Sonntag, 24. Januar 2016
So manches linke Zeug kann ich mittlerweile nicht mehr hören
Früher habe ich gerne mal die heute-show angeschaut. Die erste Sendung im Jahr 2016 war aber nicht mehr zum Aushalten. Früher hat diese Sendung für Linksintellektuelle gern unbequeme Wahrheiten unter den Teppich gekehrt, und ist stattdessen in ein Nazi-Dorf gefahren, um dort einen Dorfdeppen zu finden, der sich vor der Kamera lächerlich macht. Diese Art der Sendung fand ich immer lustig.

Bei der letzten Sendung konnte aber die heute-show die Vorfälle zu Silvester nicht mehr ignorieren. Deshalb hat sich ein Reporter vor den Kölner Hauptbahnhof gestellt und gesagt: „Ich bin ein gut aussehender Mann und erwarte, dass ich gleich sexuell belästigt und bestohlen werden. Wo ist denn jetzt der Marokkaner? Ja wo ist denn jetzt der Marokkaner? Warum ist jetzt immer noch kein Marokkaner da?“. Auf der ersten Kameraeinstellung konnte man sehen, dass der Reporter 50 Meter neben einem Polizeibus stand. Was will uns die heute-show wohl damit sagen? Dass, bloß weil der Reporter während den 5 Minuten im Scheinwerferlicht nicht belästigt wurde, die mehr als 500 Strafanzeigen zu Silvester alle erfunden sind?

Die zweite Aussage der heute-show war, dass an den Silvester-Vorfällen in Köln die Polizei Schuld hat. Diese Ausrede finde ich zu billig. Woher hätte denn die Polizei wissen sollen, dass es ausgerechnet in diesem Jahr Ausschreitungen geben wird, nachdem es in den letzten Jahren ruhig war? Der Geheimdienst hat aktuell einfach nicht genug Dolmetscher, um die ganzen Whats-App-Nachrichten auf Arabisch mitlesen zu können. Und wenn die Polizei vorab gesagt hätte „wir setzen zu Silvester mehr Polizisten ein, da dieses Jahr mehr als eine Million Flüchtlinge angekommen sind“, wäre die heute-show die Ersten gewesen, die „Nazi“ gebrüllt hätten.

Die nächste Aussage der heute-show war, dass die AFD gefälligst die Klappe zu halten hat und nicht über die sexuellen Belästigungen zu Silvester reden darf, weil sie sich früher nicht für die Gleichberechtigung engagiert hat. Meiner Meinung nach ist es aber durchaus erlaubt, gegen Diebstähle, Raubüberfalle, sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen zu sein, ohne sich auch gleichzeitig für Frauenquote und das Transgender-Sternchen zu engagieren. Umgekehrt stellt sich die Frage, wo jetzt plötzlich die vielen neu eingestellten GleichstellungsbeauftragtInnen sind, die sich sonst so intensiv um die korrekte Verwendung des Binnen-I kümmern. Anstatt jetzt vor den Flüchtlingen Vorträge über Gleichberechtigung zu geben und die Einhaltung im Schwimmbad zu überwachen, sind die auf Tauchstation gegangen und kassieren weiterhin die Steuergelder für ihre Vollzeitstelle.

Neben der heute-show ist auch ein linker Motzblogger aus Berlin aus meiner Lesezeichenliste geflogen. Dieser Linksblogger ist gerade aus dem CCC (Chaos Computer Club) ausgetreten, da er mit der fortschreitenden Zensur auf den CCC-Mailinglisten nicht mehr einverstanden ist. Zur Internetzensur hatte ich hier gerade vor kurzem einen Blogbeitrag verfasst. Seltsamerweise hatte diese Blogger vor Jahren zusammen mit dem CCC intensiv dafür gekämpft, dass Terroristen ihre Bombenbauanleitungen und Pädophile ihre Kinderpornos ungestört aus dem Internet herunterladen dürfen, zu der aktuellen Entwicklung, dass nun 100 Mitarbeiter des für ihn sonst so bösen Bertelsmann Konzern nun Facebook zensieren, hat er aber nie ein Wort verloren.

Dieser linke Blogger hat zu Anfang des Jahres die sexuellen Belästigungen zu Silvester zuerst verharmlost. Als dann die Anzahl der Anzeigen von 100 auf über 500 gestiegen ist, hat er dieses Thema komplett ignoriert.

