger Socken mitnimmt. Und dann kann es wieder passieren, dass es zu Anfang einer Bergtour jeden Tag regnet, und jeden Tag seine durchnässte Socken wechseln muss, so dass gegen Ende die Socken knapp werden. Dann nimmt man das nächste Mal wieder mehr Socken mit.

Die vom Alpenverein herausgegebene Packliste empfiehlt, dass man selbst für normale Bergwanderungen in den österreichischen Alpen Handschuhe und Mütze mitnimmt. Diese Ausrüstungsgegenstände habe ich mir immer gespart. Wenn es regnet oder kalt wird, packe ich die Stöcke weg und fahre die Hände ein, so dass sie unter den langen Ärmeln der Goretex-Jacke geschützt sind. So hat dies für mich immer gut funktioniert – normale Handschuhe halten sowieso nicht lange dem Regen stand, bevor sie durchnässt sind. Nur auf einer von vielleicht hundert Touren habe ich Handschuhe vermiss. An diesem Tag war die Schneefallgrenze auf 1500 Meter abgesunken, und ich bin bei leichtem Schneefall zur nächsten Hütte gelaufen. An diesem Tag wollte ich zur nächsten Hütte, da ich ansonsten einen Hüttenkoller bekommen hätte, wenn ich den ganzen Tag auf der öden Hütte rumgehockt wäre. Bei dieser Tour musste ich die Stöcke zur Hilfe nehmen, weil der Schnee die vielen schräg liegenden Steine auf dem Weg verdeckt hat. Bei diesen kalten Bedingungen wären Handschuhe sehr hilfreich gewesen. Doch ich wusste mir zu helfen: anstatt den Handschuhen habe ich einfach dicke Bergsocken über die Hände gezogen. Der Grund, warum ich normalerweise keine Handschuhe und Mütze mitnehme, ist nicht so sehr das zusätzliche Gewicht, sondern, dass es keinen guten Platz im Rucksack dafür gibt. In dem Deckelfach ist sowieso so viel Kleinzeug wie z.B. Geldbeutel, Handy, Proviant, Papiertaschentücher, Sonnenschutzmittel, Stirnlampe usw. Auf die Dauer ist es einfach nervig, sich immer an den Handschuhen vorbei wühlen zu müssen, wenn man die Sonnencreme sucht.

Die Frage, ob man eine Softshelljacke mit nimmt oder nicht, ist auch ein schwieriges Thema. Ich selbst bin kein Fan von diesen Softshelljacken, da ich sowieso schon einen Fleece-Pullover dabei habe, der sehr warm gibt, und gleichzeitig sehr leicht ist. Eine Softshelljacke bringt kaum zusätzliche Wärme, wiegt aber viel. Oft bin ich nach einer Woche in den Bergen zurückgekommen, und habe mich geärgert, die ganze Zeit das Gewicht der Softshelljacke mitgeschleppt zu haben, ohne sie nur einmal zu benötigen. Dann gibt es wieder Situationen, wo man abends vor der Hütte sitzt und den Sonnenuntergang geniest, und dabei um die Softshelljacke froh ist. Bei schlechtem Wetter kann die zusätzliche Wärme durch die Softshelljacke auch Sicherheit bedeuten. Und an Sicherheit spare ich grundsätzlich nicht, deshalb habe ich meistens diese Softshelljacke dabei.

Mittlerweile gibt es Softshelljacken, die 100 Gramm leichter sind als meine. Diese modernen Jacken kosten dann aber auch gleich 200 Euro. 200 Euro Ausgaben, um 100 Gramm zu sparen, sind ein sehr ungünstiges Verhältnis. Ein Freund von mir sagte mal so schön: da sollte man lieber anfangen, an den kiloschweren Speckring rund um dem Bauch ran zu gehen.

Bei dem Kauf meines 45-Liter-Rucksacks habe ich darauf geachtet, dass er auch für Hochtouren geeignet ist, d.h. es muss die ganze Hochtourenausrüstung wie Gurt, Helm, Pickel, Steigeisen usw. reinpassen. Theoretisch könnte ich mir jetzt speziell für Mehrtageswanderungen von Hütte zu Hütte einen weiteren Rucksack kaufen, der etwas kleiner ist. Solange ich kein Helm und Klettersteigset mitnehme, würde mir eine Rucksackgröße von 35 bis 40 Liter genügen. Die aktuellen Rucksackmodelle sind sowieso nochmal etwas leichter als mein 10 Jahre alter Rucksack. So könnte ich nochmal zu einem Preis von 200 Euro 200 Gramm sparen. Dieses Kosten-Nutzen-Verhältnis ist für mich aber zu ungünstig, weshalb ich lieber trainiere und darauf achte, nicht zu viel Speck rund um die Hüften mitschleppen zu müssen.

Ich selbst gebe nicht ungefragt Ratschläge. Wenn ich auf einer Hütte nach der Länge oder Schwierigkeit einer Tour gefragt werde, gebe ich gerne Auskunft, aber ich belehre niemanden, um mich selbst aufzuspielen. Nur einmal habe ich jemanden ungefragt einen Ratschlag gebeten: dieser Wanderer hatte in aller Gemütsruhe an einer steinschlaggefährdeten Stelle Rast gemacht. Für meinen Hinweis, die Pause besser hundert Meter weiter zu machen, war er dann dankbar. (Das folgende Bild zeigt eine ähnlich steinschlaggefährdete Stelle, nur mit dem Unterschied, dass dort ein Warnschild angebracht wurde. Den steilen Felsüberhang, von dem aus die Steine auf diesen Rastplatz fallen können, sieht man auf diesem Bild nicht.)




Nach einer langen Exkursion über Wandern und Ausrüstung möchte ich wieder zum Kern der Frage zurückkommen: welche Motivation bringt die Leute dazu, so zu reden?

In der Theorie sollte eine Kommunikation ja dazu dienen, dass sie entweder dem Empfänger oder dem Sender nutzt. Bienen kommunizieren beispielsweise mit den anderen Bienen in ihrem Volk, um sie über die Position einer Nahrungsquelle zu informieren. Ich habe einen anderen Wanderer vor der Steinschlaggefahr gewarnt, und ihm so geholfen.

So betrachtet sind Motzereien eigentlich sinnlos, und werden nur erzeugt, damit man sich selbst moralisch überlegen fühlen kann.
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