Sein vorletzter von mir gelesener Blogbeitrag hat einen Überfall auf einen Polizisten behandelt. In Berlin wurde ein Polizist von vier vermummten Personen überfallen und zusammen geschlagen. Bei den Tätern handelt es sich vermutlich um Linksautonome. Dieser Linksblogger hat sich über die Polizei lustig gemacht und gesagt, dass der Polizist ja selbst schuld ist, weil er alleine in einem Gebiet unterwegs war, in dem viele Häuser Linksautonomen gehören. Er hat zwar nicht direkt gesagt, dass er den Überfall auf den Polizisten gut findet, aber in seinem langen Text auch nicht angedeutet, dass er den Überfall schlecht findet.

Sein letzter Spruch war „War Grenzkontrollen sagt, muss auch Tränengas sagen“. Hinter dieser Überschrift war ein Bericht verlinkt, nachdem die Grenzschützer Tränengas einsetzen mussten, um die Erstürmung des Grenzzauns durch Hunderte von Flüchtlingen zu verhindern. Diese Argumentation, die man auch anderswo in der Qualitätspresse findet, wonach Grenzkontrollen sowieso nicht möglich sind und man deshalb die Gesetzgebung am besten gleich sein lassen sollte, finde ich perfide.
In der Schule habe ich gelernt, dass die Staatsgewalt aufgeteilt ist in Legislative, Executive und Judikative. Jeder der sagt, dass die Executive sowieso unfähig ist, die Grenzen zu sichern, und deshalb die Legislative aufhören kann, Gesetze zu machen, gibt implizit zu, dass der Staat die Kontrolle verloren hat.
0 Kommentare

Sonntag, 17. Januar 2016
Die Internetzensur in Deutschland wird kommen
Jeder Staat hat ein starkes Interesse daran, die Meinung seiner Bürger zu steuern. In Deutschland redet man verächtlich über die Internetzensur in China, wo gezielt oppositionelle Gruppen oder politisch ungewollte Themen wie z.B. das Tian’anmen-Massaker zensiert werden. Facebook ist in China gleich komplett gesperrt. Die Google-Suche ist dagegen in China erreichbar, dafür musste Google bestimmte Suchbegriffe zensieren. Facebook hat daraus wohl gelernt, dass es besser ist, die Zensurwünsche eines Staates zu akzeptieren und umzusetzen, als den Umsatz in diesem Staat komplett zu verlieren. Im Prinzip ist der Zensurwunsch durch den deutschen Staat nichts anderes als die Zensur in China, nur dass die Zensur in China immer als Böse dargestellt wird, wohingegen die Zensur in Deutschland gut ist und einem guten Zweck dient.

Der Staat hat ein so großes Interesse an der Zensur, dass er damit einfach irgendwann erfolgreich sein wird. Selbst wenn die Zensurwünsche in einem Jahr von den Bürgern abgewehrt werden können, wird es der Staat im nächsten Jahr mit einer anderen Begründung wieder versuchen, und irgendwann erfolgreich sein.

Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als man jeden Tag von Neuem in der Zeitung lesen konnte, dass Terroristen Bombenbauanleitungen aus dem Internet herunterladen, und deshalb möglichst schnell die Bombenbauanleitungen zensiert werden müssen, um den nächsten Terroranschlag zu verhindern. Man hatte das Gefühl, dass wenn man jetzt nicht sofort morgen diese Internetseiten zensiert, übermorgen ein Terrorist mit Hilfe dieser Bombenbauanleitung einen Terroranschlag verübt. Dieser Zensuranlauf wurde von der Netzgemeinde vehement abgewehrt. Wenn man nun die paar Jahre zurückblickt, die seit diesem Zensuranlauf vergangen sind, wird man sich an einige Terroranschläge erinnern können, aber bei keinem Terroranschlag hat eine Bombenbauanleitung aus dem Internet eine Rolle gespielt. Ein Faktor bei diesen Terroranschlägen war, dass die Terroristen sich als Flüchtlinge ausgeben konnten und mit gefälschten Pässen in Europa einreisen und quer durch Europa reisen konnten, ohne auch nur einmal kontrolliert zu wären. Auf die Idee, deswegen Passkontrollen einzuführen, wäre wegen diesem Terroranschlag aber niemand gekommen.

Im Jahr 2009 gab es in Deutschland den nächsten Anlauf zur Internetzensur: Eine naive Promi-Ehefrau wurde vorgeschickt, um der Presse täglich zu erzählen, dass sie sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern engagiert und deshalb eine Internetzensur erforderlich ist, um die Verbreitung von Kinderpornografie zu verhindern. Dieser Zensuranlauf wurde von der Netzgemeinde intensiv bekämpft. Nach dieser intensiven Kampagne ist es plötzlich still geworden um Kindesmissbrauch. Es kamen ein paar reale Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche auf, doch die Aufklärung verlief sehr schleppend und die Täter wurden oft nicht bestraft, sondern nur versetzt. Gegen den wirklichen Kindesmissbrauch sollte man meiner Meinung nach intensiver vorgehen, die Kinderpornografie im Internet war dagegen nur ein durchschaubarer Vorwand.

Nun läuft der nächste Anlauf zur Internetzensur. Diesmal ist die Begründung, dass politische Hetze unterbunden werden soll. Bei diesem Argument knickt die eher linke Netzgemeinde plötzlich ein, und gibt den Kampf gegen die Internetzensur auf, den sie doch seit 2009 so intensiv geführt hat. Ich kann diese politisch eher links eingestellte Netzgemeinde nicht mehr ernst nehmen. Jahrelang wehrt sie erfolgreich mehrere Zensuranläufe, die mit dem Kampf gegen Terrorismus und Kindesmissbrauch begründen wurden, erfolgreich ab, und jetzt plötzlich bleibt der Aufschrei aus.

Facebook hat auch aus China gelernt, und setzt lieber proaktiv die Zensurwünsche des deutschen Staates um. Dazu stellt Facebook 100 Zensoren ein, die von einer Tochtergesellschaft des Bertelsmann-Konzerns kommen. Ich sehe darin eine problematische politische Ausrichtung – die Chefin dieses Konzerns ist die milliardenschwere Liz Mohn, welche angeblich eine Freundin von Angela Merkel ist und gern mit ihr Kaffee trinkt, weshalb die ganze Bertelsmann-Presse schon immer durch eine hohe Regierungsnähe aufgefallen ist.

Wenn die Facebook-Zensoren wenigstens Juristen im Staatsdienst wären, könnte man hoffen, dass diese Zensoren nach einem Gesetz handeln. Aber bei Leuten, die früher Zeitschriften-Abos am Telefon verkauft haben, und nun im Auftrag einer regierungsnahen Presse umgeschult werden, habe ich so meine Zweifel.

Aus meiner Sicht verstößt diese geplante Facebook-Zensur gegen das im Grundgesetz definierte Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Gesetz kennt jetzt schon Straftatbestände gegen Verleumdung, Holocaust-Leugnung usw., weshalb ich keinen Bedarf für eine Gesetzesänderung sehe. Die Formulierung, dass politische Hetze in Facebook zensiert werden soll, finde ich zu schwammig. Der Begriff „politische Hetze“ kann ja vom Zensor nach Belieben so interpretiert werden, dass alles, was nicht der Linie der Regierung entspricht, als politische Hetze definiert wird. Mit dem Begriff „politische Hetze“ könnte ja auch China begründen, warum viele oppositionelle Gruppen zensiert werden.

Die Politik beschwert sich ja immer über das mangelnde politische Interesse der Bürger. Nur wenn sich der Bürger mal interessiert und seine Meinung äußert, und die Meinung nicht mit der Regierung übereinstimmt, wird dieses politische Interesse für Stuttgart 21 gleich als Wutbürgertum diffamiert. Daraus habe ich gelernt: wenn der Bürger die gleiche Meinung wie die Regierung hat, hat er ein ehrenwertes politisches Interesse, wenn er dagegen die Regierung kritisiert, ist er ein politischer Hetzer, der bald auf Facebook zensiert wird.
0 Kommentare

Donnerstag, 14. Januar 2016
Gutmensch als Unwort des Jahres 2015
Nachdem ich das gelesen habe, dass das Wort Gutmensch zum Unwort des Jahres 2015 erklärt wurde, musste ich erst einmal darüber nachdenken, was dieses Wort für mich bedeutet. Es gibt ein paar Menschen, die ich nur mit dem Wort Gutmensch treffend beschreiben kann. Zum Beispiel diese 50-jährige Hausfrau, die aufgrund des hohen Gehalts ihres Manager-Ehemanns nicht mehr arbeiten muss. Sie fährt mit dem dicken 6-Zylinder-Geländewagen einkaufen, und unterzeichnet gleichzeitig auf Facebook eine Online-Petition gegen eine neue Palmöl-Plantage in Brasilien. Ein anderes Beispiel ist der 40-jährige Arbeitslose, der ständig in seinem Blog auf den Staat schimpft, weil er keine Arbeitsstelle bekommt, die einem Menschen mit einem sechsjährigen Philisophiestudium angemessen ist. Dieser Linksblogger und die Gutmenschen-Hausfrau kommen ständig mit kreativen Ideen, für welche sozialen Wohltaten der Staat noch ein paar Milliarden Euro mehr ausgegeben könnte, aber gleichzeitig würden sie trotz ihrer sehr vielen freien Zeit selbst nicht auf die Idee kommen, ihre Zeit sinnvoll für eine ehrenamtliche Arbeit als Flüchtlingshelfer zu nutzen. Diese Art von Menschen kann ich treffender weise nur mit Gutmensch beschreiben.

Einen Mensch, der seine eigene Arbeitskraft oder sein eigenes Geld für etwas sozial Gutes einsetzt, achte ich sehr. Diese wirklich sozial engagierte Person würde ich nie als Gutmensch bezeichnen. Ein Gutmensch dagegen ist für mich dagegen jemand, der soziales Engagement nur heuchelt und von anderen einfordert, selbst aber nichts leistet. Die Unwort-Redaktion definieren dagegen das Wort Gutmensch so, als wäre dieses Wort das Schimpfwort für Jemanden, der wirkliche soziale Arbeit leistet und diese nicht nur heuchelt. Diese Definition klingt für mich wie eine bewusste Wortverdrehung, die nur dem Ziel dient, dieses Wort zu verbieten.

Ein Heuchler ist ein Mensch, der nach außen vorgibt, eine innere geistige Einstellung zu haben, die er in Wirklichkeit nicht hat. Pharisäer und Gutmenschen sind Untergruppen von Heuchlern: Pharisäern heucheln eine Religiosität, und Gutmenschen heucheln Umweltschutz und soziales Engagement. Der Begriff Umweltschutz wurde erst vor wenigen Jahrzehnten erfunden und in den Duden aufgenommen. Dementsprechend finde ich es passend, dass der Duden auch den dazugehörigen Begriff Gutmensch als eine Art Heuchler von Umweltschutz und sozialem Engagement ebenso in den Duden aufgenommen hat.

Hätte die Industrie-Lobby damals besser aufgepasst, hätte sie in den Achtzigerjahren den Begriff Umweltschutz zu einem Unwort erklärt. Wenn man diesen Begriff nicht mehr aussprechen darf, kann man sich auch nicht mehr für den Umweltschutz engagieren. Ergo würde es heute keine Katalysatoren und Rußfilter für Autos geben, und niemand könnte über den Klimawandel reden. Die Sprache steuert nämlich, was man denken kann. Deshalb verbietet die Gedankenpolizei in Orwells Roman 1984 auch regelmäßig Begriffe, um damit den Menschen auch die dazugehörigen Gedanken zu verbieten.
Passend dazu habe ich in der FAZ (Link) einen Artikel gefunden: "Bedrohte Meinungsfreiheit - Politisch ganz korrekt". Meine erste Vermutung bei dieser Überschrift war, dass die FAZ selbstkritisch das Unwort des Jahres 2015 reflektiert. Aber stattdessen bezieht sich dieser Artikel nur auf Großbritannien: "An britischen Universitäten läuft die „neue politische Korrektheit“ aus dem Ruder .... Professoren sehen das Grundrecht auf freie Rede bedroht.". Dazu fällt mir nur noch das Sprichwort ein: Den Splitter im Auge seines Bruders sieht man, das eigene Brett vor dem Kopf sieht man aber nicht.

Vor 2000 Jahren war derjenige Mensch am höchsten angesehen, der am penibelsten die ganzen religiösen Vorschriften befolgt hat. Infolgedessen gab es viele Menschen, die nach außen hin Religiosität geheuchelt haben, um an Sozialprestige zu gewinnen. Diese Menschen wurden von Jesus als Pharisäer bezeichnet. Wenn sich heutzutage die Akademiker abends in einer Großstadt treffen, kann niemand mehr mit seinem christlichen Glauben angeben. Umweltschutz und soziales Engagement ist die neue Religion. Die Versuchung ist deshalb groß, Engagement für Umweltschutz und Soziales zu heucheln, um sich gut und moralisch überlegen zu fühlen, Sozialprestige zu gewinnen, und kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn man mit einem dicken Geländewagen einkaufen fährt und vom dem Geld anderer Leute lebt. In dem modernen Zeiten hat der Umweltschutz und das soziale Engagement die Religion abgelöst, dementsprechend ist der Gutmensch die moderne Form des Pharisäers.

Ich hätte einen anderen Vorschlag für das Unwort des Jahres 2015: Arschloch.
Zur Begründung muss ich erst etwas ausholen. Nach den sexuellen Übergriffen zu Silvester in Köln, die größtenteils von Menschen mit nordafrikanischer oder arabischer Herkunft ausging, hat der CDU-Generalsekretär Tauber korrekt das Verhalten der Gutmenschen auf Twitter vorhergesagt: "Wo bleibt denn der #Aufschrei? Bei Dirndlwitzen Maulhelden überall. Aber nun betretenes Schweigen."
Die Gutmenschen-Blogs blieben auch still, bis auf einen Facebook-Account. Der hatte ein Bild geliked, wo ein Fresszettel abgebildet war, auf dem inhaltlich nichts stand außer ein paar Mal das Wort Arschloch. Es ist ein typisches Muster der Gutmenschen, das sobald sie nicht mehr weiter wissen, immer die Totschlag-Keule "Arschloch" oder "Nazi" raus holen. Die Verwendung dieses Wortes führt immer dazu, dass Niveau eines Meinungsaustausches sofort von einer rationalen Ebene auf eine niveaulose Beleidigung herabfällt. Deshalb sollte dieses Wort zu einem Unwort werden.

Als ich dieses Wort Arschloch auf Facebook gelesen habe, habe ich mich gefragt, wo jetzt die von der Politik gewünschte Facebook-Zensur bleibt. Mir fällt dazu immer ein Bild ein, auf dem der 24-jährige Facebook-Chef Zuckerberg bei einem Staatsbankett wie ein Milchbubi neben Angela Merkel steht und verlegen auf den Boden schaut. Die dazu passende Bildunterschrift ist: "Ja Mutti, du kriegst deine Zensur". Aber vielleicht habe ich das mit der Facebook-Zensur auch falsch verstanden, denn in der New York Times (Link) wird diese Facebook-Zensur wie folgt beschrieben: "But the German government still seems more concerned about policing restless natives — most recently through a deal with Facebook and Google to restrict anti-immigrant postings — than with policing migration".
0 Kommentare

Samstag, 9. Januar 2016
Die Ausschreitungen in Köln zu Silvester werden vollkommen überbewertet
In den Medien werden aktuell die Vorfälle vor dem Kölner Hauptbahnhof sehr heiß diskutiert. Diese intensive Diskussion ist übertrieben, hundert Strafanzeigen zu Sylvester sollten eigentlich als normales Grundrauschen untergehen. Wer sich wirklich bewusst dafür entscheidet, die Silvesternacht in Köln zu verbringen, muss einfach akzeptieren, dass er nicht nur ein paar Hundert Euro für Zugtickets und Getränke ausgeben muss, sondern auch ein paar Euro an die Taschendiebe verliert. Außerdem ist Köln von mir zu Hause mehrere hundert Kilometer weit weg. Wer sich einzelne Polizeimeldungen zu mehr als hundert Kilometer entfernten Vorfällen herauspickt, und auf diesen Einzelfällen tagelang herumreitet, muss ein Nazi sein.

Bei maximal zwei der einhundert Strafanzeige wurden mittlerweile die dazugehörigen Tatverdächtigte ermittelt (Stand: 7. Januar). Deshalb würde es mich sehr wundern, wenn laut Statistik die Anzahl der Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen über zwei Prozent läge. Dieser Prozentsatz entspricht der in der Größenordnung dem normalen Anteil der Flüchtlinge unter der Gesamtbevölkerung. Deshalb ist es statistisch korrekt, wenn der Vertreter der Polizei den besorgten Anwohnern eines zukünftigen Flüchtlingsheims erklärt, dass es eine Mär ist, dass durch Flüchtlinge die Kriminalität steigt.

Als Bürger interessieren mich weder die Straftaten, die in mehr als einhundert Kilometer Entfernung passieren, noch dieser eine Flüchtling, der laut SWR Fernsehen gerade an der Heidelberger Uni-Klinik das neueste Mittel zur Heilung von Krebs erforscht. Diese Lobhudelei durch die SWR-Reporter war selbst dem Flüchtling peinlich, so dass er in dem einzigen Satz, den der überhaupt sagen dürfte, angemerkt hat, dass er eigentlich nur einen normalen Laborjob macht. Im Oktober 2015 wurde der SWR-Filmbeitrag über eine Fahrradwerkstatt in einer Flüchtlingsaufnahme falsch geschnitten. So konnte der Fernsehzuschauer sehen, wie die beiden Schwarzafrikaner zuerst ein paar Sekunden planlos neben einem Fahrrad standen, bevor sie wie auf Kommando angefangen haben, wild irgendwo herumzuschrauben. Da wurden wohl beim Filmschnitt die paar Sekunden vor dem Kommando "Kamera läuft" nicht rausgeschnitten. Das SWR Fernsehen kann sich solche Schnitzer erlauben, da die Zuschauer in der Regel sowieso nur Rentner sind, denen solche Kleinigkeiten nicht auffallen. Als ich meiner achtzigjährigen Mutter einmal auf einen solchen Fehler in der Berichterstattung hingewiesen habe, hat sie nur entsetzt geantwortet, dass sie ja gar nicht die Wahrheit wissen will, sondern nur etwas Bequemes hören möchte. Dies ist wohl der Grund, warum auf ihrem Fernseher direkt nach dem Einschalten immer das SWR Fernsehen läuft.

Diese Aufregung über Köln finde ich auch deshalb übertrieben, weil es zwei Wochen vorher einen anderen Vorfall gab, den ich viel wichtiger fand, der aber in den Medien schnell unterging. Außerdem ist dieser Vorfall nicht in dem mehr als hundert Kilometer entfernten Köln geschehen, sondern in dem zehn Kilometer entfernten Bahnhof einer Kleinstadt mit 25.000 Einwohnern. Ein 32jähriger Mann wurde Samstagsabends kurz vor Mitternacht vor dem Bruchsaler Bahnhof niedergeschlagen und ausgeraubt (siehe http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110972/3207281). Die fünf bis acht Täter haben ein arabisches Aussehen. Eigentlich hat der Mann alles richtig gemacht, indem er die Frage nach Zigaretten verneint hat. Er war auch nicht zu einer außergewöhnlichen Uhrzeit in einer dunklen Ecke unterwegs, sondern zur gleichen Zeit an dem Ort, an dem ich selbst auch bin, wenn ich abends in das nächstgelegene Kino gehe. Für mich war dies damit die erste Polizeimeldung, die ich nicht damit abtun konnte, dass dies mir ja nicht passieren könnte, weil ich nicht weit nach Mitternacht betrunken durch igendwelche dunklen Ecken einer Großstadt wanke. Wenn der Kölner Bahnhofsvorplatz zu Silvester ein rechtsfreier Raum wäre, könnte ich problemlos damit leben. Man muss ja nicht zu Silvester nach Köln gehen. Aber damit, dass ich es mir nun zweimal überlegen muss, ob ich mich überhaupt in das Kino einer Kleinstadt trauen kann, habe ich ein Problem.

Nachtrag: Nach dem Schreiben dieses Blog-Beitrags habe ich in der BNN (das einzige Qualitätsmedium im badischen Raum) neue Informationen gefunden, wonach mittlerweile bis zu 15 Asylbewerber zu den Tatverdächtigen in Köln gehören, sich aber gleichzeitig die Anzahl der Strafanzeigen von 100 auf 300 erhöht hat. Zuerst wollte ich die oben angegebene Statistik, die noch auf dem alten Wert von 2 basiert, korrigieren - dies wäre aber nicht so einfach möglich, da der ganze folgende Text auf dem Ergebnis der Statistik basiert, und ich dann auch den ganzen folgenden Text hätte umschreiben müssen. Ich war kurz davor, den Absatz mit der nun überholten Statistik zu löschen, bis mir eingefallen ist, dass ich dann wie das Orwellsche Wahrheitsministerium gehandelt hätte, welches nachträglich Artikel aus alten Zeitungen ausschneidet und verbrennt.

In der aktuellen BNN-Ausgabe beruhigt der für meinen Wohnort zuständige Polizeichef die Bevölkerung, in dem er sagt, dass von Antanzdiebstählen in der Regel nur Männer betroffen sind, die in den frühen Morgenstunden angetrunken unterwegs sind. (Das heißt jemand wie ich, der noch vor Mitternacht nüchtern vom Kino zum Bahnhof geht, muss überhaupt keine Sicherheitsbedenken haben.) Im Jahr 2015 gab es in seinem Zuständigkeitsbereich kein Fall eines Antanzdiebstahles. Diese Pressemeldung hat mich wieder etwas beruhigt. Schließlich wurde bei der Tat im Dezember 2015 das Opfer zwar nach Zigaretten gefragt und danach niedergeschlagen, aber es wurde dabei nicht getanzt!

2. Nachtrag: Am 11. Januar hat der Innenminister von NRW gesagt, dass die Täter fast nur Migranten waren. Die Anzahl der Strafanzeigen zur Silvesternacht in Köln hat sich auf 500 erhöht. Ich bin stinksauer, dass es so aussieht, als hätte ich oben dummes Zeug geschrieben, obwohl ich damals nur das Meinungsbild der Qualitätsmedien und die Statistik der Polizei wiedergegeben habe, das davon ausgegangen ist, dass die Polizei nur 2 Migranten zu den 100 Strafanzeigen ermittelt hat.

Samstag, 11. April 2015
Schwäbische Mentalität
Als ich vor zwei Wochen auf einer Skitourenwoche war, hat sich der Bergführer abends auf der Hütte über die schwäbische Mentalität lustig gemacht. Der Bergführer ist der Liebe wegen von Berchtesgaden in das Schwabenland umgezogen. Dort gibt es Kletterfelsen. Samstags sind dort alle Routen in den Kletterfelsen frei, während man am Sonntag an jeder Route Schlange stehen muss. Der Bergführer hat gespottet: der Schwabe muss am Samstag den blauen Kittel anziehen und den ganzen Tag um das Haus laufen, damit der Nachbar sieht, dass man fleißig ist.

Jeder am Tisch hat darüber gelacht, bis auf mich. Daraufhin hat mich der Bergführer gefragt, ob ich etwa Schwabe bin. Nein, ich bin kein Schwabe, ich komme aus dem Badischen, aber dort ist die Mentalität in dieser Hinsicht genau gleich. Im Frühling sieht man am Samstag vor jedem Haus jemand, der Rasen mäht, Bäume schneidet, oder mit dem Hochdruckreiniger arbeitet. Jemand, der dort auf die Idee kommen würde, samstags klettern zu gehen oder eine Radtour zu unternehmen, würde als faul beschimpft werden. Der Bergführer hat dagegen einen pflegeleichten Nussbaum neben seinem Haus stehen, und kann so am Samstag klettern gehen.

Ich habe nicht gelacht, weil ich stattdessen über die Einstellung des Bergführers verwundert war. Vor allem weil der Bergführer aus einem der hintersten Winkel in Bayern stammt. Wenn ich an Bayern denke, stelle mich mir einen ländlichen Raum vor, in dem fast jeder entweder Bauer ist, oder von einem Bauer abstammt und noch in der Verwandtschaft hat. Dass sich ausgerechnet die bayrischen Bauern über den schwäbischen Hang zur ständigen Gartenarbeit lustig macht, war für mich schon sehr verwunderlich. Der bayrische Bergführer wird wohl sehr genau den Unterschied kennen: bei der Arbeit des Bauern kommt wirklich ein Ergebnis raus, während der Sinn des schwäbischen Samstag nur ist, den ganzen Tag irgendwie beschäftigt zu sein.

Just an diesem Wochenende wollten meine Kollegen am Samstag eine Wanderung mit einer anschließenden gemütlichen Einkehr unternehmen. Daran konnte ich nicht teilnehmen, weil ich noch so viel unerledigte Gartenarbeit hatte. Der vorherige Samstag war leider komplett verregnet, und die zwei folgenden Samstage waren schon anderweitig ausgeplant. Damit blieb nur der aktuelle Samstag zur Gartenarbeit. Ich muss noch mehrere große Bäume schneiden, drei Himbeerbüsche umsetzen, Grünschnitt fortfahren, den Rasen verkultieren usw. Der Baumschnitt muss im April erledigt sein. Also muss ich den ganzen Samstag Bäume schneiden. Und dann plagt meine Mutter schon länger, dass alle Waschbetonplatten mit dem Hochdruckreiniger vom Moos befreit werden müssen.

Es ergab sich, dass am Freitag meine Mutter mit einem Hasenvater telefoniert hat, der eine Anhängerladung voll Hasenmist loswerden musste. Meine Mutter hat sich sofort gerne bereiterklärt, den Hasenmist auf ihre beiden Komposthaufen zu übernehmen. Da der 75-jährige Hasenvater auch schon ein neues Hüftgelenk hat, wurde festgelegt, dass ich am Samstag den Transport des Hasenmists übernehme. Gut, dass ich schon das Wanderwochenende mit dem Kollegen abgesagt hatte, denn ich wurde ja nicht gefragt, ob ich an dem Samstag Zeit habe.

Überspitzt formuliert bedeutet die schwäbische Mentalität, dass wenn alle anderen den Samstag mit Wandern, Klettern und einer Einkehr genießen, der Schwabe zu Hause bleibt, um Hasenmist zu schaufeln.

Die Aktion mit dem Hasenmist war eigentlich sinnlos, da die überdimensionierten Komposthaufen ja schon insgesamt zur Hälfte voll waren, und der Garten sowieso überdüngt ist. Diese gesamte Gartenarbeit halte ich insgesamt für sinnlos. Meine Mutter betont zwar immer ganz stolz, dass sie so viele Kartoffeln erntet, dass davon die ganze Familie ein Jahr leben kann. Doch hat die Enkelin aus der Großstadt letzt, als sie Kartoffeln aus der Grube holen sollte, mit der Taschenlampen-App des iPhones in die Grube geleuchtet und dabei das iPhone fallen lassen. Leider war das nagelneue iPhone nicht versichert. Ein Sack Kartoffeln kostet ja nur ein paar Euro - für den Preis eines iPhones könnte man sein ganzes Leben lang Kartoffeln kaufen.

Reisen bildet. Ich habe bei meiner letzten Bergwoche von einem Bergführer die schwäbische Mentalität vor Augen geführt bekommen. Bisher hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich am Samstag beim Joggen oder Fahrradfahren an jemanden vorübergekommen bin, der Gartenarbeit verrichtet. Eigentlich müsste es genau umgekehrt sein, denn der Jogger oder Radfahrer unternimmt etwas Schönes, was auch seiner Gesundheit nutzt, während die Leute, die sinnlos im Garten wursteln, einfach nur einfallslos und zu faul für Sport sind.

Der Tischnachbar des Bergführers hat diese Darstellung der schwäbischen Mentalität bestätigt: ich bin von Bayern ins Schwabenland gezogen, habe aber zum Glück ein Haus, das abgelegen liegt und durch die Bäume nicht einsehbar ist, so dass sich niemand beschweren kann, wenn ich das frisch gefallene Laub nicht sofort wegfege. Diese Beschreibung trifft zu, wobei ich von Gesprächen her nur die andere Seite kenne: die Rentnerin berichtet beim Kaffeeklatsch, dass die neu hinzugezogene Familie schon seit Tagen das Laub nicht wegfegt. Dies ist gefährlich, weil auf dem Laub ja jemand ausrutschen könnte. Also habe ich dort angerufen und gesagt, dass Laub herumliegt, welches weggemacht gehört. Daraufhin habe ich die unfreundliche Antwort bekommen: "von Ihnen möchte ich nicht wieder belästigt werden". (Die erzählende Rentnerin hat offen gelassen, wie oft sie dort angerufen hat, bis diese Aussage kam.) Als naiver Zuhörer dieser schwäbischen Rentnerin würde man sich die Frage stellen, ob man die Reingeschmeckten überhaupt auf der Straße grüßen darf. Wobei die schwäbische Hausfrau ja leicht reden hat: in ihrer Welt gab es zu jedem Haus auch eine Hausfrau, die den ganzen Tag Zeit hat. Dass heute auch Frauen berufstätig sind und ein Berufstätiger nach einem harten Arbeitstag nicht noch vor dem Haus einen Scheinwerfer aufstellen möchte, um im Dunkeln das Laub zu fegen, versteht die schwäbische Hausfrau einfach nicht. In ihrer Welt ist eine Hausfrau, die den ganzen Tag nichts anderes macht, als mal kurz Laub wegzufegen, mehr Wert als ein Berufstätiger, der den ganzen Tag eine gute Leistung im Beruf erbringt, und deshalb keine Zeit für die Gartenarbeit hat.

Diese moralische Überbewertung der Gartenarbeit möchte ich durch einen Vergleich noch weiter hinterfragen. Meine Mutter ernährt sich in der Hinsicht ungesund, dass sie zu viel Schweinefleisch isst. Dies ist ein typisches Verhalten der Nachkriegsgeneration, die sich in der Nachkriegszeit das Ziel gesetzt hat, es irgendwann zu schaffen, und dann jeden Abend Fleisch auf dem Teller zu haben. Wenn ich sehe, wie sie abends ein Brot dick mit Leberwurst beschmiert, und dann das Leberwurstbrot noch mit dicken Scheiben Griebenwurst belegt, dann ist das selbst einem Nichtvegetarier ein Zuviel an Schweinefleisch. Sämtliche Ermahnungen, sich gesünder zu ernähren, sind da absolut fruchtlos. Irgendwann war es dann so, dass zu dem Übergewicht, Bluthochdruck und den schlechten Cholesterinwerten noch ein neues Hüftgelenk hinzukam. Also habe ich ihr einen sehr guten Ergometer besorgt und gesagt: hier steht das Ergometer, da kannst du nach der Hüft-OP jeden Tag eine viertel Stunde draufhocken. Dieses Ergometer wurde von ihr nur einmal benutzt. Ich kann nicht verstehen, wie man einerseits so unwillig sein kann, etwas für seine Gesundheit zu tun, und jeden Sport als wertlose Zeitverschwendung abtut, aber gleichzeitig die eigentlich sinnlose Gartenarbeit so moralisch hoch achtet. Der Vergleich zeigt, dass es eigentlich umgekehrt sein müsste: wenn Samstags ein Jogger oder Radfahrer an einem Gärtner vorbeikommt, ist gemäß der schwäbischen Mentalität der Jogger oder Radfahrer faul und der Gärtner fleißig, dabei müsste im Gegenteil der Jogger oder Radfahrer hoch geachtet werden, während hingegen der Gärtner als jemand angesehen werden müsste, der mangels besserer Ideen seine Zeit mit langweiliger Wurstelei verschwendet und zu faul ist, etwas für seine Gesundheit zu tun.
0 Kommentare